Nach den beiden wunderbaren Tagen in den Nationalparks von Iguacu auf brasilianischer und argentinischer Seite verging uns am nächsten Tag für eine kleine Weile die gute Laune, nachdem ich an der Supermarktkasse feststellen musste, dass meine Kreditkarte abhanden gekommen ist. Ich war mir rela-tiv sicher, dass ich sie nach dem Abheben am Vortag im Automat vergessen hatte. Da relativ aber eben nicht 100 % sicher bedeutet
und der Automat erst zwei Tage später befüllt wurde, schien das Sperren sicherer. Nun heißt es warten auf eine neue Karte und auf die Post, die sie uns nachschicken wird.. Weil wegen dieser leidigen Geschichte der Tag eh' schon fast rum war, entschieden wir uns, noch eine Nacht in Foz de Iguacu zu bleiben. Unsere Reisebekanntschaft, eine belgische Familie auf zweijähriger Weltreise, die wir beim Abholen des Autos in Buenos Aires kennenlernten,
hatte uns
den Tipp gegeben, zum Campingplatz Palomar zu kommen. Dort trafen wir noch andere Traveller mit eigenem Fahrzeug, ein deutsches Ehepaar, unterwegs seit fast zwei Jahren in einem Mercedes-Lkw und ein italienisches Paar, die mit einem ähnlichen Wagen wie wir bereits mehrere Jahre reisen.
Zum gigantischen Wasserkraftwerk Itaipu, das nördlich von Foz de Iguacu gemeinsam von Brasilien und Paraguay gebaut und betrieben wird und nach seiner Stromleistung das größte der Welt ist, hatten wir bisher geteilte Meinungen gehört und gelesen. Denn einerseits wurde dafür eine relativ massive Umweltzerstörung in Kauf genommen, andererseits garantiert das Kraftwerk die Stromversorgung
von Millionen Menschen. Also wollten wir uns ein eigenes Bild machen. Wir mussten zwar gut zwei Stunden auf die nächste Führung warten, nutzten die Zeit aber zum Aufladen diverser elektrischer Geräte in der Cafetaria, denn Strom hat man hier ja wirklich genug!! Da Jürgen sich vor allem auch für das Innere des Kraftwerks interessierte (da kam mal wieder der Ingenieur durch..), mir die Außenansicht aber vollauf genügte, buchten wir zwei verschiedene Touren. Nur ein paar Zahlen zum Gigantismus dieses Bauwerks: Kosten in
Höhe von 18 Mrd US$; ein fast 8 Kilometer langer und fast 200 Meter hoher Staudamm; der verbaute Beton hätte ausgereicht für mehr als 200 Fußballstadien in der Größe des Maracana-Stadions in Rio und der Stahl für 38 Eiffeltürme.. Da wir an einem Feiertag (Fronleichnam) da waren, hatten wir das Glück, dass eine der Überlaufrinnen in Betrieb war, die das Wasser abführen, das nicht für die Stromerzeugung benötigt wird. Der künstliche Wasserfall war zwar auch ganz nett anzusehen - aber kein Vergleich mit
Iguacu!!
Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Bonito, wo wir auf der Fahrt zum Pantanal einen Zwischenstopp einlegen wollten. Der Ort (übersetzt bedeutet das 'schön') war uns von etlichen Brasilianern, mit denen wir unterwegs gesprochen hatten, wärmstens empfohlen worden. Und ein kleiner Stopp auf der fast 1000 Kilometer langen Strecke ins Pantanal war uns auch ganz recht.
Die Gegend um Bonito ist hügelig und grün, eine schöne Abwechslung nach den ausgedörrten Weiden, die lange Zeit an uns vorbeigezogen waren. Nach-teil ist, dass man keine Tour ohne Guide machen kann, da alle netten Plätzchen auf Privatgrund liegen. Für den Sonntag buchten wir einen Ausflug
zum Rio Prata. Nach einer kleinen
Wanderung durch den Dschungel (wir waren mittags unterwegs und sahen leider keine Tiere), begibt man sich mit Neo-prenanzug, Schnorchel und Taucherbrille zu den Hunderten von Fischen ins kristallklare Wasser und lässt sich für die nächsten paar Kilometer bach-abwärts treiben. Da man sich kaum bewegt, schwimmen die Fische, von denen die größten fast einen Meter lang sind, ganz nah um einen herum. Tolles Gefühl, von Angesicht zu Angesicht durchs Wasser zu gleiten. Mehr als zwei Stunden waren wir im Wasser,
und
trotz 24 Grad Wassertemperatur war ich am Ende ganz schön durchgefroren.
Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir zur Buraco das Araras, hier nisten in einem Felsenkessel Dutzende Papageien. Bevor sie sich am Abend in ihre Höhlen begeben, machen sie Rast an einer Wasserstelle. Leider reichte zum Fotografieren das Licht nicht mehr allzu lange, aber wir standen bis zum Einbruch der Dunkelheit vor diesen wunderschönen Tieren.
Noch eine kleine Begebenheit am Rande: Auf dem Parkplatz unterhielten wir uns mit einem sehr netten amerikanischen Paar, die von unserem Camper ganz angetan waren. Kommentar des sehr begeisterten Mannes: "That beats a Hummer." Da kommt Besitzerstolz auf..
Zum Abschluss stand die Gruta do Lago Azul auf dem Tourprogramm, eine mehr als 300 Meter tiefe Höhle, die ca. 60 Millionen Jahre alt ist. Es wachsen Unmengen von Stalagmiten und Stalaktiten, am Grund der Höhle ist ein kleiner See, der in einem herrlichen Blau schimmert, was auf die Reflexion des Lichts im Wasser, das sehr viele Mineralien enthält, zurückzuführen ist. Anzuschauen war das wunderschön.
Mit Fotos vom See können wir wegen des schummrigen Lichts in der Höhle leider nicht dienen.
Nach den entspannenden (und ziemlich teuren..) Tagen in Bonito machen wir uns nun auf die letzen paar hundert Kilometer ins Pantanal.
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