Wüste Küste
 
 
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Trotzdem der Beschluss gefasst war, dass es nun wieder südwärts gehen soll, mussten wir  noch ein paar Kilometer in die andere Richtung fahren, denn bis zum Äquator wollten wir ja nun doch gekommen sein. Das Denkmal ist  eher unspektakulär, außerdem weiß man ja inzwischen, dass die dort aufgemalte Linie gar nicht wirklich der exakte Null-Breitengrad ist - der verläuft ein paar hundert Meter weiter nördlich. Die Franzosen, die im 18. Jahr-hundert die  Vermessung  durchführten, haben sich leider um ein paar Meter vermessen.. Dann aber nichts wie weg, immer entlang der Panamericana durchqueren wir Ecuador - außer dem Chimborazo sehen wir auch diesmal keinen einzigen Berg. Wir machen nur noch einen Halt. Im Bosque Petrifi-cado Puyango spazieren wir zwischen 120 Millionen Jahre alten versteinerten Araukarien herum. Wir können es kaum fassen, aber an unserem letzten Tag in Ecuador scheint sogar die Sonne! In Huaquillas überqueren wir die Grenze die Geldwechsler, die mit Koffern voller Bargeld überall rumsitzen, machen mit uns kein Geschäft - auch wenn sie verlockend hohe Kurse anbieten..

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Und dann sind wir wieder in Peru, das wir in den letzten Wochen ziemlich oft vermisst hatten. Bis zur chilenischen Grenze liegen fast 3000 Kilometer vor uns, wir werden uns an die Panamericana halten, die mehr oder weniger entlang der Küste verläuft. Wegen  der Schilderungen anderer Reisender und auch der Reiseführer hatten wir die Vorstellung, dass diese Strecke nun todlangweilig werden würde -  nur Wüste und eintönige Landschaft, nichts zu sehen usw. Deshalb hatten wir geplant, Peru diesmal ohne viele Zwischenstopps relativ schnell zu durchqueren. Aber schon nach ein paar Hundert Kilo-metern war klar, dass wir die Meinung von der langweiligen Strecke nicht teilen und doch nicht einfach nur "durchbrettern" wollen. Sicher ist es nicht so farbig und abwechslungsreich wie im Landesinneren, aber auch hier erlebten wir eine Landschaft, die wir bisher nicht kannten: Wüste mit Sanddünen wie aus dem Bilderbuch, kilometerlange und menschenleere Sandstrände, Oasen. Zur Vielfalt der Landschaften, die uns an Peru so fasziniert,  kam  nun auch noch "richtige" Wüste hinzu. Anders als in Ecuador war es hier ein Leichtes, abends einen netten Stellplatz für die Nacht zu finden. Meist mussten wir nur von der Panam zum nächsten Strand abbiegen oder ein paar Hundert Meter in die Wüste hineinfahren, schon hatten wir ein Plätzchen gefunden. Und schnell fiel uns auch wieder auf, wie viel freundlicher, hilfsbereiter und oft auch interessierter die Peruaner im Vergleich zu ihren nörd-lichen Nachbarn sind. Ecuador war und ist wohl wirklich nicht "unser" Land.. (Zu allem Überfluss wurde uns dort am vorletzten Tag - quasi zum Abschied - beim Autowaschen das vordere Nummernschild  geklaut!!)

Nach dem mäßigen Wetter der letzten Wochen genossen wir erstmal für drei Tage die Sonne an den Stränden im  Norden. Zwar wehte ein ziemlich kräftiger Wind um mit einem Buch faul rumzusitzen, reichten die Temperaturen aber locker aus. Wir hätten hier noch ein Weilchen stehen können, aber der Sonnenbrand erlaubte zunächst keinen weiteren Tag in der Sonne. Über Piura, Chiclayo und Trujillo schafften wir in drei Tagen knapp 1500 Kilo-meter. Kein Problem auf der Panamericana, die längst nicht so stark befahren ist, wie wir befürchtet hatten.

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Knapp 100 Kilometer nördlich von Lima legten wir den nächsten Stopp im Reserva  Nacional  de Lachay ein. Für wenige Wochen im Jahr verwandelt sich hier die Wüste in ein Blumenmeer aus weißen, gelben und lila Blüten. Die grasbewachsenen Hügel könnten auch gut in Mitteleuropa liegen, stünden nicht Kakteen zwischendrin und gäbe es nicht die Sanddünen weiter unten im Tal. Kurz nachdem wir angekommen waren, begann sich der Nebel auf-zulösen und wir wanderten bei strahlendem Sonnenschein und lautem Vogelgezwitscher durch den Park. Eigentlich hatten wir am Nachmittag noch weiterfahren wollen, ließen uns aber relativ schnell zum Bleiben überreden.

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Am Sonntag hatten wir die Straße fast ganz für uns - die Peruaner mussten zu Hause bleiben, weil eine Volkszählung durchgeführt wurde. Eigentlich durften auch nur Fahrzeuge mit Sondergenehmigung fahren, wir wurden an den Polizeikontrollen aber großzügig durchgewunken. So kamen wir in weniger als einer Stunde durch Lima hindurch - bei normalem Verkehr hätten wir sicher ein Vielfaches gebraucht. Der Sinn stand uns nicht nach einem Aufenthalt in der Millionenstadt. Und da wir bisher auch nicht allzu viel Berauschendes von ihr gehört hatten, nutzten wir lieber die leere Straße.  Als  wir an einem der zahllosen Strände, jetzt schon im Süden von Lima, eine Kaffeepause einlegten, konnten wir kurz vorm Ufer zwei Delphine entlang-schwimmen sehen. Einer krönte das sogar noch mit einem sehr eleganten Sprung - die Kamera lag leider im Auto.

Schon einige Kilometer vor Pisco waren die ersten Anzeichen des Erdbebens im August zu sehen. Überall eingestürzte und beschädigte Häuser, Schutt- haufen an jeder Straßenecke. Und natürlich sind zum Großteil die Häuser und Hütten derjenigen eingestürzt, die schon vorher wenig hatten und deshalb auch nicht allzu stabil gebaut hatten. Viele wohnen noch immer in Zelten. Auch wenn es sehr bedrückend ist, durch die Gegend zu fahren, hatten wir kaum eine andere Wahl. Zum Übernachten wollten wir hier dann aber doch lieber nicht ganz frei stehenbleiben. Da wir von Campingmöglichkeiten im Reserva Nacional de Paracas wussten, lag es im wahrsten Sinn des Wortes nahe, dorthin zu fahren. Bis Anfang November wird dort kein Eintritt erho-ben, denn nach dem Erdbeben sind  einige Wege und Aussichtspunkte noch nicht wieder begehbar. Wir übernachteten an einem superschönen Strand ganz in der Nähe der Felsformation La Catedral. Korrekterweise muss man leider ehemalige Felsformation sagen, denn am 15. August stürzte dieser Millionen Jahre alte Felsbogen ein. Heute ist an seiner Stelle nur noch ein riesiger Haufen Felsbrocken zu sehen. Aber auch wenn der Park damit eine Attraktion verloren hat, ist er mit der tollen Steilküste und den wunderschönen Sandstränden nach wie vor einen Besuch wert.

Die nächste Etappe sollte bis Nazca führen, dort hat es mal wieder ein allseits bekanntes Hotel, bei dem Selbstfahrer campen  können.  Von Ica,  das auf halbem Weg dahin liegt, fuhren wir die wenigen Kilometer bis zur Oase Huacachina. Die mehr als 200 Meter hohen Sanddünen lassen echtes Sahara-Feeling aufkommen. Wir merken in diesen Tagen immer wieder aufs Neue, dass uns die karge Wüstenlandschaft entlang der peruanischen Küste ziemlich gut gefällt.

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Noch auf dem Weg nach Nazca hatten wir gesagt, dass wir uns den Flug über die Nazca-Linien schenken. Als wir dann aber den Preis (45 US$) hörten und zudem eine Campingnacht bei einer Flugbuchung gratis ist, entschieden wir uns sehr schnell um. Mit einer kleinen Cessna flogen wir eine halbe Stunde über die Scharrbilder im Wüstensand, von denen weder das Wie noch das Warum vollständig geklärt und die tatsächlich nur aus der Luft erkennbar sind. Auf einer Fläche von ca. 450 qm verteilen sich die Figuren, die geometrische Formen, Tiere, Pflanzen und Menschen darstellen. Sie erreichen enorme Ausmaße, der Affe ist bspw. 90 Meter groß, der Kolibri 135 Meter. Man nimmt an, dass die Bilder von der Paracas- und der Nazca-Kultur zwischen 300 v. und 700 n.Chr. angefertigt wurden, indem zumeist die obere, dunklere Erdschicht abgetragen wurde.

Da wir schon einige Male gehört hatten, dass ein solcher Flug bei vielen neben Begeisterung leider auch Übelkeit auslöst, hatten wir vorsorglich nicht gefrühstückt. Eine sehr weise Entscheidung, denn über den einzelnen Bildern werden recht heftige Kurven geflogen, jeweils ein Mal links, ein Mal rechts herum, damit jeder gut sehen kann. (Wegen des Gerüttels und weil alles ziemlich schnell ging, sind  die Fotos leider nicht ganz so gut geworden wie er-hofft.) Im Nachhinein waren wir sehr froh, dass wir den Flug gemacht hatten!

Bevor wir weiterfuhren, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Gräberfeld Chauchilla, einem riesigen Friedhof aus der Präinkazeit. Im Wüsten- klima sind hier etliche Mumien über Jahrhunderte sehr gut erhalten geblieben. (Dass man bei den Temperaturen und dem heißen Wind austrocknet, ist leicht vorstellbar..) Interessant, aber auch ein bisschen gruselig, ist der Rundgang entlang der offenen Grabkammern.

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Fast wären wir an der Abfahrt zu den Petroglyphen von Toro Muerto vorbeigefahren, da sie nochmal 40 Kilometer von der Hauptstraße entfernt liegen. Weil uns die letzten Abstecher von der Panam jedoch so nette Erlebnisse beschert hatten, investierten wir den Nachmittag. Auf einer Fläche von 5 qm liegen mehr als 2200 Felsen und Steine mit eingeritzten Motiven, die zwischen 700 und  1150  n.Chr. entstanden. Dargestellt sind geometrische Figuren, Tiere und Menschen. Einige "Bilder" erinnern enorm an Zeichnungen kleiner Kinder, andererseits ist es natürlich auch nicht ganz so einfach, filigran in Steine zu ritzen.. Man kann stundenlang zwischen den Felsen herumlaufen und immer wieder neue Formen und Figuren entdecken.

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Nach Arequipa, eine der schönsten Städte Perus, wollten wir eigentlich gar nicht mehr fahren, denn wir hatten uns die Stadt schon vor fünf Jahren aus- führlich angeschaut. Allerdings vernahmen wir seit einigen Kilometern von den Vorderreifen die gleichen Geräusche wie seinerzeit in Ecuador, kurz bevor sich die Lauffläche verabschiedete. In Peru lag lediglich noch Tacna auf der Strecke, das allerdings viel kleiner ist als Arequipa. Und in Chile würden Reifen sicher um einiges teurer sein. Also bogen wir auch hier nochmal von der Panam ab und widmeten die nächsten Stunden der Suche nach Reifenhändlern mit den passenden Marken und Größen. Nachdem wir nun schon mittendrin waren, schien es uns irgendwie zu schade, einfach weiter-zufahren außerdem wäre es ja ganz nett, mal wieder Pizza essen zu gehen. Also suchten wir uns ein Hostal mit Parkplatz und verbrachten einen ange-nehmen Abend und nächsten Vormittag. 

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Sehr viel länger ließ sich der Abschied aus Peru aber nun nicht mehr hinauszögern. Bis Tacna, wo wir es nach zwei Stunden Suche doch noch schafften, unsere Gasflasche auffüllen zu lassen, waren es nur noch knapp 300 Kilometer, und von hier ist es ein Katzensprung zur chilenischen Grenze.  Eine  Nacht haben wir doch noch rausgeschunden, zum letzten Mal übernachteten wir an einem peruanischen Pazifikstrand.

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Der Gedanke, dass wir nun endgültig dieses Land verlassen, fällt uns sehr schwer. Wir waren insgesamt fast drei Monate hier unterwegs, haben Land und Leute wirklich ken- nengelernt und können sagen, dass es uns in Südamerika nirgends besser gefallen hat. Die Landschaften,  die  wir gesehen und durchreist haben,  reichen  für  einen  ganzen Kon- tinent     wir  haben  so viele freundliche  und  nette  Menschen  getroffen,  die uns  egal bei welchem Problem  zu helfen versuchten. Und trotz schlechter Straßen war das Reisen mit dem Auto hier angenehm einfach, vor allem, weil wir nahezu überall einen schönen,  sicheren und ruhigen Platz  zum Übernachten  finden  konnten.  Peru wird mit Sicherheit eines unseres Lieblingsländer bleiben.

 

Wir werden uns nur wenige Tage im chilenischen Arica und im Lauca-Nationalpark aufhalten und dann nach Bolivien einreisen. Dann stehen uns etliche hunderte Pistenkilometer bis zum Salar de Coipasa und zum Salar de Uyuni bevor. Wir hoffen, diese Region noch trocken anzutreffen, die Regenfälle sollen eigentlich erst im November einsetzen. Wir werden es erleben.

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