Mit einer für uns bzw. diese Tour sehr langen Fahrt kommen wir von Montenegro über Bosnien an die kroatische Adriaküste. Weder diese Route noch ein Stopp hier waren geplant, aber irgendwie sehnen wir uns nach Wärme. Dass es hier an der Küste vermutlich nicht einfach sein wird, einen freien Stellplatz zu finden, wissen wir. Aber Versuch macht klug. Nach etlichen kleinen Straßen und
Wegen, die entweder nur zu Häusern oder nicht bis unten zur Küste führen oder die einfach zu steil für unser "Dickschiff" sind, landen wir am Aussichtspunkt oberhalb der Bucht von Zavratnica. Nach der langen Fahrt steht uns der Sinn nach etwas Bewegung, also laufen wir runter in die fjordartige Bucht. Von dort führt eine nette kleine Runde bis zum nächsten Ort Jablanac, der uns auf Anhieb sehr gut gefällt, und wieder retour. Zurück auf dem Parkplatz sind alle Tagesgäste
weg, wir bleiben zum Übernachten einfach hier stehen.
Die nächsten fünf Tage bleiben wir in der Gegend und tun nichts als faul in der Sonne liegen, schwimmen und ein bisschen an der Küste entlang wandern. Tag um Tag verschieben wir die Weiterfahrt; erst als uns die Essensvorräte ausgehen (und Angeln erfolglos bleibt), geht es weiter. Was für herrlich ruhige, ereignislose Tage.
Das Wetter in den Bergen weiter nördlich sieht gut aus, also werden wir zum Abschluss ein paar Tage in den Julischen Alpen verbringen. Die Fahrt durch Slowenien erscheint uns wie ein Trip im Allgäu, alles grün und ordentlich, überall Kühe und Geranien. Unsere erste Tour geht auf den Krn (2244 m), den südlichsten hohen Gipfel dieses kleinen Gebirges. Wir haben auf dem Parkplatz unterhalb der
Planinja Kuhinja übernachtet, von da aus sind wir nach zwei Stunden schon auf dem Gipfel. Der Krn ist bekannt dafür, dass er sich ab mittags oft mit Wolken verhüllt; wir haben Glück und haben von diesem schönen Aussichtsgipfel noch freie Sicht in alle Richtungen, erst beim Abstieg ziehen tatsächlich Wolken auf. Im 1. Weltkrieg war hier der Frontverlauf, überall liegen Granatsplitter und Stacheldraht rum. Was für eine absurde Vorstellung, dass in diesen Bergen monatelang um jeden Meter gekämpft wurde
und dabei Tausende umkamen. Auf dem Abstieg nehmen wir noch den Vrh nad Peski (2176 m) mit, auf dem Gipfel sind sogar noch betonierte Stellungen aus diesem irrwitzigen Krieg erhalten. Zum Weiterfahren haben wir keine Lust mehr, also bleiben wir einfach nochmal auf dem Wanderparkplatz stehen, auch wenn es abends hier oben ganz schön kühl wird.
Unser nächstes Ziel, der Mangart, ist nur eine kurze Tour - wir können also in Ruhe die Fahrt zum Startpunkt der Wanderung genießen. Im Tal hängen noch die Wolken, solche Bilder versüßen den Umstand, dass wir mittlerweile Herbst haben. Über die 12km lange Mangartstraße, die höchste befestigte Straße in Slowenien und eine echte Panoramastraße, geht es vom Predilpass von 950 auf 2050 m, und
auch ohne dass man den Berg besteigt, lohnt sich die Fahrt (und die 5 € Straßengebühr). Für den Aufstieg auf den Mangart (2679 m) gibt es zwei Varianten, wir nehmen den schwierigeren slowenischen Klettersteig. Wir sind ohne Klettersteigausrüstung unterwegs, was hier aber kein Problem ist. Die Kletterei macht richtig Spaß, und unsere gute Kondition aus den letzten Wochen macht sich auch bezahlt. Oben haut uns das Panorama um, bei stahlblauem Himmel haben wir 360°-Rundumsicht nach Slowenien, Italien
und Österreich. Der Blick reicht bis zum Großglockner. Dass wir bei dem Wetter den Gipfel mit etlichen Leuten teilen müssen, war zu erwarten, schmälert das Gefühl aber nur wenig. Für den Abstieg nehmen wir den Normalweg, der auch steil, aber ohne viel Kletterei ist. Eine sehr schöne, knackige Bergtour!
Von der Vintgar-Klamm hatten wir uns etwas mehr versprochen, ziemlich überlaufen ist sie auch. Aber gut, nicht jeder Ausflug kann ein Volltreffer sein. Nachdem wir den markanten Triglav, mit 2864 m Sloweniens höchsten Berg, bei den beiden letzten Touren schon aus der Ferne bewundert haben, hatten wir auch über eine Besteigung nachgedacht. Doch alle Touren sind entweder mit
einer Hüttenübernachtung oder mit Klettersteigen verbunden; ersteres wollen wir nicht, fürs zweite haben wir die Ausrüstung nicht dabei. Außerdem haben wir wenig Lust auf die Menschenmengen, die am Wochenende und bei gutem Wetter (beides haben wir) am Berg unterwegs sind. In seiner Nähe gibt es auch andere interessante Touren, wir entscheiden uns für einen Aufstieg auf den Stenar (2501 m). Leider ziehen schon am Vormittag Wolken auf, sodass uns der Blick auf den Triglav meist verwehrt bleibt. Auf
unserer Talseite haben wir aber zumindest bis zum frühen Nachmittag mehr Wetterglück, erst beim Abstieg wandern auch wir durch Wolken.
Schon mit unserem wunderbaren Stellplatz am Lago di Predil sind wir auf die italienische Seite der Julischen Alpen gewechselt, denn auch hier gibt es einige interessante Bergtouren, allerdings auch hier oft mit der Benutzung von Klettersteigen verbunden. Für den Monte Cimone (2379 m) braucht es keine Ausrüstung, nur ein bisschen Kondition für den steilen Aufstieg. Auch heute ist es leider nur
bis zum Vormittag wolkenfrei, schon auf dem Anstieg zum Gipfel bewegen wir uns immer wieder in Wolkenschwaden. Dass wir oben wohl keine berauschende Aussicht haben werden, hält uns nicht ab. Belohnt werden wir mit einer riesigen Herde Steinböcke, an die wir bis auf ca. 10 Meter rankommen und die sich von uns überhaupt nicht stören lässt. Ganz schön mächtige Tiere! (Meine Aussage von vor einigen Tagen, das seien doch nur etwas größere Ziegen, nehme ich auf der Stelle reumütig zurück.)
Auch für die nächsten Tage verheißt der Wetterbericht noch gutes Wetter in den Bergen - wir überlegen deshalb, auf dem Weg durch Österreich nochmal irgendwo Station zu machen. Das Dachsteingebirge erscheint uns dafür gut geeignet, also fahren wir über Landstraßen die drei Stunden nach Ramsau und finden mit etwas Glück sogar einen ganz guten freien Stellplatz. In Österreich wirklich schwierig.
Wir machen zwei richtig schöne Touren: Die Torwanderung, die mit 13,2 km und guten 1000 m Auf- und Abstieg allein auch nicht ohne ist, kombinieren wir noch mit der Besteigung des Rötelsteins (2245 m), einem lohnenswerten Aussichtsberg (und zusätzlichen 400 m Auf-/Abstieg). An den Dachstein-Gipfeln hängen ab Mittag zwar leider Wolken, die Rundtour ist trotzdem klasse. Die Einkehr in
der Südwandhütte ist der gelungene Abschluss eines schönen Wandertages. Auf der Tour 'Rund um die Bischofsmütze' trübt keine Wolke den Himmel, was für ein Prachtwetter! Wir sind gut sieben Stunden unterwegs, haben am Ende 18,5 km und 1220 Hm in den Beinen. Jetzt ist es - zumindest für den Moment - genug mit Bergen und Wandern.
Der Rest ist Heimweg. Nach genau drei Monaten kommen wir wieder im Vogtland an, um bei der Familie kurz nach dem Rechten zu sehen, dann geht es weiter nach Frankfurt. 8600 gefahrene und etliche Hundert gelaufene Kilometer in neun Ländern liegen hinter uns, wir hatten Dutzende traumhafte Stellplätze, haben wunderbare, teilweise ganz unerwartete Landschaften gesehen, viele nette Leute getroffen und
vor allem viel Freiheit genossen. Und eigentlich zum ersten Mal auf unseren vielen Reisen mit dem Camper hatten wir auch die Ruhe, einfach mal stehenzubleiben und wenig bis nichts zu tun. Eine schöne Erfahrung.
Wir hatten uns einen Sommer auf dem Balkan rein wettertechnisch zwar etwas anders vorgestellt, doch streng genommen hatten wir selten wirklich schlechtes Wetter. Und die wenigen Tage haben wir einfach ausgesessen, ohne uns verrückt zu machen, dass wir dadurch irgendwas verpassen.
Sowohl wir als auch das Auto sind ohne große Blessuren geblieben, auch nicht selbstverständlich!
Jedem, der mit dem eigenen Fahrzeug und unabhängig in großartiger Natur unterwegs sein will, können wir den westlichen Balkan, vor allem Albanien, nur ans Herz legen. Wir hätten dort noch viel mehr Zeit verbringen können, werden das irgendwann sicher auch tun.
Für unseren Einstieg in den Ausstieg konnten wir kein besseres Ziel wählen. Darüber, wie wir die nächsten Monate verbringen wollen, wohin es mit und wohin es ohne Toyota geht, haben wir deutlich weniger nachgedacht als geplant. Denn auch wenn man meinen sollte, in drei Monaten "Urlaub" unglaublich viel Zeit zu haben, kommt man am Ende trotzdem nicht zu allem, was man sich so vorgestellt
hatte. Wir machen uns deshalb aber keine großen Sorgen und schon gar keinen Stress; zumindest die nächste Etappe steht mit Nepal fest. Und in den fünf Wochen dort haben wir ja wieder ganz viel Zeit zum weiteren Planen ;-)
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