Dem Himmel so nah

 

 

 
 
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Nach sechs Wochen Reisen durch Montenegro und vor allem durch Albanien stehen wir an der Grenze zu Griechenland. Bei der Planung unserer Balkan-Tour waren wir nicht sicher, ob wir wirklich so weit südlich kommen würden. Doch je länger wir uns mit zwei möglichen Zielen, den Meteora-Klöstern und der Vikos-Schlucht im Pindos-Gebirge, beschäftigten, umso stärker war der Wunsch, hierhin zu kommen. Griechenland begrüßt uns mit super ausgebauten, leeren Straßen und einer Landschaft, die wir so nicht erwartet hatten. In der Nähe von Metsovo beziehen wir auf einer weiten Hochebene unseren ersten (kühlen) Stellplatz in diesem für uns neuen Land.

Bis zu den Meteora-Klöstern sind es dann keine hundert Kilometer mehr; unvermittelt tauchen nach endlosen Eichen- und Buchenwäldern eigentümlich geformte Felsen auf - und schon sind wir mittendrin in diesem kleinen, aber einfach sagenhaften Gebiet aus Felsen und Klöstern in unmöglicher Lage. Von den einst mehr als 20 Klöstern sind noch sechs in Betrieb und auch öffentlich zugänglich, vier Mönchs- und zwei Nonnenkloster. Am Ende unseres Besuchs haben wir vier besichtigt, sind durch die Felsen gewandert und haben Stunden auf Aussichtspunkten verbracht. Jetzt in der Hochsaison sind mit uns Tausende andere hier, und manchmal fällt es schwer, so etwas wie Atmosphäre zu spüren und die Aufmerksamkeit, die diese Gegend verdient, zu wahren. Wir werden irgendwann in der Nebensaison wiederkommen; für den Moment machen wir das Beste draus. Zumindest können wir an jedem Ort so lange bleiben und schauen, wie uns danach ist. Und so ergeben sich auch immer wieder stille(re) Minuten.

Die Klöster entstanden aus Einsiedeleien in Felshöhlen, in die sich seit dem 11. Jh. Eremiten zurückgezogen hatten. Um 1356 soll das erste Kloster (Megalo Meteoro) gegründet worden sein, weitere folgten. Früher waren die Klöster praktisch nicht zugänglich, erst im letzten Jahrhundert wurden Treppen errichtet. Bis dahin waren Strickleitern bzw. Körbe oder Netze, mit denen Menschen und Lasten per Winde nach oben gezogen wurden, die einzigen (und nicht ungefährlichen) Zugangswege. Wie die ersten Bewohner nach oben kamen, ist uns jedes Mal ein Rätsel, wenn wir vor den hohen, steilen Felsen stehen. Heute leben die Klöster in erster Linie vom Tourismus - wie viel zurückgezogenes Leben den Bewohnern bleibt, lässt sich nur schwer beurteilen.

Ich werde hier nur wenige Details zu den Klöstern mitgeben, das lässt sich alles nachlesen. Am besten können wohl die Bilder einen Eindruck von dem vermitteln, was man hier sieht.

Kloster Varlaam - Wohl 1518 wurde mit dem Bau der Klosteranlage begonnen, die Hauptkirche wurde 1544 vollendet.

Kloster Megalo Meteoro - Das größte und bedeutendste der hiesigen Klöster wurde Mitte des 14. Jh. von einem aus Athos stammenden Mönch gegründet.

Das Kloster besitzt hunderte wertvolle Bücher und Schriften, darunter ein hand-schriftliches Buch von 969 und ein gedrucktes von 1498.

Das in den Fels gebaute, schon verlassene Einsiedelei des heiligen Antonio wurde vom vom Kloster Agia Triada restauriert und ist nicht öffentlich zu besichtigen.

Kloster Agia Triada - Das direkt über Kalambaka liegende Kloster wurde wohl im 15. Jh. errichtet, die Hauptkirche 1475/76 erbaut.

Im James Bond-Film "For your eyes only" diente das auf einem hohen Felsen liegende Kloster als Schau-platz der Schlussszene.

Kloster Rousanou - Das Kloster erhielt seine heutige Gestalt im 16. Jh. Zu Beginn des 20. Jh. war es verlassen, jahrelang lebte dort allein eine Äbtissin.

Seit 1989 ist Rousanou ein Frauenkloster, weshalb wohl auch der Garten besonders schön ist.

 

 

Von den beiden Orten ist das kleine Kastraki der schönere (auch wenn das Bier im Restaurant hier 5€ kostet..)

Ein Erlebnis der ganz besonderen Art: für zwei Stunden geht auf der Hauptstraße nichts mehr, weil jeder parkt, wie er will, unzählige Reisebusse unterwegs sind und die Polizei sich selbst nicht so recht einig ist, wie sie das Chaos lösen soll.

Wir können uns von der Gegend nur schwer losreißen, tun es aber doch irgendwann im Wissen, dass wir noch einmal wiederkommen wollen, wenn weniger los ist. Und wir können nur jedem empfehlen, selbst hierher zu reisen - so schön die Bilder sind, die echten Eindrücke sind noch ganz andere.

Den Olymp versagen wir uns, auch wenn wir den Berg gern besteigen würden. Der Umweg ist für dieses Mal zu groß - und Griechenland sieht uns ja auf jeden Fall wieder. Über Metsovo fahren wir wieder zurück Richtung Pindos-Gebirge, wo wir in und rund um die Vikos-Schlucht wandern wollen. Die Blicke in die Schlucht und auf die Bergwelt sind phantastisch, wir sind beeindruckt von dieser relativ unbekannten Schlucht, die laut Guiness-Buch der Rekorde die tiefste der Welt ist (allerdings mit dem kleinen Trick, dass das Verhältnis von Tiefe und Abstand der beiden Ränder als Maßstab dient). Und hier sind noch dazu wenig Menschen unterwegs - und schon gar keine Reisebusse mit Heerscharen von Selfie-Touristen. Wir machen auf verschiedenen Tagestouren etliche Kilometer und Höhenmeter, man könnte hier einen ganzen Wanderurlaub verbringen.

Im Pindos-Gebirge gibt es neben viel Natur auch etliche schöne alte Brücken.

 

Unser erster Eindruck von der Vikos-Schlucht: Aussichtspunkt Oxia bei Monodendri. Wir übernachten ganz in der Nähe und schauen abends, morgens und am Mittag - bei ganz unterschiedlichem Licht - fasziniert in den Abgrund 700 Meter unter uns.

Wir wandern rund um den Beloi-Aussichtspunkt bei Kapesovo. Obwohl der Oxia genau gegenüberliegt, ist der Blick in die Schlucht ein ganz anderer. Hier wandert man über herrliche Wiesen, die im Frühjahr ein Blütenmeer sein müssen.

In die Richtung wollen wir auch noch: Tymfi-/Gamila-Massiv

Besteigung Astraka (2486m) ab oberhalb Vradeto, 23,5 km, 1230 hm Aufstieg, 7 Std.

Die Treppe von Vradeto, bis in die 1970er-Jahre die einzige Verbindung zwischen Kapesovo und Vradeto

Unsere Stellplätze begeistern uns jeden Tag aufs Neue. Wir haben keinen einzigen schlechten, nur schöne und noch schönere. Es stören höchstens Mücken, nächtliches Hundegebel und Disteln beim Toilettengang im Dunkeln.

Von Vikos durch die Schlucht bis zum Aufstieg nach Monodendri und retour (21 km, 8 Std.)

Von Mikro Papingo zum Drakolimni-See (19 km, 1500 hm Aufstieg km, 7 Std)

Restlos begeistert verlassen wir Griechenland, das - zumindest in den Regionen, die wir besucht haben - so anders ist, als man es sich landläufig vorstellt. Sowohl die Landschaften als auch die Temperaturen haben uns einige Male überrascht. Erwartungsgemäß liegen die Preise deutlich über denen in Albanien, vor allem Tanken macht wenig Freude. Unsere Art des Reisens war aber auch hier so einfach. Selbst jetzt in der Hochsaison hatten wir nie Schwierigkeiten, tolle freie Stellplätze zu finden. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen, denn wir wollen noch viel mehr von diesem Land sehen - dann auch gern den einen oder anderen dem Griechenland-Klischee entsprechenden Ort.

 

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