Albaniens Süden

 

 

 
 
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So schön unsere Wanderung war, jetzt sehnen wir uns nach Wärme und Sonne - vor allem wollen wir auch abends mal ohne Fleece-Jacke draußen sitzen. Deshalb geht es ab nun Richtung Süden, zunächst entlang der Küste. Bei Fier finden wir einen bis auf ein paar einfache Strandbars unbebauten kilometerlangen Strand. Am Plazhi Semanit können wir ohne Probleme frei stehen, hier bleiben wir zwei Tage. Zwischendurch gibt es ein paar Stunden Kultur: die antike Stätte Appollonia liegt nur wenige Kilometer im Landesinnern entfernt, auch die sehenswerte Klosterkirche von Shen Merise aus dem 13. Jh. steht hier. Nächste Station ist die Stadt der 1000 Fenster - Berat, eine der ältesten Ansiedlungen Albaniens. Schon zu kommunistischen Zeiten (1961) zur Museumsstadt erklärt, durften seitdem in der Altstadt keine neuen Häuser mehr gebaut werden. Zwei Stunden streifen wir durch die engen Gassen und steigen hoch zur Burg. Mit ihrer eigenwilligen Architektur sind die Häuser wirklich nett anzuschauen. An der Ura e Kasabashit, einer Steinbogenbrücke aus dem 17. Jh. am Gradec-Canyon, finden wir einen Stellplatz, der den Tag wunderbar abrundet.

Bei bestem Wetter geht es weiter zum Osum-Canyon, der zwar weder sonderlich lang noch besonders tief, aber trotzdem schön anzuschauen ist. Man kommt leider nur an wenigen Stellen so nah an die Abbruchkante heran, dass man in den Canyon schauen kann; dort, wo es geht, sind die Blicke aber toll. Die Asphaltstraße, die seit kurzem am Canyon entlangführt, endet irgendwann abrupt, dann geht es nur noch offroad weiter, was uns ja aber nicht stört. Die Piste windet sich bis auf 940 m hoch, vorbei an merkwürdigen schwarz glänzenden Felsen. Am Pass reicht der Blick bis zum albanisch-griechischen Grenzgebirge.

Wir haben vom Pistenfahren noch nicht genug, deshalb wollen wir von Tepolena über das Kurvelesh-Gebirge nach Kuc und dann weiter nach Himare an die Küste fahren. Es soll ein gutes Stück durch ein Bachbett gehen, wir sind gespannt. Der erste Teil von Tepolena bis auf die Hochebene von Lekdush ist phantastisch, es geht durch eine wahre Schluchtenlandschaft - wir hätten so etwas hier nie erwartet! Wir sind so begeistert, dass wir den Fahrtag früh beenden und einen Stellplatz direkt neben der Straße (der Verkehr hier ist überschaubar), mit Blick in vier Canyons beziehen. Einfach irre!

Auf der Hochebene wird aus der Piste wieder eine 1a-Asphaltstraße, auf der wir bis ins Dorf Nivice fahren. Dort soll die Wanderung auf den Maja e Kendervices starten, doch trotz aller Bemühungen finden wir den Weg leider nicht - manchmal hadern wir schon damit, dass das Land nicht mehr aus seinen Möglichkeiten macht und zum Beispiel Wanderwege gut markiert. Uns bleibt aber zumindest der Aussichtspunkt am Dorfrand mit Blick in die Schlucht. Das Gewitter, das wir auf der anderen Talseite schon lange beobachtet haben, holt uns irgendwann ein. Von Gusmar geht eine Piste, die an der Abzweigung zwar ausgeschildert, aber zumindest nicht in der freytag&berndt-Karte eingetragen ist, durch ein Flussbett nach Kuc. Weil wir diese Strecke nicht ohne Aussicht machen wollen, sitzen wir den Regen einfach aus und fahren erst am nächsten Morgen bei Sonnenschein weiter. Dass wir so viel Zeit haben, wie wir wollen, dass wir einfach auf besseres Wetter warten können, ist ein Luxus, den wir sehr genießen. Die Fahrt durch das Flussbett ist toll, die Flussdurchfahrten ein wenig abenteuerlich, aber an keiner Stelle gefährlich. Das die Taldurchfahrt kurz vor Kuc aufgrund einer alten quer über den Weg hängenden eisernen Wasserleitung auf 3,4 m beschränkt ist, stört uns natürlich nicht.

Vom Strand bei Gjipe hatten wir schon oft gelesen, in erster Linie wegen des Canyons, in den man im Sommer ein paar hundert Meter hineinlaufen kann und der quasi direkt am Strand endet. Die Zufahrt ist selbst für 4x4 grenzwertig, dafür stehen unten nur eine Handvoll Autos, der Campingplatz ist nur für Zelte, man darf als "Strandcamper" aber Dusche etc. benutzen. Die Atmosphäre am Abend erinnert an 'The Beach', alles betont entspannt, viele junge Leute, laute Musik. An diesen Strand passt das zwar irgendwie, aber zum Längerbleiben ist das dann doch nix. Also fahren wir weiter Richtung Süden und schauen einfach, wo wir (noch) einen schönen Strand finden. Auf dem Weg halten wir in Himare und schlendern durch das verlassene alte Dorf; irgendwie schade, dass hier keiner mehr leben will. Bei Bunec werden wir schließlich fündig: wir können direkt am Strand stehen, tagsüber haben wir ein paar Bade-Nachbarn, nachts sind wir allein. Es gefällt uns so gut, dass wir drei Tage bleiben. Schwimmen, Lesen, aufs Meer schauen, Nichtstun.

Bei Andreas Altmann haben wir letztens sinngemäß gelesen: Reisen ist schön, zwischendurch Anhalten aber auch. - Das trifft es ziemlich gut!

Als vorerst letzter Programmpunkt in Albanien steht Butrint auf dem Programm. Die Fahrt ganz in den Süden ist anstrengend, denn die Gegend um Sarande und Ksamil ist eine absolute Urlaubsgegend: sehr viele Menschen, sehr viel Verkehr, nichts für uns. Wir finden oberhalb von Ksamil trotzdem einen tollen freien Stellplatz im Olivenhain. Dem Diskolärm aus dem Ort entkommen wir einfach mit einer Fahrt auf die andere Seite des Hügels. Mittlerweile sind wir bei sowas wirklich routiniert.

Die antike Stätte Butrint kann man sich anschauen, muss man aber auch nicht unbedingt - ohne das Theater, zweifellos das Highlight, wären wir sogar etwas enttäuscht gewesen.

Unseren ursprünglichen Plan, von hier zum nahegelegenen Grenzübergang nach Griechenland bei Konispol zu fahren, verwerfen wir wieder, denn bei näherem Studium der Karte stellt sich heraus, dass wir damit Gjirokastra verpassen würden, denn auf der "Rückfahrt" wollen wir im Osten Albaniens wieder einreisen. Also hängen wir noch einen Tag in Albanien an und froh über diese Entscheidung, denn die Stadt mit ihrer einzigartigen Architektur lohnt einen Besuch (und auch einen Umweg). Besiedelt ist der markante Hügel wohl schon seit dem 3. Jh. BC, die meisten der heutigen Gebäude stammen von Anfang des 19. Jh. Viele sind inzwischen toll renoviert, die übrigen werden das sicher in der nächsten Zeit - Gjirokastra gehört zweifellos zu den Orten mit dem meisten Potenzial für Touristen.

Jetzt heißt es zunächst 'Tschüss Albanien - hallo Griechenland'. Wir freuen uns auf ein neues Land und darauf, die Meteora-Klöster und die Vikos-Schlucht zu sehen - beides Orte, auf die wir sehr gespannt sind!

 

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