Brasilien im Winter

 

 
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Wer in Europa gemeinhin an Brasilien denkt, stellt sich unter anderem ein Land mit immer währendem Sonnenschein und Hitze vor. Ähnliches hatten natürlich auch wir im Sinn. Die recht kühlen Temperaturen am ersten Abend taten wir noch als Versehen ab; es konnte doch nicht sein, dass auch hier tatsächlich Winter und damit eben kein T-Shirt-Wetter herrscht!?

Die ersten rund 400 Kilometer nach dem Grenzübergang in Jaguarao bis Porto Alegre verliefen unspektakulär, die Landschaft ist von der im Norden Argentiniens oder in Uruguay kaum zu unterscheiden - auch hier Rinderweide an Rinderweide. Eine Eigenart des brasilianischen Straßenverkehrs lernten wir allerdings schon bald kennen: auf vielen Straßen wird Maut erhoben. Da wir jedoch an einem Sonntag eingereist waren, alle Wechselstuben ge-schlossen hatten und die einzige Bank im Grenzörtchen am Automat keine Kreditkarten akzeptierte, waren wir ohne jegliches Bargeld unterwegs und konnten somit an der ersten Maustation nicht zahlen. Nach kurzer Ratlosigkeit auf beiden Seiten (der nette Mensch am Schalter merkte erst nach ca. fünf Minuten Auf-uns-Einredens, dass wir keine Uruguayer sind und ihn deshalb auch gar nicht verstehen können), wurde uns großzügig die fällige Gebühr erlassen. Schon nach zwei Stunden im Land hatten wir also 5,90 Real Schulden beim brasilianischen Staat.

Porto Alegre nutzten wir quasi im Vorbeifahren lediglich als Station für Internetcheck und Einkaufen. Wobei der Supermercado in dem Fall sogar ein Hypermercado war und der Name Programm ist: alles ist mindestens drei mal größer als im normalen Supermarkt. Selbst die Avocados hatten hier die Größe von Honigmelonen und Ananas.

Nördlich von Porto Alegre war unser Ziel die Serra Gaúcho. Die Gegend um die netten Touristenorte Gramado und Camela erinnert nicht nur land-schaftlich an mitteleuropäische Mittelgebirge;  Einwanderer vor allem aus Deutschland und Osteuropa, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts hier ansiedel-ten, prägen mit Lebensart, Küche und Baustil diesen Teil im südlichen Brasilien. Die Hochebene, auch bekannt als Region der Hortensien (die wir leider nur noch verblüht sahen), liegt auf ca. 1000 m Meereshöhe, im Winter ist Schnee nichts Ungewöhnliches. Auf dem einzigen noch geöffneten Camping-platz in Gramado verbrachten wir denn auch eine ziemlich kalte Nacht, schon am Abend war es nur noch 1°C..

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Obwohl alles auf Tourismus ausgerichtet ist - jedes zweite Haus ist ein Hotel, Restaurant oder Souvenirshop - und der Hang zum Kitsch manchmal nicht zu übersehen ist, wirken die beiden Städtchen sehr nett. Ganz in der Nähe finden sich mit dem Parque Estadual do Caracol, in dem ein Wasserfall 131 Meter in die Tiefe stürzt und dem Parque Ferradura, der Einblicke in einen 400 Meter tiefen Canyon bietet, zwei Highlights der Serra Gaúcho. Für besonders Aktive führt eine Treppe mit mehr als 900 Stufen zum Fuß des Wasserfalls - tolle Ausblicke und Knieschmerzen inbegriffen. Im Ferradura begegneten uns auch wieder unsere alten Bekannten, die Coatis, die wir zum ersten Mal in Costa Rica angetroffen hatten. Und auch hier waren sie ziemlich unbeeindruckt von uns komischen Zweibeinern.

Im Castelinho, einem der ältesten Häuser der Gegend, das einer deutschen Einwandererfamilie gehörte und komplett ohne Nägel gebaut wurde und heute Museum und Cafe ist, gönnten wir uns zur Belohnung für die Treppenstrapazen einen echten Apfelstrudel. Zur Vervollständigung des - vermeintlich - deutschen Ambientes liefen als Hintergrundmusik Gassenhauer wie "Das Städtchen Kufstein". Welche Vorstellung von Deutschland nehmen wohl die Leute mit, die dort Kaffee trinken?!?

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Nach fünf Übernachtungen im eher kühlen Camper zogen wir doch mal wieder eine Übernachtung in vier geheizten Wänden vor. Dass die Räume Hei-zung oder Ofen besitzen, ist übrigens trotz der Tatsache, dass es in der Gegend echten Winter gibt, eher ungewöhnlich. Viel üblicher ist dagegen, dass man im Restaurant mit Mantel und Mütze sitzt.

Rund 70 Kilometer weiter fuhren wir am Dienstag in  den Nationalpark Aparados da Serra, der einen der letzten Araukarienwälder Brasiliens schützt und den bis zu 700 Meter tiefen Canon Itaimbézinho einschließt, in den spektakulär zwei Wasserfälle stürzen. Auch wenn man schon einige Canyons gesehen hat, beeindruckt diese Landschaft vor allem wegen der Araukarien, die bis an den Rand der Schlucht wachsen.

Und dann erreichten wir bei Torres endlich die Küste, wobei auch hier die Vorstellungen von brasilianischen Stränden nicht unbedingt bedient werden; vielmehr erinnert die Küste mit ihren Dünen, den breiten Sandstränden und den mächtigen Wellen an die französische Atlantikküste.

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Am Mittwochabend saßen wir noch bei Vollmond mit einem Gläßchen Wein am Strand, am Donnerstag holte uns dann der Regen ein. Von der Strecke bis Florianopolis, wohin wir als nächstes wollten, sahen wir wegen der tief hängenden Wolken kaum etwas. Die Stadt liegt sowohl auf dem Festland als auch auf der vorgelagerten Ilha de Santa Catarina; früher verband beide Teile eine Stahlbrücke, die sehr an Golden Gate erinnert. Alle Reisefüh-rer preisen die vielen wunderschönen Sandstrände der Insel, vor allem an der dem Atlantik zugewandten Ostküste. Und tatsächlich waren die Strände toll - wenn man denn mal an die Küste kam. Es gibt kaum einen unbebauten Fleck, schon gar nicht in Strandnähe.  Auch wenn wir bei Sonnenschein unterwegs waren, irgendwie wollte sich kaum etwas von dem einstellen, wie wir uns die Insel vorgestellt hatten. Campingplätze waren mehr als rar, der Wind blies heftig - aus einem oder auch zwei Strandtagen, die wir nach der vielen Fahrerei gern als Ruhetage gehabt hätten, wurde also leider nichts.

Wie geht es uns nach einer knappen Woche im Süden Brasiliens? Vieles ist anders als gedacht: Wetter, Landschaften, Strände; nicht schöner, nicht schlechter, nur anders. Portugiesisch hat - zumindest gesprochen und für ungeübte Ohren - mit Spanisch wenig bis gar nichts zu tun. Die Menschen be-gegnen uns nett und hilfsbereit, und wir haben etliche getroffen, die sich unheimlich gefreut haben, mal wieder deutsch sprechen zu können. Jetzt biegen wir nach links ab und haben nur noch knapp 700 Kilometer bis Iguazu vor uns.

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