Gefühlte 20 Jahre brauchte es, dass wir beide von dieser Reise überzeugt waren. Für mich war die Besteigung des Kilimanjaro ein Traum, seitdem mir Reisen in solchen Dimensionen möglich war. Den genauen Grund kann ich gar nicht benennen, dieser Berg war einfach in meinem Kopf. Die negativen Begleitumstände, vor allem dass die Besteigung nicht allein, sondern nur mit Guide möglich und damit entsprechend
teuer ist, konnte ich akzeptieren. Jürgen stand dem ganzen deutlich kritischer gegenüber, ohne mich und meinen Wunsch hätte er diese Tour sicher nie gemacht. Nach vielem Hin-und-her-Überlegen, nach dem Lesen unzähliger Reiseberichte und Tourprogramme und dem Abwägen von Für & Wider stand unsere Variante fest: Wir würden insgesamt drei Wochen in Tansania verbringen, den Mt. Meru zur Akklimatisierung besteigen, dann den Kili über die Lemosho-Route und mit einer Übernachtung am Kraterrand in Angriff nehmen
und schließlich eine Safari mit Tarangire, Lake Manyara, Serengeti und Ngrorongoro-Krater machen. Da sollte doch für jede(n) was dabei sein!
Anfangs-, Endpunkt und auch zwei Mal Zwischenstation würde Moshi sein. Wie bei der Nepal-Tour wollen wir uns nicht erst vor Ort um Touranbieter etc. kümmern, sondern entscheiden uns recht schnell für eine Buchung bei Moja Travel. Diese Wahl war auf jeden Fall die richtige, selbst wenn wir vor Ort ein paar Euro gespart hätten. So waren wir sicher, dass wir Kili-Besteigung und Safari als eigene
"Reisegruppe" unternehmen würden. Es mag elitär klingen, aber wir hatten weder Lust, uns beim Gehen auf andere Leute und deren Tempo einstellen zu müssen, noch uns um die besten Plätze im Safari-Jeep zu drängeln. Und der Preisunterschied zwischen unserer Zweiergruppe und einer größeren war deutlich geringer als man meint.
Mit einem Nachtflug geht es relativ entspannt von Frankfurt nach Moshi, und sofort beim Aussteigen fällt der Kilimanjaro ins Auge.
Dass nahe dem Äquator ein fast 6000 Meter hoher Berg mit Schnee und Gletschern existiert, weiß man. Dass der Anblick toll sein muss, denkt man sich auch. Tatsächlich ist es dann einfach nur unwirklich und so faszinierend, dass der Blick immer wieder in Richtung Berg geht.
Da wir morgens ankommen, gibt es auch noch keine Wolkenhaube, die ab mittags meist den Gipfel verhüllt.
|
|
Nach dem ersten Treffen mit Richard, unserem Guide für Mt. Meru und Kili, haben wir ein gutes Gefühl für die Trekkingtouren. Nun kann es losgehen. Die Besteigung des Meru ist nicht nur eine gute Akklimatisierung für den Kili, sondern auch für sich genommen nicht unspannend. Mit 4566 m der fünfthöchste Berg Afrikas hat die auf vier Tage angelegte Hüttentour auch was von Safari. Wir müssen uns auf dieser
Tour einer größeren Gruppe anschließen, da man wegen möglicher Tierbegegnungen in Begleitung eines bewaffneten Rangers sein muss. Toll finden wir das zwar nicht, aber wir arrangieren uns recht schnell mit genau der Situation, die wir eigentlich gerade nicht wollten. Die Leute sind ok, und zwischendurch ist eine Unterhaltung mit anderen ja auch ganz nett. Der erste Tag ist sehr entspannt: vom Momella Gate auf 1640 m geht es über 14 km auf einem breiten Fahrweg durch Urwald mit echten Baumriesen
- der berühmte Arched Fig Tree wird sogar durchwandert - vorbei am Mayo-Wasserfall zur Miriakamba Hut (2514 m). Wir haben ein Vierbettzimmer für uns, die beiden Hütten sind bei weitem nicht voll. Waschgelegenheit und Toiletten sind ok, gegessen wird mit allen Trekkern gemeinsam in einer großen Hütte.
Der zweite Tag führt weiter aufwärts: von der Miriakamba Hut geht es zunächst wieder durch Regenwald und teilweise über Treppen hinauf zur Saddle Hut (3566 m). Nach der Mittagspause und ohne Gepäck steigen wir weiter zum Gipfel des Little Meru (3820 m) auf, das dient der weiteren Akklimatisierung und bringt tolle Ausblicke auf Kili, den Meru-Hauptgipfel und den Aschekrater und ganz nebenbei noch einen Gipfelerfolg.
Am Gipfeltag brechen die Verrückten (bzw. die, die sich von ihren Guides verrückt machen lassen) um Mitternacht auf; wir überzeugen Richard, der unsere Kondition und unser Tempo mittlerweile ganz gut einschätzen kann, "erst" gegen 1.45 Uhr loszugehen. Wir wollen natürlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein, aber nicht schon zwei Stunden vorher in der Eiseskälte dort oben hocken. Mit Stirnlampen und in dicke
Klamotten gepackt stapfen wir durch Lavasand und über Geröll steil aufwärts, überholen dabei nach und nach die meisten der vor uns Gestarteten. Der Aufstieg ist anstrengend, aber nichts, was man nicht schaffen könnte.
Kurz vor 6 erreichen wir nach gut 4 Stunden Aufstieg ohne nennenswerte Pause den Gipfel, den Socialist Peak auf 4566 m, 6.20 Uhr geht die Sonne auf - was für ein Erlebnis.
|
|
Erst beim Abstieg offenbart sich, an welch steilen Abhängen der schmale Weg teilweise entlangführt. Gar nicht verkehrt, dass das nachts verborgen blieb. Der Blick in den Meru-Krater entspricht der Vorstellung eines perfekten Vulkankraters. Immer den Kili im Blick erreichen wir die Saddle Hut, machen hier eine ordentlich lange und wohlverdiente Mittagspause in der Sonne und steigen dann weiter zur Miriakamba Hut
ab. Am Ende des Tages liegen gute 1000 m Aufstieg, mehr als 2000 m Abstieg und insgesamt 19 km hinter uns. In leicht euphorischer Stimmung verbringen wir einen netten letzten Abend.
Der Abstieg über den Shapero Hill und die Momella-Hochebene zurück zum Momella Gate ist für einen von uns sehr schmerzhaft, und das nicht in den Oberschenkeln oder Knien. Der latente Hexenschuss, den sich Jürgen zwei Tage vor Abflug geholt hat, wird nach einem unglücklichen Bücken zum echten Problem. Irgendwie schafft er es den Berg runter, von Genießen kann aber keine Rede mehr sein, auch wenn die Landschaft wunderschön
ist und wir etliche Tiere sehen.
Zurück in Moshi müssen wir nun überlegen, ob und wie es weitergeht. Mit den Rückenschmerzen ist für Jürgen eine Kili-Besteigung unmöglich. Ein Pausentag war eingeplant, es kommt ein zweiter hinzu und nach einem Besuch im örtlichen Krankenhaus, zwei Behandlungen bei einem (offenbar) äußerst fähigen Physiotherapeut und ausgerüstet mit Schmerzmitteln, einem orthopädischen Kissen für den Rücken und einer Handvoll Übungen,
wagen wir es. (Da soll noch einer sagen, Männer wären nicht leidensfähig..) Die Fahrt im Buschtaxi ist gleich die erste Belastungsprobe, es geht auf übler Piste zum Londorossi Gate, wo wir uns offiziell eintragen müssen und das Gepäck der Träger gewogen wird, zum Startpunkt der Lemosho-Route. Uns war bei der Vorbereitung schnell klar, dass wir unter den vier möglichen Routen diese nehmen wollen. Die Anfahrt ist recht mühsam, sie ist mit sieben Tagen länger als die anderen Routen, deshalb auch
deutlich weniger frequentiert. Weil wir eine Übernachtung am Kraterrand auf gut 5700 m planen, ist gute Akklimatisation immens wichtig. Die Eingehtour am Meru und der längere Aufstieg über die Lemosho-Route sollen uns so weit fit machen. Wir sind mit einem Riesentross an Trägern unterwegs, aber wir können uns von bestimmten Vorschriften nicht freimachen. So erfordert bspw. die Kraterübernachtung, dass ein eigenes Toilettenzelt mitgeführt wird. Verpflegung für sieben Tage, Zelte zum Übernachten,
zum Essen und zum Kochen, Campingtisch und -stühlchen, das ganze hat einen kolonialen Touch, der uns wirklich peinlich ist. Diese echte Schattenseite einer Kili-Besteigung muss man aushalten. Und es gibt zumindest auch den Trost, dass damit eine Reihe junger Männer Arbeit hat.
Der erste Wandertag startet erst kurz vor 14 Uhr, nach dreieinhalb Stunden durch Regenwald erreichen wir das wuselige Big Tree Camp (2780 m). Auf dem Camp mitten im Wald stehen Dutzende Zelte. Das Abendessen ist eine regelrechte Zeremonie, mit Vorsuppe, Hauptgang und Nachtisch bei Kerzenschein. Auch das hart an der Grenze, uns unangenehm zu sein.
Am zweiten Tag verlässt der Weg bald den Regenwald und führt durch Moor- und Heidelandschaft, später durch karge Lava-Landschaft. Schon seit dem Morgen ist es bewölkt, am Nachmittag beginnt es ordentlich zu regnen. Die letzten zwei Stunden marschieren wir mit Regenklamotten und kommen trotzdem ziemlich durchnässt am Shira Camp 2 (3900 m) an. Am frühen Abend reißt der Himmel ein wenig auf und erlaubt einen kurzen
Blick auf den Gipfel des Kibo.
Am nächsten Morgen lässt uns das Wetter kurz auf Besserung hoffen. Wir starten bei blau-weißem Himmel auf die Etappe, die zur besseren Akklimatisierung über den Lava Tower (4430 m) führt. Bald nach dem Start trifft die Machame-Route auf unseren Weg; es ist nicht gleich überlaufen, aber der Weg ist doch voller als an den beiden letzten Tagen. Schon vormittags holen uns tiefhängende Wolken und Regen wieder ein.
Die Mittagspause am Lava Tower, die bei gutem Wetter bestimmt toll wäre, halten wir kurz, es ist einfach zu ungemütlich. Auf dem weiteren Weg ins Barranco Valley wird aus der Lava- und Felslandschaft langsam wieder Heide- und Moorland. Hier treffen wir auch zum ersten Mal auf die typischen Riesenkreuzkräuter/Senizien, die bis zu 10 m hoch werden können. Die unbekannte, faszinierende Pflanzenwelt lenkt ein wenig vom verregneten Wandertag ab, an dessen Ende wir mehr als 850 m auf- und fast ebenso viele
wieder abgestiegen sind.
Das große Barranco Camp (3960 m) liegt auf einem Plateau unterhalb der Great Barranco Wall. Zum Glück hat der Regen aufgehört, so dass es sich lohnt, noch ein bisschen umherzuwandern und die Pflanzen genauer zu betrachten. Und sogar der südwestliche Kibo mit den Süd-Gletschern taucht noch aus den Wolken auf. Ein versöhnlicher Tagesausklang.
Vor der Great Barranco Wall wird immer und überall gewarnt: anspruchsvolle Steigung in relativ großer Höhe, kraftraubende Kletterei, etc. Deshalb gehen wir die Etappe mit Respekt an, durchsteigen die Wand aber ohne Probleme in einem Rutsch und stehen eine knappe Stunde nach dem Start auf einem kargen Plateau auf rund 4100 m. Die Wolken hängen leider wieder so tief, dass wir vom Kibo und den Süd-Gletschern, die man
von hier aus sehr schön sehen könnte, keinen Zipfel entdecken. Dann geht es schier endlos bergauf und bergab durch eine karge steinige Landschaft bis zum Karanga Camp, wo wir eine längere Mittagspause machen, den Tag aber noch nicht beenden wollen. Wir gehen weiter bis zum Barafu Camp (4640 m). Zumindest kurz lugt der Kibo-Gipfel durch die Wolken.
Vom Barafu Camp aus brechen die meisten Wanderer nachts zum Gipfel auf. Da unser Programm etwas anders aussieht, starten wir ganz entspannt erst gegen 8 Uhr. Die Nacht hat noch eine ganz besondere Überraschung gebracht: ca. 15 cm Neuschnee! Wir bedauern all die armen, die durch Dunkelheit, Kälte und Schnee stapfen mussten. Natürlich ist der Aufstieg auch für uns anstrengend, aber wir müssen keine Spur mehr treten und
uns entschädigen außerdem die Ausblicke auf die nahen Gletscher und vor allem die Sonne.
Vom Stella Point ist es weniger als eine Stunde zum Kraterboden und damit zu unserem Übernachtungsplatz gegenüber dem Furtwängler-Gletscher. Wir sind die einzigen, die heute hier ihr Lager aufschlagen. Dass uns auf 5700 m nicht unbedingt die beste Nacht unseres Lebens bevorstehen wird, ist klar - das nehmen wir für dieses Erlebnis gern in Kauf. Der Kontrast zwischen Kraterboden aus grauschwarzer Lavaasche und
scheeweißen Gletschern zeigt sich wegen des Neuschnees zwar nicht ganz so, wie man ihn von Bildern kennt. Trotzdem ist das Gefühl, auf einem Berg nahe dem Äquator vor Gletschern zu stehen, etwas bizarr und irgendwie unglaublich.
Am Nachmittag gehe ich ein wenig auf Entdeckungstour, Jürgen zieht eine Pause im Zelt vor. Der Furtwängler-Gletscher ist über 300 m lang und ca. 25 m hoch, es gibt tiefe Spalten und Eishöhlen. Zum nördlich gelegenen Ash Pit im Reusch-Krater (5835 m), der vom Kratercamp aus unsichtbar bleibt, geht es durch Sand eine halbe Stunde steil bergauf, aber trotz der Anstrengung auf dieser Höhe kann und will ich mir das
nicht entgehen lassen. Oben tost ein ohrenbetäubender Sturm und es ist ordentlich kalt, aber der Anblick ist überwältigend - gegenüber der Uhuru Peak, direkt vor einem der Vulkanschlot. Ich bin froh, mich hochgemüht zu haben!
Beim Sonnenuntergang blicken wir in ein Wolkenmeer unter uns, aus dem am Horizont der Mt. Meru herausragt. Sofort wird es ungemütlich kalt, nach dem Abendessen geht es direkt ins Zelt und in die warmen Schlafsäcke. Wir haben einen anstrengenden Tag mit 1500 bzw. 1700 m Anstieg hinter und einen mindestens ebenso anstrengenden vor uns.
Gipfeltag. Wir starten in der Dämmerung auf die letzten 200 m Anstieg durch die steile Felswand. Richard tut, was sich für einen guten Guide gehört: er geht vorweg und legt eine Spur durch den teilweise kniehohen Schnee. Wir sind dankbar, dass er uns diese kraftraubende Arbeit abnimmt. Während wir an Höhe gewinnen, tut die Sonne am östlichen Kraterrand dasselbe. Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf die Gletscher
am Kraterboden unter uns - was für ein Anblick. Auf den letzten Metern vor dem Gipfel fühlen wir uns in die Arktis versetzt, es weht ein eiskalter heftiger Wind, der in Böen kleine Schneewolken über den eisig gefrorenen Boden fegt.
Und dann haben wir es geschafft: Wir stehen auf dem Gipfel des Kilimanjaro!
Am sechsten Wandertag bei frostigen Temperaturen, mit tausend neuen Bildern und Eindrücken im Kopf haben wir es auf Afrikas höchsten Berg geschafft. Wir sind sehr glücklich und stolz auf uns.
Für Ergriffenheit bleibt angesichts der Temperaturen wenig Zeit. Außerdem warten schon die nächsten für ihr Foto auf das Gipfelschild.
Wir schauen noch einmal rundum, versuchen, den Moment und das Gefühl abzuspeichern, und machen uns auf den Weg nach unten.
|
|
Uns stehen insgesamt 3100 m Abstieg bevor. Knieschonend wird dieser Tag also sicher nicht. Vorbei an Kersten-, Decken- und Rebmann-Gletscher geht es mit Blick auf den Mawenzi, den zweiten Gipfel des Kilimanjaro, hinunter zum Stella Point. Bis zum Barafu Camp ist auf dem steilen, teilweise vereisten Pfad noch Obacht geboten, danach heißt es nur noch laufen, laufen, laufen. Am späten Nachmittag erreichen wir das Mweka
Camp (3080 m). Es ist kaum vorstellbar, dass man keine zehn Stunden vorher auf fast 6000 m Höhe in Eis und Schnee war und jetzt wieder im Grünen sitzt. Wir verbringen einen ruhigen letzten Abend.
Die obligate Trinkgeldzeremonie im letzten Camp lassen wir ausfallen (das Trinkgeld selbst natürlich nicht). Wir wollen auf keinen Fall, dass die Truppe für uns singt und tanzt. Auf breiten Pfaden geht es durch dichter werdenden Wald weiter immer bergab zum Mweka Gate (1800 m). Nach ein paar Formalitäten steigen wir in den Bus zurück nach Moshi, wo wir uns auf ein Bier/respektive eine Cola, eine heiße Dusche und
ein weiches Bett freuen.
In der Schlussbilanz stehen sechs phantastische Wandertage mit insgesamt 5640 m Aufstieg und 6120 m Abstieg. Wir hatten - abgesehen von einem ordentlichen Sonnenbrand - keinerlei gesundheitliche Probleme. Das Laufen haben wir nie als zu anstrengend oder nicht zu schaffen empfunden; wir haben aber auch keinesfalls einen Spaziergang erlebt. Mit ordentlicher Kondition und vor allem mit ausreichend Akklimatisierung ist der
Kilimanjaro für geübte Wanderer gut zu bewältigen.
Natürlich hätten wir uns über mehr schönes Wetter und entsprechend schöne Aussichten beim langen Aufstieg gefreut, am wichtigsten aber waren unsere beiden Gipfeltage. Und an denen hatten wir riesiges Wetterglück. Vor allem die Übernachtung am Kraterrand wird für uns unvergesslich bleiben. So lebens-feindlich und ungemütlich es dort oben ist, war genau dieses Erlebnis die Krönung. Mit Richard hatten
wir außerdem einen Guide, der seine Mannschaft ganz gelassen führte und der gut zu uns passte. Er ließ uns so weit wie möglich unser Tempo gehen, auch dass wir den Aufstieg wegen des zusätzlichen Rücken-Ruhetags in Moshi um einen Tag strafften, war für ihn kein großes Ding. Abgesehen vom seltsamen Musikgeschmack ein cooler Typ. Die zwiespältige Erfahrung, das Gepäck getragen zu bekommen, bekocht zu werden und niemals das Zelt aufbauen zu müssen, gehört eben leider zum Kilimanjaro dazu. Und trotz dieser
manchmal unangenehmen Begleiterscheinung haben wir die Entscheidung nicht bereut. Für mich ging ein echter Traum in Erfüllung!
Der aktive Teil der Reise ist vorbei, jetzt lassen wir uns nur noch durch die Gegend kutschieren. Dass wir dabei ein paar Tiere und wunderbare Landschaften sehen werden, lässt uns die Aussicht auf stundenlanges Sitzen ertragen. Natürlich würden wir auch diesen Teil viel lieber individuell angehen, heißt in dem Fall mit unserem eigenen Camper. Aber es ist ja nicht ausgeschlossen, dass auch der Toyota noch mal
nach Tansania kommt.
Von Moshi geht es über Arusha immer tiefer hinein ins Massai-Land hinein, unser Ziel ist der Tarangire NP. Die erste beeindruckende Begegnung haben wir mit der Pfanzenwelt in Gestalt riesiger Baobabbäume. Bei der ersten Pirschfahrt sehen wir auch gleich Löwen, Elefanten, Giraffen und noch viel mehr Tiere. und am zweiten Tag entdecken wir sogar zwei Leoparden. Da wir wieder unsere eigene "Gruppe"
sind, können wir jederzeit stehenbleiben und schauen, so lange wir mögen. Wie ein Löwe oder ein Elefant keine zehn Meter vor unserem Auto die Straße überquert, hat schon was! Der Tarangire NP ist für uns die perfekte erste Safari-Station: relativ wenig Besucher (auf dem Campingplatz sind wir allein), tolle Buschlandschaft, viele Tiere, vor allem riesige Elefanten-Herden. Unsere zweite Station, der Lake Manyara NP, kann es damit nicht ganz aufnehmen. Wir sehen zwar große Herden von Zebras, sind gegenüber dem
Tarangire aber einen Hauch enttäuscht.
Am nächsten Tag geht es weiter zum weltberühmten Serengeti Nationalpark, den wir natürlich mit Bernhard Grzimek verbinden. (Wir sind in diesen Tagen noch ein bisschen stolzer darauf, Frankfurter zu sein..) Wir erreichen den Afrikanischen Graben - das Rift Valley - und verlassen die Tiefebene. Eine steile Piste führt ins deutlich höher gelegene und grüne Kraterhochland. Von oben eröffnet sich ein toller Blick
über die Masai-Ebene und den Lake Manyara. Vorbei am Ngorongoro-Krater, in den wir zumindest schon mal einen Blick werfen, erreichen wir am Nachmittag die südliche Serengeti.
Nach einem Mittags-Picknick am Naabi Hill Gate fahren wir weiter zum Seronera Campingplatz in der Zentral-Serengeti. Wir nehmen natürlich nicht den kürzesten Weg, sondern nutzen die Anreise als Pirschfahrt. Wann immer sich irgendwo mehrere Safari-Jeeps auf einem Fleck ballen, kann man sicher sein, etwas Außergewöhnliches zu sehen. Aber auch während wir ganz allein umherstreifen, entdeckt unser Fahrer immer wieder
Tiere; ein unbestrittener Vorteil gegenüber einer Reise ohne Guide. Unser Zelt schlagen wir mitten in der Savanne auf - zwar nicht allein, aber ohne Zaun oder sonstige Absicherung rundherum. An den folgenden anderthalb Tagen fahren wir stundenlang durch die Wildnis, halten immer wieder, sobald sich Tiere zeigen, stehen manchmal eine halbe Stunde an einem Fleck und beobachten. Wir sehen Unmengen an Elefanten, Löwen, Giraffen, sogar eine Geparden-Mama
mit ihren drei Jungen. Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch am Hippo-Pool. Beim Anblick dieser Kolosse und bei der Geräuschkulisse ist man froh über jeden Meter, der zwischen Mensch und Tier liegt.
So recht wissen wir gar nicht, wie das Erlebnis Serengeti noch getopt werden soll. Wir haben so viele Tiere hautnah gesehen, gehört und erlebt, haben Savanne und damit das Afrika-Klischee schlechthin in vollen Zügen genossen - was soll jetzt noch kommen?
Der Ngorongoro-Krater stellt dann aber einfach alles in den Schatten.
Der Abend auf dem Campingplatz ist eine Art Vorgeschmack: ein Elefant trottet in aller Seelenruhe über den Platz, keine zehn Meter hinter unserem Zelt; wir beobachten das Ganze aus sicherer Entfernung.
|
|
|
Allein der Blick in den Ngorongoro-Krater macht sprachlos, schon von oben sind 600 m tiefer die riesigen Tierherden zu sehen, die in diesem Amphitheater leben. Eine solche Masse an wilden Tieren auf so kleiner Fläche und die Tatsache, dass man mittendurch fahren kann, ohne dass sich die Tiere groß gestört fühlen - nicht umsonst wird dieser Platz als 'achtes Weltwunder' bezeichnet. Vor allem die riesigen Zebraherden
mit den vielen Jungen haben es uns angetan, man könnte hier Stunden nur mit Schauen verbringen. Nachdem wir (wenn auch aus einiger Entfernung) zwei Nashörner sehen, haben wir die Big Five voll. Ein Löwenrudel mit fast 20 Tieren, das wir auf ihrer entspannten Wanderung durch die Ebene beobachten, macht den Tag perfekt. Wir sind sehr traurig, dass wir aus diesem Paradies nach ein paar Stunden vertrieben werden, sind aber auch so glücklich und dankbar, dass wir das hier erleben durften.
Dann bleibt nichts mehr außer der Rückfahrt nach Moshi und einem letzten Tag im Hotel, das praktischerweise nahe am Flughafen liegt.
Zum letzten Mal, bevor es wieder in den deutschen Winter geht, genießen wir die afrikanische Sonne und schauen immer wieder zum Kilimanjaro - jetzt mit dem wahnsinnig guten Gefühl, oben gestanden zu sein!
|
|
|