Als wir 2013 in Kombination mit Korsika zum ersten Mal auf Sardinien waren, hatte uns die Insel wirklich gut gefallen. Grund genug, sie noch einmal als Ziel zu wählen und hier zwei Wochen zu verbringen. Für Hin- und Rückfahrt entscheiden wir uns für eine Nachtfähre, so kommen wir ausgeschlafen an und haben gleich einen ganzen ersten Urlaubstag vor uns.
Noch vor 7 Uhr laufen wir in Olbia ein; da wir den Hafen und die Zufahrt kennen, geht alles ratzfatz, schon sind wir auf der Autobahn Richtung Süden. Wir wollen für ein paar Tage auf bekanntem Terrain an der Ostküste bleiben und dann über das Landesinnere (auf hoffentlich tollen Pisten!) an die Westküste fahren. Zum Frühstück stehen wir schon in den Dünen am Strand bei La Caletta. Noch ein paar Kilometer
weiter südlich am Capo Comino verbringen wir die ersten zwei Tage gediegen am Strand. Wir stehen ganz allein in einer Bucht, den nächsten Nachbarn am anderen Ende der Bucht ahnen wir mehr als dass wir ihn sehen. Der Strand gehört uns. Erstaunlich, dass man hier frei campen kann; ob das in der Hauptsaison auch ginge, ist die Frage.
Weiter ein Stück nach Süden wollen wir in der Gola di Gorrupo einen Wandertag verbringen. Von der Hauptstraße SS125 geht es steil hinunter in die Schlucht, in die man so weit hineinläuft, wie man Lust hat, über Felsblöcke zu klettern. Anschließend dann wieder auf steilem Pfad nach oben. Eine kurze, knackige Tour. Zum Übernachten haben wir einen Platz mit Aussicht: auf der Passhöhe zwischen
Genna Sarbene und Genna Scálas stehen wir mit Panoramablick auf der einen Seite Richtung Meer, auf der anderen Richtung Sopramonte. Und dank sehr guter Internetverbindung können wir hier oben sogar das EM-Spiel der Deutschen gegen Nordirland sehen - ein Logenplatz ganz besonderer Art. Am nächsten Tag wandern wir an der wunderschönen Steilküste, wir starten an der Pedra Longa, steigen an der Cengia Giradili bis auf die Cuile Duspiggius auf ca. 700 Meter auf und genießen die Aussicht von oben, dann auf gleichem
Weg wieder retour. Zum Abschluss noch ein Bad in einer der kleinen Felsbuchten, so sparen wir wieder die Dusche. Und auch hier finden wir wieder einen traumhaft einsamen Stellplatz: am Klettergarten 'Campo de Mircoli' oberhalb der Pedra Longa mit Aussicht auf die Bucht und einer Ziegenherde als einzigen Nachbarn. Bevor wir am nächsten Morgen die Küste verlassen, steigen wir noch auf den Monto Oro hinauf, von dem der Blick weit in die Bucht von S. Maria Navarrese hineingeht.
Wir wollen nun auf kleinen Straßen und Pisten die Insel durchqueren. Erste Station ist der Monte Perda Liana auf der Hochebene von Tonneri. Die markante Felsformation kann man zu Fuß komplett umrunden, ein Aufstieg ist ohne Seil etc. aber nicht drin. Dafür erklimmen wir am nächsten Tag den mit 1829 Metern höchsten Gipfel Sardiniens. Wir wandern etwas anders als auf der vom Rother vorgeschlagenen Tour, teilweise weglos, auf
die Punta La Marmora. Oben sind wir lange Zeit allein, dann "stören" zwei weitere Wanderer die Gipfel-Einsamkeit. Sardinien scheint nicht DAS Wandergebiet zu sein. Die Offroad-Pisten hier im Gennargentu machen Spaß, anspruchsvoll zu fahren aber auch nicht zu ruppig. Unseren Stellplatz finden wir bei Desulo, wieder auf einer Kuppe, wieder mit Wahnsinns-Rundblick.
Weiter Richtung Westküste legen wir im kleinen Naturschutzgebiet Parco della Giarra einen Stop ein, wo einige Hundert haldwilde Pferde leben. Durch Wälder voller Korkeichen verläuft der Weg zu den beiden größten der vielen Sumpfseen, an denen sich die Pferde am liebsten aufhalten. Wir haben die Hoffnung schon fast aufgegeben, welche aus der Nähe zu sehen, als wir doch noch eine Herde der scheuen Tiere
entdecken.
Sehr zufrieden fahren wir weiter bis zur Costa Verde. Auf einem Parkplatz am Spiagga de Piscinas können wir für 5 Euro über Nacht stehen bleiben, toller Blick auf die Sanddünen inclusive, und sogar Dusche und Bar mit Wifi sind in der Nähe. Wir nähern uns dem Luxus-Camping. Der nächste Tag ist ein Strandtag, man kann hier kilometerweit am Strand und durch die Dünen wandern. Wir haben dazu noch super Wellen und
baden endlich mal wieder ausgiebig im Meer. Zum Übernachten fahren wir noch etwas weiter südlich, wo wir in luftiger Höhe am Capo Pecora wieder einsam und mit Ausblick stehen.
Vom nahen Buggeru starten wir zu einer Küstenwanderung, entlang der steilen Klippen geht es bis zur schönen Badebucht Cala Domestica. Als wir hier mit unseren dicken Wanderschuhen ankommen, ernten wir ein paar mitleidige Blicke - wie gesagt, in Sardinien wandert irgendwie kaum einer. Vom Stellplatz der letzten Nacht vertreibt uns am Abend übler Lärm eines Konzerts am Capo Pecora. Zum Glück hatten wir bei
unserer Wanderung genügend Alternativen gesehen, so ist der Umzug auch bei Dunkelheit kein Problem. Von Porto di Musua aus wandern wir noch einmal entlang der Küste, immer mit Blick auf den Pan di Zucchero. Der Aufstieg am Südhang des Monte Nai hat es in sich, lohnt sich aber für den anschließend folgenden Panoramaweg, der nah an den Klippen entlangläuft. Wir wandern bis zur kleinen Bucht Porto di Canal Grande, nehmen ein Bad unterhalb der 100 Meter steil abfallenden Klippen und laufen dann wieder retour.
Der Stellplatz für diesen (und die folgenden Nächte) ist dann ein ganz besonderer. Wir können es kaum glauben, aber keiner stört sich daran, dass wir auf dem Parkplatz in einem kleinen Pinienhain oberhalb des Porto Flavia übernachten. Der Blick auf die Klippen und den Pan di Zucchero ist der Hammer. Nur sitzen und schauen (und ein Wein dazu), mehr braucht es nicht. Beim Ausflug ins nahe Iglesias entdecken wir eine nette sardische Stadt; und auch noch einen ruhigen Strandtag gibt es. Das Abendessen auf
dem Belverde von Nebida ist kitschig schön!
Der Rückweg nach Olbia ist auf der Autobahn schnell gefahren, die Entfernungen auf Sardinien sind ja wirklich kein Problem. Noch ein Abschiedsgetränk an der Uferpromenade und ein Abschiedseinkauf im Supermarkt am Hafen, dann gehts auch schon auf die Fähre. Im Morgengrauen laufen wir in Livorno ein und begeben uns directamente auf die Autobahn, denn wir haben ja noch einen Zwischenstop vor uns.
Dass mit den Floating Piers am Lago d'Iseo zeitgleich mit unserem Urlaub ein Christo-Projekt in Reichweite stattfand, konnten wir uns nicht entgehen lassen. Nicht nach Berlin gefahren zu sein, um den verhüllten Reichstag zu sehen, war Fehler genug. Natürlich war zu erwarten, dass es voll würde (war es auch!!); aber zum Glück haben wir uns davon abschrecken lassen. Denn über die mit orangefarbenem Stoff überzogenen,
schwimmenden Stege zu laufen, war schon etwas ganz Besonderes. Der Sieg im Elfmeterschießen gegen die Italiener im EM-Viertelfinale, den wir am selben Abend in einer Kneipe in Edolo erleben durften, auch!
Auf dem Heimweg wollen wir die Autobahn meiden, haben aber nicht im Ansatz damit gerechnet, wie viel Zeit wir für die Überquerung von Gaviapass, Stilfser Joch und Reschenpass brauchen würden. Dass am ersten Juli-Wochenende am Stilfser Joch ein internationales Motorrad-Treffen stattfindet, konnten wir nicht ahnen. Ob die Passstraße für die Motorräder oder am Ende doch vielleicht für die Ferrari-Karawane einspurig
gesperrt wurde, haben wir nicht herausgefunden. Später als geplant, aber trotzdem gut kommen wir schließlich auch von dieser Tour nach Hause.
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