Von San Pedro de Atacama wollten wir über Calama (Autowäsche & Supermarkt) und entlang der Küste bis Copiapo fahren, um von dort aus den Paso Piedras Blancas nach Argentinien zu nehmen. Abseits der Panamericana, die meist nur wenige Kilometer von der Küste entfernt verläuft, suchten und fanden wir unsere Übernachtungsplätze in schönen, menschenleeren Buchten. Im Gegensatz zum chilenischen Süden, wo eigentlich jede Wiese von Zäunen umgeben ist, konnte man hier problemlos frei stehen. An einem sehr schönen Strand in der Nähe von Cifuncho legten wir einen Ruhetag ein, und Jürgen konnte mal wieder ausgiebig (aber leider erfolglos) seiner neu entdeckten Leidenschaft, dem Angeln, nachgehen. In Copiapo, dem letzten großen Ort vor dem Pass, erlebten wir das zweite Erdbeben auf dieser Reise, diesmal allerdings mit wesentlich harmloseren Auswirkungen als im August in Peru. Das Beben mit Epizentrum in der nördlichen Atacama-Wüste, das zwar fast die gleiche Stärke hatte, betraf ein nahezu menschenleeres Gebiet und richtete so kaum Schaden an.
Vor mehr als einem Jahr hatte ich in der "Süddeutschen" einen Reisebericht über den Paso Piedras Blancas gelesen, seitdem wollten wir unbedingt in diese Gegend. Wir vermuteten, dass bei der Grenzüberquerung an diesem ziemlich kleinen Pass die Ein- und Ausreiseformalitäten nicht direkt an der Grenze erledigt werden können, sondern vermutlich in der jeweils nächstgrößeren Stadt. Deshalb suchten wir in Copiapo als erstes ein Büro der Migracion, wo wir uns Menschen "ausstempeln" lassen könnten, und den Zoll für das Auto. Beides war nicht zu finden, und bei der örtlichen Polizei wurde uns mitgeteilt, dass der Pass noch gesperrt ist. Ein sehr freundlicher Herr im Tourismusbüro bestätigte diese Information. Nur im Januar und Februar soll der Pass geöffnet sein. Na bravo, jetzt mussten wir uns schnell eine Alternative überlegen. Den nur wenig nördlich gelegenen Paso San Francisco waren wir vor fünf Jahren schon gefahren; die Strecke und die Landschaft hatte uns zwar supergut gefallen, aber ein zweites Mal die gleiche Strecke fahren?? Ca. 350 Kilometer südlich gibt es mit dem Paso Agua Negro die nächste Möglichkeit, die Anden zu überqueren. Der Mensch in der Touristeninfo versicherte uns, dass dieser Pass geöffnet sein würde, auch eine offizielle argentinische Homepage, die alle Andenpässe beschreibt, nannte Anfang November als Öffnungstermin. Noch sahen wir diese Planänderung wenig kritisch, denn zum einen waren wir froh, in Copiapo erfahren zu haben, dass der Pass geschlossen ist und nicht erst an der 200 Kilometer entfernten Grenze. Zum anderen hatten wir vom Agua Negro schon gehört und Bilder gesehen und waren überzeugt, einen guten Ersatz zu haben.
Einen Tag später waren wir in La Serena, am Abzweig ins Valle Elqui und zum Pass nach Argentinien. Im Valle Elqui, einer staubtrockenen und heißen Gegend, wird ein Großteil der Trauben für den Pisco, den chilenischen Nationalschnaps, angebaut. Nur mittels ausgeklügelter Bewässerung kann unter diesen Bedingungen überhaupt etwas gedeihen. Die Felder mit den grünen Weinreben sind ein hammerharter Kontrast zu den kahlen Bergen, die eher an eine Steinwüste als an ein Weinanbaugebiet denken lassen. Die knapp 100 Kilometer von La Serena bis Vicuna und ein bisschen weiter leg-ten wir noch am Nachmittag zurück. Unser Nachtlager hatten wir mangels Alternativen nur knapp neben der zum Pass führenden Straße aufgeschla-gen; dass wir bis zum nächsten Morgen nur eine Handvoll Autos gehört hatten, machte uns schon ein wenig stutzig. Kurz nach Beginn der Schotterpiste (150 km nach La Serena, 100 km vor der Grenze) hielten uns ein paar Arbeiter an, die gerade beim Vermessen der Straße waren, und fragten etwas verständnislos nach unserem Wohin - der Grenzübergang sei doch gesperrt?! Wir glaubten nicht recht zu hören. Unsere letzte Hoffnung war, dass die Typen nicht ganz auf dem Laufenden sind und der Pass erst seit kurzem geöffnet ist. Also fuhren wir weiter, bis uns an der Polizeistation gut 20 Kilometer weiter eine geschlossene Schranke den Weg endgültig versperrte. Hier erfuhren wir, dass nach dem vergangenen harten Winter noch an der Straße gebaut und der Pass deshalb in diesem Jahr erst im Dezember geöffnet wird. Meine Frage, warum es denn keinen Hinweis durch ein Schild o.ä. an der Panamericana oder weiter unten im Tal gibt, quittierte der Carabiniero nur mit einem müden Lächeln. Jetzt waren wir also nicht nur zig Kilometer umsonst gefahren, sondern mussten auch noch weiter nach Süden, um den nächsten Pass, den Paso Los Libertadors, zu nehmen. Auch den kannten wir schon, und überhaupt wollten wir niemals in Chile so weit südlich fahren!! Doch alles Ärgern und Aufregen half nichts, hier gab es kein Weiterkommen.
Statt dieselbe Strecke zurück nach La Serana zu nehmen, um wieder zur Panamericana zu kommen, fuhren wir ein bisschen "quer", was zwar schlechte Straße bedeutete, aber auch einen netten Ruhetag in Hurtadortado, einem kleinen Örtchen im Nirgendwo, mit einem sehr schönen Campingplatz mit Naturpool (darin ca. 12 Grad kaltes Wasser..) Die letzten Gäste waren im August hier gewesen. Jetzt lagen weitere 300 Kilometer vor uns, erst kurz vor Santiago würden wir links abbiegen Richtung Anden. In Los Molles verbrachten wir unsere letzte Nacht in Chile. Wieder hatten wir einen herrlichen Platz am Strand gefunden, hier erinnert die Küste eher an Rosamunde Pilcher als an die Wüste - blühende Kakteen bis zum Strand relativieren diesen Eindruck dann aber doch wieder.. Mit einem perfekten Sonnenuntergang verabschiedete sich der Pazifik von uns und wir uns von ihm. Das nächste Mal sehen wir uns vermutlich ein Stückchen weiter im Norden!!
Der Grenzübertritt klappte reibungslos, eben nur 700 Kilometer weiter südlich als geplant.. Im Licht der Nachmittagssonne standen wir - wie schon vor einigen Jahren - am Eingang zum Nationalpark Aconcagua. Mit 6960 Metern ist der Aconcagua (noch) der höchste Berg auf dem amerikanischen Konti-nent - der Titel wird ihm vom weiter nördlich gelegenen Ojos de Salado (und damit von den Chilenen..) streitig gemacht. Neuere Messungen sehen in ihm den höchsten Gipfel der westlichen Hemisphäre. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Mendoza. Die Stadt hatten wir auf unserer ersten Südamerikareise ausgelassen, umso mehr freuten wir uns diesmal darauf. Es fand sich ein netter Campingplatz mit riesigem Pool, die Tempe-raturen waren mehr als angenehm, die Halbkilo-Steaks (bzw. die hausgemachte Pasta..) schmeckten großartig, es gab Levi's-Jeans für 30 Euro - kurz, wir hatten eine gute Zeit. Dass wir in der Gegend, aus der 70 Prozent des argentinischen Weines kommen, davon reichlich probieren würden, war klar. Ein Besuch der Bodega Rural und des dortigen Weinmuseums passte dazu sehr gut.
Nach fünf Tagen reichte es mit Stadtleben, wir wollten noch ein letztes Mal in Richtung Anden. Am Stausee in Potrerillos, noch ganz in der Nähe von Mendoza, ergab sich mal wieder die Gelegenheit zur Pannenhilfe. Zwei Argentinier, die zum Angeln hergekommen waren, hatten ihren Toyota Hilux bis auf die Hinterachse im Sand eines ausgetrockneten Flussufers versenkt. Mit unseren Sandblechen allein war nichts auszurichten, zum Rausziehen war unser Abschleppseil zu kurz (dass man nicht allzu nah an die "Unfallstelle" herankommen sollte, merkten wir relativ schnell .. schon hatte sich nämlich auch unser Auto eingegraben; allerdings nur so tief, dass die Sandbleche das Rauskommen möglich machten..) und keiner der anderen Autobesitzer hatte ein Seil. So richtig helfen wollte niemand, offensichtlich hatten alle wenig Lust, ihren Sonntagsausflug zu unterbrechen oder selbst im Sand zu versinken. Da wir allein nicht weiterkamen, wurde die freiwillige Feuerwehr geholt, die mit großen Spaten und einem langen Stahlseil anrückte. Aber nicht etwa deren Pickup sollte Zugpferd spielen; nein, unser Auto wurde auserkoren. (Es sah aber auch schon auf den ersten Blick stärker aus.) Mit vereinten Kräften und nach mehr als einer Stunde stand der Toyota wieder auf festem Untergrund, und wir wurden als Retter gefeiert.
Über Uspallata, Calingasta und Pismanta ging es weiter nach Rodeo; Jürgen wollte zu gern hierher, um seine Surfkünste mal wieder zu testen. Jeden Mittag kommt über dem erst wenige Jahre alten Stausee ein kräftiger thermischer Wind auf, der die Surfer- und Kiterelite Argentiniens anlockt. Bis ca. Mitternacht herrscht Sturm, dann schläft der Wind ein, und es ist windstill bis zum nächsten Mittag. (Das machte den Tagesablauf wunderbar planbar: morgens schwimmen im spiegelglatten See für mich, nachmittags surfen auf dem See, der jetzt Schaumkronen trägt, für Jürgen.) Übernachtet wurde wegen des Windes nicht am See, sondern zwischen den Felsen des Templo del Viento - Abendessen gab's im "Felsenrestaurant". Unter Berücksichti- gung, dass das letzte Mal Surfen fast zehn Jahre zurückliegt und hier ziemlich heftige Windverhältnisse herrschen, machte sich mein Surfboy gar nicht so schlecht auf dem Brett.
Den Paso Piercas Negras bzw. die Landschaft, die er durchquert, hatten wir nicht ganz vergessen. Wenn auch die Andenüberquerung von Chile aus nicht möglich gewesen war, bestand ja noch die Möglichkeit, den Pass auf argentinischer Seite hochzufahren. Als Abschied von den Anden konnten wir uns das sehr gut vorstellen. In Villa Union erkundigten wir uns nach den Straßenverhältnissen - kein Problem bis zur Laguna Brava, also machten wir uns auf den Weg. Ein guter Teil der 200 Kilometer bis zum Pass ist bereits asphaltiert, an den restlichen Kilometern wird derzeit gebaut. Einen Wasser- schlauch, der eigentlich zum Füllen der Tankfahrzeuge für die Baustellen gedacht ist, missbrauchten wir als Dusche. Obwohl wir uns schon auf 3000 Höhenmetern befanden, war auch das kalte Wasser kein Problem. Am nächsten Morgen fuhren wir die wenigen fehlenden Kilometer bis zur Laguna Brava, die auf 4300 Meter liegt. Wieder einer dieser wunderschönen Bergseen, wie wir sie in den Anden schon so oft gesehen hatten; auch diesmal umgeben von etlichen Fünf- und Sechstausendern. Hier oben begegneten wir auch endlich zum ersten Mal den Büßerschneeformationen, die wir bisher nur von Fotos kannten. Vom Wind bizarr geformt ragen die dünnen Eisspitzen auf, manchmal meterhoch. Schnee und Eis, das aus Sand gewachsen zu sein scheint - ein ziemlich verblüffender und sehr schöner Anblick.
Wir wussten, dass nur noch ca. 40 Kilometer von der Laguna Brava entfernt auf 5500 Höhenmetern die Kraterlagune Corona del Inca liegt. Wir wussten auch, dass der Weg dorthin eigentlich nicht als solcher bezeichnet werden kann. Aber nachdem wir und unser Auto sich in den letzten Monaten schon über so manch schlimme Piste gekämpft hatten, wollten wir doch gern ausprobieren, ob wir nicht doch bis zur Lagune kommen. Wir fragten ein paar der Bauarbeiter, die übereinstimmend meinten, es gebe zwar keinen Weg, aber genügend Fahrspuren, denen wir folgen könnten. Die nächsten 20 Kilometer waren nicht einfach, aber auch nicht wirklich unmöglich. Als es an einem Berghang zuerst ziemlich steil bergab ging und die Spuren nur noch im losen Sand weiterführten, begannen wir uns zu fragen, ob wir den Weg auch wieder zurückkommen würden. Also wurde der nächste Kilometer abgelaufen. Der Untergrund wurde immer loser, und die Schneefelder rückten immer enger ins Tal, in dem die Spuren verliefen. Gemeinsam wurde entschieden, dass an dieser Stelle lieber Schluss ist - auch wenn wir mit der Entscheidung eine Weile haderten. Wir hätten mindestens noch einmal die gleiche Entfernung vor uns gehabt, das Gelände wurde immer unwegsamer, zudem war es mittlerweile schon Nachmittag. Sicher wäre die Krater- lagune etwas Besonderes gewesen, aber das Risiko, Dutzende Kilometer entfernt vom nächsten Menschen steckenzubleiben, war uns zu groß. Außer-dem war die Landschaft, die wir bis hierher gesehen hatten, auch wunderschön. Das Umdrehen gestaltete sich zunächst schwierig, an einem schräg verlaufenden, steilen Hang blieb das Auto hängen. Mit fetten Steinen (halben Felsen..) sicherten wir die abrutschgefährdete Seite etwas ab, und mit Speed kam Jürgen über die entscheidende Stelle hinweg. Blöd nur, dass wir uns bei der Aktion einen Platten holten. Ein Stein hatte ein schönes Loch in den rechten Hinterreifen geschlitzt. Statt Reifenwechsel wurde das Flickzeug getestet, mit mehrmaligem Luftnachpumpen kamen wir so über die nächsten Tage, bis zur nächsten Gomeria.
Trotz des erneuten Reifenschadens war uns der Spaß an diesem Ausflug nicht genommen, wieder zurück auf der Passstraße fuhren wir noch ein paar Kilometer weiter in Richtung Grenze, und kurz vorm Umdrehen entdeckten wir einen Hügel, von dem man tolle Sicht auf die umliegenden Berge, auch auf chilenischer Seite, hatte. Rundum glücklich über diesen Tag fuhren wir zum Schlafen wieder etwas tiefer. Nachdem wir auf unseren drei Reisen so viel Zeit in den Anden verbracht, so viele einzigartige Orte und Landschaften gesehen haben, fällt uns der Abschied nicht leicht - zumal es dieses Mal vermutlich ein Abschied für immer oder zumindest für lange Zeit sein wird. Dieses Gebirge wird für uns immer eine Traumlandschaft bleiben.
Zwischen den kühlen Anden und der heißen, wüstenähnlichen Landschaft um die Talampaya-Schlucht lagen nur wenige Stunden. Vor fünf Jahren hat- ten wir wegen des Preises keine Tour in den Nationalpark gemacht - und uns im Nachhinein darüber oft geärgert. Aber jetzt konnten wir diesen Fehler ja korrigieren. Links und rechts ragen bis zu 150 Meter hohe Felswände auf, am Fuß der Felsen finden sich tausende von Jahren alte Petroglyphen. Leider kann man nicht allein in den Canon fahren oder laufen, sondern muss sich einer Gruppe anschließen. Je länger wir in unserem eigenen Tempo unterwegs sind, umso schwerer fällt es uns, organisierte Touren mitzumachen. An einigen Stellen hätte man sich durchaus ein paar Minütchen länger aufhalten können.. Dass uns in dieser staubtrockenen Gegend Scharen von Papageien begegneten, verwunderte uns ziemlich.
Jetzt lag alles hinter uns, was auf dieser Reise hatten sehen wollen, ab jetzt war es wirklich nur noch Rückweg. Entsprechend unmotiviert haben wir diese Tage auch verbracht. Über Cordoba, das uns nicht besonders viel sagte (wo wir von der Auslosung der EM-Gruppen und damit von der bevor-stehenden Partie Österreich-Deutschland erfuhren), über Alta Gracia, das seine Jesuiten-Estancia im Gegensatz zu denen, die wir in Bolivien gesehen haben, ziemlich verkommen lässt, kamen wir bis Villa General Belgrano. Der Ort, der für unseren Geschmack etwas zu aufdringlich auf die deutschen Einwanderer (Nachfahren der Besatzung des Kriegsschiffes Graf Spee) hinweist, konnte uns nicht wirklich begeistern - auch wenn der Apfelstrudel sehr lecker war. Hinzu kommt, dass uns die Landschaft hier extrem bekannt vorkommt wir hätten ebenso gut im Vogtland, im Bergischen oder sonst einer Mittelgebirgslandschaft stehen können. An den Stauseen der Umgebung hielten wir uns trotzdem ein paar Tage auf, denn bis Buenos Aires hatten wir noch ausreichend Zeit, außerdem gibt es schlimmere Plätze zum Abhängen. (Jürgen entdeckte in diesen Tagen seine Leidenschaft fürs Grillen. Die Sojaburger waren allerdings nicht der Hit.)
Unser letztes Wochenende in Argentinien verbrachten wir standesgemäß auf einem Camping Municipal - wie dies Tausende Argentinier jedes Wochen- ende, vor allem natürlich jetzt im Sommer, tun. Mit Mann und Maus, mit viel Musik und noch mehr Spaß wird der Grill angezündet und stundenlang getafelt. (Dass dabei oft unheimlich laute und am Ende ziemlich vermüllte Plätze entstehen, stört offenbar kaum jemanden.) Den Samstagabend ver-brachten wir in Arteaga. Ein unheimlich netter Mann, der beim Spazierengehen zufällig vorbeigekommen war, kam nach einer halben Stunde mit Karten, die er für uns im Internet heruntergeladen hatte, mit Tipps für die nächsten Tage und zwei Falschen Rotwein zurück. Unglaublich. In den Wochen, die wir in diesem Land verbrachten, sind uns ausschließlich freundliche und nette Menschen begegnet. Ihr Interesse kann manchmal schon eher Neugier genannt werden, aber aufdringlich wird es nie. Rosario, drittgrößte Stadt Argentiniens am Ufer des Rio Parana, besuchten wir nur für ein paar Stunden am Sonntagnachmittag. Es schien, als hielten sich 95 Prozent der 1,1 Mio Einwohner am Flussufer auf, jedes Stück Schatten, egal ob unter Bäumen oder Autobahnbrücken, wurde genutzt, um im Campingstuhl oder auf der Picknickdecke einfach nur gar nichts zu tun. In Victoria, im Delta des Rio Parana gelegen, das gleiche Bild. Viele Argentinier kommen zum Angeln hierher - Jürgen nahm sich ein Beispiel, konnte zu unserer Nahrungsmittelversorgung aber leider nichts beitragen..
Über El Tigre sind wir nun wieder in Buenos Aires angekommen, dem Startpunkt unserer Reise - der Kreis hat sich geschlossen. Jetzt geht es nur noch darum, den Papierkrieg zu führen, der zum Verschiffen des Autos notwendig ist. Von Spaß kann also keine Rede mehr sein, wobei wir trotzdem noch ein wenig Buenos Aires genießen wollen. Die letzten Tage gehören rein landschaftlich gesehen sicher nicht zu den Highlights unserer Reise, aber wir hatten die Möglichkeit, es langsam ausklingen zu lassen. Die Tagesetappen waren nicht mehr allzu groß, die Straßen gut, und wir haben immer wieder nette Plätze gefunden, an denen man gut ein, zwei Tage verbringen konnte.
Dass in wenigen Tagen die Reise zu Ende ist, will uns noch gar nicht in den Sinn. Ohne Zweifel freuen wir uns darauf, Weihnachten zu Hause zu verbringen und Familie und Freunde wiederzusehen. Gleichzeitig ist die Vorstellung, nicht mehr unterwegs zu sein, nicht mehr jeden Morgen in aller Ruhe aufwachen, frühstücken und rumtrödeln zu können, nicht mehr so viel Zeit draußen zu verbringen, sehr merkwürdig. Wir werden sehen, wie lange wir das "geregelte" Leben aushalten (zumindest bis Juni werden wir wohl ausharren müssen - Fußball-EM und Springsteen-Konzert locken!!) Ganz sicher werden wir uns in den nächsten Wochen und Monaten mit unserem nächsten Ziel beschäftigen, der Andencruiser wird wohl zum American Cruiser mutieren. Ein bisschen was verdienen können wir für die nächste Reise ja nebenbei auch.. Wie das Nachhausekommen mit all seinen Facetten auf uns wirkt und was es mit uns anstellt, wird der letzte Reisebericht sein; das gehört ja schließlich auch zum Reisen.
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