Schon auf unserer ersten Südamerikareise vor fünf Jahren hatte uns Cusco, die Stadt, die die Inkas den "Nabel der Welt" nannten, in ihren Bann gezo-gen. Damals blieben wir fast zwei Wochen, schauten uns nahezu alles an, was man in der Gegend gesehen haben "muss", gingen den Inka-Trail nach Machu Picchu und fanden Cusco jeden Tag aufs Neue wunderbar.
Das bringt uns jetzt den Vorteil, dass wir ganz entspannt auf dem Campingplatz stehen und einfach mal nichts tun können. (Oh, ich höre förmlich den Aufschrei. Die sind im Urlaub und reden davon, endlich mal nichts tun zu können. Aber wir genießen die Tage, an denen wir nicht fahren oder irgend-etwas anschauen, wirklich sehr. In der derzeitigen Jahreszeit ist es außerdem gar nicht so einfach, einen Platz zu finden, an dem man und frau einen Tag stehen kann, ohne Frostbeulen zu bekommen..)
Der Touristenstrom nach Cusco scheint in den letzten paar Jahren noch größer geworden zu sein; entsprechend gestalten sich mittlerweile die Preise. Der Inka-Trail ist auf Monate (derzeit bis Oktober) ausgebucht, die Zugtickets ins knapp 100 Kilometer entfernte Aguas Calientes unterhalb von Machu Picchu kosten knapp 80 US$ und sind in der Hochsaison nicht immer ohne weiteres zu bekommen, der Eintritt schlägt mit rund 25 Euro zu Buche. Viele überlegen sich daher auch zwei Mal, ob Machu Picchu diesen Aufwand und die Kosten lohnt - zumal man sich die Ruinenstätte mit hunderten anderen teilen muss. Für uns waren der viertägige Trail und der Tag in Machu Picchu (vor allem der Sonnenaufgang!!) etwas ganz Besonderes, auch wenn es damals schon nicht ganz günstig war und wir natürlich auch nicht allein da waren.. Nun, all das konnte uns diesmal egal sein; wir konnten einerseits mit unseren Mitreisenden mitleiden, andererseits lautete unsere Empfehlung stets "Machen". Ein zweites Mal werden wir allerdings nicht hinfahren. Auch Pisac mit seinen Ruinen und seinem bekannten Markt, die Ruinen von Ollantaytambo, die Festung Saqsayhuamán und etliche Kirchen und Museen in Cusco hatten wir uns schon ausführlich angeschaut - diesmal blieb wirklich nur Stadtbummel und in der Sonne sitzen. Die Vergangenheit als Inka-Hauptstadt fasziniert unheimlich, auch wenn sie in der Stadt leider nur noch in wenigen Mauern präsent ist.
Langeweile kommt auf dem Campingplatz nicht auf; in wechselnder Besetzung standen mit uns neun Fahrzeuge hier - Gesprächsstoff und -partner gibt es damit in Hülle und Fülle. Jeden Morgen grast eine Herde Alpakas auf der Wiese, pünktlich zum Frühstück erscheinen die sehr glücklich lebenden Hühner und picken jeden Brotkrumen weg, und zwischendurch holt sich Nino, der Schäferhund, seine Streicheleinheiten - das nennt man familiäre Atmosphäre!!
Da der Platz ganz nah an Saqsaywamán liegt, schlich ich "hintenrum" doch noch mal ins Gelände. Im Spätnachmittagslicht wirken die Riesenfelsblöcke, von denen keiner weiß, wie die Inkas sie ohne Hilfsmittel wie Rad und Rolle an diese exponierte Stelle oberhalb der Stadt brachten, ganz besonders beeindruckend. Die drei 600 Meter langen, zickzackförmig angelegten und übereinander gebauten Mauern sind 9, 10 und 5 Meter hoch, der größte Stein misst 9x5x4 Meter und wiegt mehr als 200 Tonnen.
Nachdem unsere Standheizung seit einigen Tagen den Dienst verweigert, wollten wir die Zeit in Cusco auch für eine evtl. Reparatur oder für die Suche nach Alternativen nutzen. Beidem war leider kein Erfolg vergönnt; eine Reparatur ist nicht möglich, wir benötigen ein komplett neues Teil aus Deutsch-land, und Alternativen wie eine kleine Gasheizung waren nicht zu finden. So werden wir warten müssen, bis wir wieder auf niedrigerer Meereshöhe sind und versuchen dort nochmal eine Reinigung der verrußten Brennkammer. Eine Dauerlösung für die nächsten Monate ist das aber alles nicht, die Heizung verträgt einfach keine Höhen über 3000 Meter - diesen Umstand hatten wir einige Wochen (mehr oder weniger) erfolgreich ignoriert. So lange wir keine Lösung gefunden haben, werden wir versuchen, immer so "tief" als möglich zu übernachten, das wird uns zumindest bis in die Gegend um Huaraz vermutlich auch irgendwie gelingen.
Einen Tagesausflug ins nahe Urubamba-Tal, das auch das Valle Sagrado (Heiliges Tal) der Inka genannt wird, machten wir dann doch noch. Und siehe, die knapp 100 Kilometer lange Rundtour brachte uns eine ganz neue Erkenntnis: unser Ex-Bundestrainer hat das süße Leben in Kalifornien und die Aussicht auf eine erfolgreiche Trainerlaufbahn aufgegeben und führt ein kleines, aber erfolgreiches Lebensmittelgeschäft in Urubamba (er kann halt doch nicht aus seiner Haut als Bäckersohn..). Daneben lernten wir auch noch etwas Neues kennen: nahe Maras gibt es an einem steilen Berghang seit Jahrhunderten Salinas, Becken zur Salzgewinnung. Gespeist aus einer einzigen, sehr salzigen Quelle wird das Wasser in die fast 5000 einzelnen Felder geleitet, wo es in der Sonne verdunstet und so im Monat 4 Zentimeter Salz produziert, das die Einwohner des Dorfes abbauen und als Koope-rative verkaufen. Man kann zwischen den Salzfeldern herumlaufen; wie immer bemühten wir uns, nicht zu aufdringlich bzw. neugierig zu sein. Aber die Leute, die hier arbeiteten, wirkten nicht, als fühlten sie sich gestört. Im Gegenteil, sie beantworteten unsere Fragen, und ein Paar war sogar so nett und lud mich zum Mais- und Bohnen-Mittagessen ein.
Auch wenn uns der Abschied aus Cusco und vor allem vom Quinta Lala sehr schwer fällt, wir müssen weiter. Wir nehmen gen Norden die Strecke durch die Berge über Abancay, Ayacucho und Huancayo. Ob wir in Lima Halt machen, haben wir noch nicht entschieden; das hängt auch ein bisschen vom weiteren Fortgang des Themas Heizung ab.
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