La Suiza Peruana, Teil II
 
 

 
 
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Leider ist der zweite Reisebericht zur Suiza Peruana nicht so lang geworden, wie wir es uns erhofft hatten; und leider enthält er sehr viel mehr Bilder  von Wolken als gut ist. Aber der Reihe nach..

Am Sonntag war schon vom Parkplatz in Huaraz aus zu sehen, dass die Sicht auf die Berge viel weniger klar ist als in den letzten Tagen und sich auch deutlich mehr Wolken um die hohen Gipfel gesammelt hatten. Da kam uns wieder in den Sinn, dass die drei Bergsteiger, die schon seit Juni in der Gegend sind und mit denen wir in den vergangenen Tagen öfter gesprochen hatten, die derzeitige Schönwetterperiode als die längste bezeichnet hatten, die es in den drei Monaten gab. Sollte nach einer knappen Woche Sonnenschein schon wieder alles vorbei sein?!?

Wir verabschiedeten uns trotzdem von Huaraz und dem Club Andino und fuhren weiter nördlich. Auf dem Weg nach Caraz wollten wir uns die Laguna Paron anschauen; auch von ihr heißt es, sie sei der schönste Gletschersee der Cordillera Blanca - das mit den Superlativen ist eben so eine Sache..  Einen kleinen Zwischenstopp machten wir vorher noch in Cahuaz, wo sonntags ein großer Markt stattfindet. Die Reiseführer würden ihn wahrscheinlich "untouristisch"; nennen außer mir gab es niemanden, der mit Foto statt mit Einkaufstasche bzw. -tuch unterwegs war. Und egal, über wie viele Märkte wir schon gegangen sind, es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie sich sämtliches Leben auf der Straße abspielt.

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Die Serpentinenstraße, die von Caraz auf nur 30 km 1800 Höhenmeter bis zur Laguna Paron auf 4200 Meter überwindet, erschien uns mal wieder end-los - und schlecht war sie natürlich auch. Oben angekommen sahen wir zwar einen wunderschön türkisfarbenen See, die umstehenden Berge waren  aber leider fast komplett wolkenverhüllt. (Noch fanden wir das ganze eher dekorativ als schlimm.) Am Nachmittag wanderten wir am Nordufer entlang, um vielleicht doch noch einen besseren Blick auf die Berge zu bekommen. Zwar gab es immer mal wieder die Hoffnung, dass sich die Wolken auflösen und die Sicht auf die Gipfel freigeben, aber daraus wurde leider nichts. Trotz der Höhe übernachteten wir hier, und mit 7°C, die wir im Auto hatten, war das bei weitem nicht unsere kälteste Nacht.. Am Morgen schien zwar die Sonne, die Gipfel waren aber noch immer vornehm verhüllt.

Deshalb lohnte es sich auch nicht, nochmal ins Tal hineinzuwandern. Außerdem hatten sich die Einwohner des Dorfes Paron hier oben zu einer Demon-stration angekündigt. Sie werfen der Firma, die die Rechte für die Wasserverwertung in dem Gebiet hält, vor, zu viel Wasser für die Stromerzeugung abzuzweigen und zu wenig Wasser in die Dörfer im Tal zu leiten. Dass es sich dabei um eine amerikanische Firma handelt, macht die Sache nicht einfacher. Auf dem Weg nach unten kamen uns etliche Colectivos, Taxis und Pickups entgegen, vollgestopft mit Menschen; wir waren ganz froh, vorher die Bühne verlassen zu haben.

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Nach den jüngsten Wolken-Erfahrungen waren wir etwas verunsichert, ob und wo wir nun wandern gehen wollten. Wit entschieden uns nach langem Hin und Her für die Tour zum Alpamayo-Basecamp. Sie gehört zu den schwierigsten Treks, wir wollten es mit einer etwas verkürzten Variante aber doch versuchen. Nachdem wir einen halben Tag in Caraz vergeblich nach einem Stellplatz für unser Auto gesucht hatten (das Hostal, wo man angeb-lich auch mit dem Auto stehen kann, war geschlossen; den Angestellten in einem Hotel war es zu heikel, die Verantwortung für unser geparktes Auto zu übernehmen; der von der Touristeninformation als sicher empfohlene Parkplatz entpuppte sich als Baustelle), waren wir kurz davor aufzugeben.  Das ist der Nachteil am Reisen mit dem eigenen Fahrzeug, es müssen immer erst halbwegs sichere Stellplätze gefunden werden, bevor man irgend-etwas unternehmen kann. Und wir wollten auf unserer Wanderung auch das Gefühl haben, dass mit dem Auto alles ok ist.

Als letzte Möglichkeit blieb nur noch, nach Hualcayan, dem Startpunkt des Treks, zu fahren und dort nach einem Stellplatz zu suchen. Bei einem Dorf mit zehn Häusern gar nicht so leicht, dachten wir. Aber schon die ersten, die wir fragten, räumten bereitwillig ihren Hof und boten uns diesen als Park-platz an. Erstes Problem gelöst. Die Rucksäcke hatten wir noch nicht gepackt, da wir zunächst das Auto unterbringen wollten. Jetzt hieß es möglichst schnell Klamotten, Ausrüstung und Essen für die nächsten fünf Tage zu packen. Und da wir uns diesmal gegen ein Tragetier entschieden hatten, musste jedes Stück gut überlegt werden. Auch wenn wir so was nicht zum ersten Mal machen, das Packen ist ein echter Akt!!

Nach einer knappen Stunde war alles verstaut, und wir zogen schwer bepackt los. Vor uns lag ein Anstieg von knapp 3200 auf 4600 Meter; der Trek-kingführer beschreibt ihn als den anspruchsvollsten in ganz Peru.. Da wir erst am Mittag losliefen, wollten wir am ersten Tag "nur" bis zum ersten Campingplatz auf 4320 Meter. In unzähligen Kehren ging es oftmals ziemlich steil den Hang hinauf. Uns war relativ schnell klar, dass die Idee, alles selbst zu tragen, nicht unbedingt die beste der letzten Wochen gewesen war. Jürgen war mit mehr als 20 Kilo unterwegs, ich mit ca. 15. Nach etwas mehr als vier Stunden und etlichen Päuschen und Pausen erreichten wir kurz vor sechs den Zeltplatz. Die Kraft reichte gerade noch, das Zelt aufzu-bauen, Tee und Nudeln zu kochen und zu beten, dass sich die Wolken verziehen würden, die wir weiter oben schon den ganzen Tag gesehen hatten.

Am nächsten Morgen war unser Zelt vereist, die Wolken hingen tief - keine guten Aussichten. Trotzdem packten wir noch halbwegs frohen Mutes alles ein und machten uns an Teil zwei des Anstiegs. Bis zur Laguna Cullicocha  lagen "nur" noch etwa 300 Höhenmeter vor uns. Schon gestern war zu spüren, dass der Rucksack (vor allem für mich) verdammt schwer ist; nach einer Mahlzeit war auch noch nicht wirklich Gewicht verloren gegangen.. Nun gut, tapfer ging es Schritt für Schritt nach oben. Je höher wir allerdings kamen, umso schlechter wurde das Wetter. An der Laguna war außer Wolken und Nebel wenig zu sehen, von den umliegenden Bergen keine Spur. Schon am Vormittag hatten wir darüber gesprochen, die Tour bei diesem miesen Wetter abzubrechen. Als es dann auch noch zu hageln begann, war unsere Energie aufgebraucht.

Wir wussten, dass noch drei Pässe (jeweils ca. 4800 Meter) vor uns lagen, bis wir überhaupt erstmal im Alpamayo-Tal ankommen, und dort oben schneite es. Hinzu kam die Geschichte mit dem schweren Rucksack. Bei gutem oder zumindest erträglichem Wetter hätte man wahrscheinlich die Zähne zusammengebissen und wäre weitergelaufen. Aber wozu diese ganze Schinderei, wenn noch nicht mal ein Hauch von Sicht existiert?! Und bei der geschlossenen Wolkendecke sah es nicht danach aus, als sei morgen wieder alles fein. Die Entscheidung umzukehren fiel uns extrem schwer, und noch ein paar Mal waren wir am Zweifeln, ob wir richtig handeln oder vielleicht einfach den Nachmittag hier oben im Zelt ausharren sollten und schauen, wie sich das Wetter entwickelt. Letztlich machten wir uns sehr schweren Herzens und immer wieder zurückblickend an den Abstieg.

Da uns der komplette Abstieg für den Nachmittag zu heftig war, gingen wir bis zum schon bekannten Zeltplatz, um dort noch einmal zu übernachten. Wir kamen gar nicht mehr dazu, das Zelt aufzubauen, als es heftig zu regnen begann. Uns und die Rucksäcke konnten wir gerade noch unter das Überzelt retten, dort saßen wir dann die nächste Stunde und warteten darauf, dass der Regen aufhören oder wenigstens nachlassen würde. Von Nieseln über Platzregen hatten wir an diesem Nachmittag, Abend und in der folgenden Nacht alles - erst mit Einsetzen des Frosts am frühen Morgen hörte es auf zu regnen.

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Beim ersten Blick aus dem vereisten Zelt war zwar blauer Himmel zu sehen, ungefähr 100 Meter über uns lag allerdings die Schneegrenze.. Damit war auch klar, dass die noch höher liegenden Pässe, die wir hätten überqueren müssen, heftig Neuschnee bekommen haben mussten. Und um durch Schnee und Eis zu stapfen, hatten wir weder Lust noch die entsprechende Ausrüstung. Ich hatte meine festen Bergschuhe wieder nicht an (die alten sind einfach bequemer..), wir beide hatten die  Regen- bzw. Überziehhosen im Auto gelassen. Außerdem tummelten sich weiter oben schon wieder fette Wolken.

Trotz alldem war es sauschwer, endgültig umzukehren und damit die Tour aufzugeben. Den Alpamayo, der vor einigen Jahren zum schönsten Berg der Welt gewählt wurde, werden wir also nicht zu Gesicht bekommen. Vor allem Jürgen war und ist darüber ziemlich traurig. Auch das Aufgeben als solches fiel uns beiden echt schwer. Aber das schlechte Wetter in Kombination mit dem Gepäck war irgendwie zu viel. Wie gesagt, bei Sonnenschein wären wir schon irgendwie über die Pässe gestolpert.. Richtig glücklich werden wir mit unserer Entscheidung wahrscheinlich nie sein; es bleibt die Frage, ob wir das schlechte Wetter nicht hätten aussitzen oder ignorieren können. 

Das Fiese am Abstieg war zu allem Überfluss, dass irgendwann wunderbar die Sonne dazu schien. Beim Auto angekommen, wollten wir bloß noch weg; Rucksäcke einfach reingeschmissen, Schuhe gewechselt und Abfahrt. (Ein letzter Blick nach oben zeigte aber "glücklicherweise" wieder richtig viele Wolken.)

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Abschluss (im wahrsten Sinne des Wortes) der Region ist für viele Reisende, auch für uns, der Canon del Pato. In der Entenschlucht kommen die beiden Gebirgszüge der Cordillera Blanca und Cordillera Negra bis auf 15  Meter aneinander heran. Unten fließt der Rio Santo, der aber nicht viel mehr als ein Bach ist, da das meiste Wasser zur Stromerzeugung durch in die Felsen gehauene Kanäle zu den Turbinen geleitet wird. Durch 35 Tunnel, alle nur eine Spur breit, windet sich  die Piste auf unter 1700  Meter. So "tief" waren wir schon seit zwei Monaten nicht mehr, hoffentlich verkraftet unser Körper so viel Sauerstoff!!

Auch nach dem Canon del Pato geht das Tal des Rio Santo landschaftlich spektakulär weiter, auf beiden Seiten ragen hunderte Meter hohe Wände empor - aus mehr oder weniger festem Gestein. Und so holpern wir gen Pazifikküste.

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Da wir unsere missglückte Trekkingtour noch nicht ganz verdaut haben, sind wir uns im Moment nicht ganz schlüssig, wie wir weiterfahren werden. Es gibt mal wieder die beiden Möglichkeiten Küste und Landesinneres. Vermutlich bis Pacasmayo werden wir auf der Panamericana an der Küste entlang fahren und dann nach Cajamarca ins Landesinnere abbiegen. Von dort heißt dann die große Richtig Norden/Ecuador.

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