Ein Land in Wolken
 
 
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Jetzt sind wir also in Ecuador - dem ersten Land auf unserer Reise, in dem wir beide noch nicht waren. (Uruguay lassen wir mal beiseite -  Durch-fahren zählt nicht.) Nachdem wir die ersten 140 Kilometer zwischen der Grenze und Vilcabamba in Dauerregen und teilweise dichtem Nebel fahren mussten, zeigte sich der Sonntag schon freundlicher. Aber nach den vielen Eindrücken in den letzten beiden Wochen in Nordperu war uns irgendwie nicht nach Aktivität, auf eine Wanderung oder eine Reittour, die hier überall angeboten werden, hatten wir keine Lust. Die Hügel rund um Vilcabamba sind zwar nett anzusehen, wirklich begeistern konnte uns die Landschaft aber nicht. Wahrscheinlich sind unsere Köpfe im Moment noch zu voll von dem, was wir in Nordperu an unerwartet Schönem gesehen haben. Also nutzten wir den Tag zum Abhängen und Reiseberichtschreiben und fuhren am Montag weiter Richtung Norden, wo unser Ziel die Avenida de los Volcanos war. Da der Reiseführer von Zaruma als absolutem Muss spricht und dieses Goldgräberstädtchen fast auf dem Weg lag, schauten wir dort schnell vorbei. Aber außer ein paar farbenfrohen Häusern und einer schönen Plaza gab es nicht so richtig viel zu sehen.

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Obwohl wir schon einige Male in Mittel- und Südamerika an Orten waren, an denen sich zu bestimmten Zeiten Wale aufhalten, hatten wir noch nie das Glück, welche zu sehen, weil wir zwar am richtigen Ort, aber eben zur falschen Zeit dort waren. Hier an der ecuadorianischen Küste tummeln sich zwischen Juni und September knapp 1000 Buckelwale zur Paarung. Im Reiseführer hieß es zwar, dass sie nur bis Anfang September zu sehen seien, aber da erst Mitte September war und wir so nah waren, änderten wir kurz entschlossen die Reiseroute und fuhren nach Machala. Rund um die Welt-hauptstadt der Banane (jedes Jahr wird hier unter Teilnehmerinnen vom gesamten amerikanischen Kontinent sogar die Bananenkönigin gekürt) fuhren wir Kilometer um Kilometer durch Bananenplantagen. Warum die Stauden allerdings sämtlich mit Plastiksäcken überzogen sind, konnten wir nicht ergründen. Zwischendurch gab es  Kakaofelder - jetzt haben wir fast alles an Obst und Gemüse gesehen, das hier in Südamerika so wächst.

In Puerto Bolivar, dem Hafen von Machala, erfuhren wir dann dummerweise, dass dort kaum Wale zu sehen sind. Die Leute, mit denen wir sprachen, verwiesen uns alle auf Puerto Lopez weiter nördlich. Die Entfernungen in Ecuador sind Südamerika-untypisch kurz, drum war die abermalige Routen-änderung gar kein Problem. Und obwohl Jürgen mich im Dunkeln aus Versehen in die Drei-Millionen-Stadt Guayaquil lotste (dann aber sehr professio-nell durch und auch wieder heraus!!), schafften wir die 400 Kilometer vom späten Nachmittag bis kurz vor Mitternacht. Da es uns um jeden Tag ging, hatten wir unseren eisernen Grundsatz, nicht in der Dunkelheit zu fahren, aufgegeben. Auf der manchmal fast autobahnmäßig ausgebauten Strecke war das auch kein Problem. (Nachteil an den guten Straßen sind die ziemlich hohen Mautgebühren, weniger als alle 100 Kilometer wird 1 US$ fällig.) Auch dass sich das merkwürdige Geräusch, das wir seit einiger Zeit von unseren Reifen vernahmen, als eine abgelöste Lauffläche entpuppte, konnte uns nicht aufhalten.

Übernachtet hatten wir direkt neben der Straße - am Morgen weckte uns schon früh lautes Lkw-Getöse. So waren wir kurz nach 9 Uhr in Puerto Lopez, keine halbe Stunde später hatten wir auch schon eine Bootstour gebucht. Da wir sogar eine Geld-zurück-Garantie bekommen hatten für den Fall, dass wir keinen Wal sehen würden, konnte gar nichts mehr schiefgehen. Und nur wenige hundert Meter vom Ufer entfernt sichteten wir auch schon den ersten. Unglaublich, das Riesentier tauchte nur ca. 10 Meter neben unserem Boot auf, blieb für ein paar Momente an der Oberfläche und tauchte elegant wieder ab. Unter uns sieben Touris brach helle Begeisterung aus. In der kleinen Bucht sahen wir den Wal noch zwei, drei Mal auftauchen, dann blieb er verschwunden. Per Handy hatten die beiden Bootsführer Kontakt zu anderen Booten und schon gehört, wo noch Tiere zu sehen sind und düsten mit Highspeed in die entgegengesetzte Richtung, weiter aufs Meer raus. Schon von weitem sahen wir einen Wal springen und sich drehen - es sah beinahe aus, als hielt er eine kleine Show für das Boot ab, das in seiner Nähe lag. Je näher wir kamen, umso mehr geriet das Fotografieren in Verges-senheit. Vor allem als der Wal kurz vor uns fast komplett aus dem Wasser sprang, war an Knöpfchendrücken nicht zu denken. Das hier war viel zu faszinierend, um sich von der Kamera ablenken zu lassen. Noch eine Weile tauchte der Wal um uns herum immer wieder auf und ab, irgendwann hatte er aber wohl genug und ward nicht mehr gesehen. Wir haben zwar vermutlich nicht so viele Tiere gesehen, wie es im Juli oder August möglich ist, aber wir waren rundum glücklich und zufrieden. Endlich hatten wir diese beeindruckenden Tiere live vor uns gehabt, und eines steht fest: Das war nicht unsere letzte Wal-Tour!!

Auch in Puerto Lopez hat die Sonne zwischen Juni und November kaum eine Chance - wie fast überall an der peruanischen und ecuadorianischen Küste bedeckt in dieser Zeit hartnäckiger Küstennebel den Himmel. Auch hier also kein Strandurlaub.. Und trotz des pisseligen Wetters blieben wir noch einen Tag, nicht zuletzt wegen der wunderschönen Hosteria Mandala, in der wir mit unserem Auto stehen konnten.

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Über Guayaquil, wo wir die zwei schlimmsten Reifen gegen neue tauschten, fuhren wir wieder ins Landesinnere. Nach dem Glück mit den Walen wag-ten wir kaum zu hoffen, dass im Hochland vielleicht schönes Wetter sein könnte. Nach etlichen Tagen hatten wir mal wieder einen richtig schönen Outdoor-Übernachtungsplatz gefunden, am Morgen schwebte unter (!!) uns eine dicke Wolkendecke. Da Samstag war, kamen wir in Riobamba gerade richtig zum großen Markttag, und auch hier gab es wieder Dinge zu entdecken, die wir bisher noch nicht gesehen hatten. Diesmal waren es im Ganzen gegrillte Schweinsköpfe.. lecker. Manchmal schwankt man auf  Märkten oder an Straßenständen tatsächlich zwischen Faszination und Ekel.

Der ganz in der Nähe liegende Chimborazo, mit 6310 Metern Ecuadors höchster Berg, lag komplett in Wolken - natürlich, ist man fast versucht zu sa-gen. Seitdem wir in diesem Land sind, hatten wir mit dem Wetter nicht so richtig Glück. Dass es ab September etwas bewölkter sein würde, war uns klar, aber dass wir kaum etwas sehen würden, das höher als 3000 Meter liegt, hatten wir doch nicht gedacht. Sehr schade. Vor allem wird es für uns damit auch nicht einfacher, Ecuador zu mögen. Wir vermissen die Freundlichkeit der Menschen, die uns vor allem aus Peru noch so präsent ist. Die Ecuadorianer sind nicht unfreundlich, aber viel weniger interessiert und offen. Dass hier ein Auto mit Touris durch die Gegend fährt, wird nicht weiter beachtet. Und noch weniger interessieren das Woher und Wohin. Auch die Tatsache, dass der US-Dollar offizielle Landeswährung ist und damit im Ver-gleich mit anderen südamerikanischen Ländern alles ziemlich teuer ist, trägt nicht unbedingt zum Wohlbefinden bei. Wir bemühen uns immer wieder, nicht ungerecht zu sein - aber unser Favorit wird Ecuador sicher nicht mehr.

Am späten Nachmittag hatte sich der hiesige Wettergott zumindest so weit erbarmt, dass der Chimborazo fast komplett  zu sehen  war. Nur noch ein paar wenige dekorative Wolken zogen um die Spitze des Vulkans, der aufgrund der Erdkugelausbeulung im Bereich des Äquators weiter vom Erd-mittelpunkt entfernt ist als der Mt. Everest. Der letzte Ausbruch liegt bereits 5 Millionen Jahre zurück - wir hatten also bei der Übernachtung zu seinen Füßen nichts zu befürchten. Pampagras und Vicunas machen die Idylle im Nationalpark perfekt. Die kleinsten der Andenkamele waren in Ecuador schon seit Jahrhunderten ausgestorben, sie wurden aus Chile, Peru und Bolivien "eingeführt".

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Beim Aufstehen hatten wir am nächsten Morgen den Chimborazo noch in voller Pracht vor uns, gegen zehn Uhr war der Himmel aber schon wieder komplett bewölkt. In Banos, unserer nächsten Station, war vom Vulkan Tungurahua nichts zu sehen. Nur die Lavafelder vom Ausbruch im vergangenen Sommer wiesen darauf hin, dass ganz in der Nähe ein aktiver Vulkan steht. Vom 1800 Meter hohen Banos führt eine Straße Richtung Amazonas- becken, von der wir nach ein paar Kilometern rechts in die Wildnis abbogen. Mitten im dichten Nebelwald fand sich am Ende eines Holperweges ein wunderschöner Schlafplatz. Vorm Dunkelwerden waren noch gut zwei Stunden Zeit für eine kleine Wanderung, die zwar arg verschlammte Schuhe brachte, dafür aber auch eine Begegnung mit einer nett anzuschauenden Schlange, die direkt auf dem Pfad lag (keine Ahnung, ob giftig oder nicht - ich hielt auf jeden Fall gebührenden Abstand). Dazu überall sattes Grün, Orchideen und andere nette Blümchen und irgendwann sogar blauer Himmel - was für ein Sonntagsspaziergang!

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Am Montag ging es auf der Panamericana weiter nördlich bis Latacunga, von hier machten wir einen Abstecher zur Kraterlagune Quilotoa. Da wir erst nachmittags ankamen, war es zu spät, um zum Kraterboden zu laufen. Aber für ein Viertel der Kraterumrundung reichte es  noch. Und auch hier hatten wir zumindest so viel Glück, dass sich die Wolken für eine Weile so weit hoben, dass wir die Lagune komplett sehen konnten. (Man ist doch schon mit sehr wenig zufrieden..)

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Schon als wir am Montag in der Nähe des Cotopaxi waren - der nächste Vulkan, den wir wirklich gerne sehen würden - war außer Wolken nichts zu sehen. Und daran hatte sich auch in den nächsten 24 Stunden rein gar nichts geändert. Irgendwie hatten wir nicht mehr den Nerv, trotzdem in den Nationalpark zu fahren und darauf zu hoffen, dass die Wolkendecke irgendwann aufreißen würde. Die Gefahr, 20 Dollar Eintritt dafür auszugeben, dass wir in Wolken stehen, war uns einfach zu groß. Ziemlich frustriert ließen wir die Avenida de los Volcanes, wie sie Alexander von Humboldt so hübsch genannt hat, hinter uns und fuhren die wenigen Kilometer, die noch bis Quito fehlten.

Die Stadt ist zwar keine Schönheit, aber so hässlich nun auch wieder nicht. Im historischen Zentrum gibt es ein paar schöne Kirchen und Kolonialge-bäude, die Sicherheit ist durch jede Menge Polizei in den Straßen gewährleistet, und für ein bisschen Kultur sorgte die Warhol-Ausstellung, die hier gerade Station macht. Genug für einen netten Nachmittag.

Hier war uns auch das Wetter ziemlich egal, denn wir wollten in der Hauptsache nach einer Tour zu den Galapagos-Inseln schauen. Nach  zwei Tagen, die wir fast komplett in Reisebüros verbrachten, steht fest, dass wir am Sonntag nach Puerto Ayora auf der Isla Santa Cruz fliegen und von dort zu  einer 8-tägigen Kreuzfahrt aufbrechen werden. Lange haben wir hin und her überlegt, ob Galapagos uns diese Investition wert ist. Die Tour, die Flüge, der Nationalpark-Eintritt - am Ende wird eine Summe stehen, mit der wir Monate reisen könnten. Auf der anderen Seite sind die Inseln etwas so Ein-maliges, dass wir uns "durchgerungen" haben. Leicht fiel uns die Entscheidung nicht aber jetzt wollen wir auch nicht mehr ans Geld denken, sondern sind gespannt und freuen uns auf dieses Erlebnis. Nach der Bootstour auf der Nemo II, einem Katamaran, werden wir noch drei Tage auf Santa Cruz bleiben, und wenn das Wasser nicht zu kalt oder die See zu rau ist, wollen wir tauchen gehen. Denn so interessant die Tierwelt an Land ist, unter Wasser tummelt sich noch so viel mehr, dass wir das eigentlich nicht verpassen wollen.

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