Als wir im Herbst 2016 über unser nächstes Ziel nachdenken, bleibt es recht schnell bei zwei Möglichkeiten: nochmals in den Oman, weil es uns dort wirklich gut gefallen hatte, das Reisen und vor allem das Campen so einfach waren und weil es dort noch einiges Neues zu sehen gäbe. Oder Namibia - endlich Afrika, tolle Pisten und Campgelegenheiten, Sonne und Wärme. Wir überlegen ein paar Wochen hin und her und entscheiden
uns schließlich für Namibia. Uns bleiben noch gut zwei Monate, um alles zu planen und zu organisieren, das sollte reichen.
Unsere anfängliche Unentschlossenheit hat dazu geführt, dass die sehr günstigen Air Namibia-Flüge weg sind, die nächstgünstige Variante ist Condor. Da der Preis ok ist und auch hier jeweils Nachtflüge die lange Strecke überbrücken, buchen wir also Condor. Dass das vegetarische Essen 18 Euro (pro Strecke!) kosten soll, das Gepäck penibel gewogen wird und gerade mal zwei Filme kostenlos laufen - geschenkt.
Die wirklich günstige Verbindung ist das schlagende Argument. Die Suche nach einem Mietcamper dauert nur ein paar Tage, dann buchen wir bei African Tracks einen Toyota Hilux, was sonst. Wir nehmen einen 4-Türer, im Hinterkopf die Erfahrung aus dem Oman, das Gepäck auf den Rücksitzen staubfrei verstauen zu können. Auch wenn das ein paar Euro teurer ist, die Entscheidung erweist sich wieder als goldrichtig. Wir werden also mit 4WD, Dachzelt und kompletter Campingausstattung unterwegssein,
sämtliche auf Straßenkarten verzeichneten Pisten sind erlaubt. Die Vorfreude steigt.
In schlauen Foren wird oft empfohlen, in Namibia auch Campsites vorzubuchen. Wir lassen uns davon nicht verrückt machen und buchen nur eine einzige Übernachtung, die in Sesriem. Alles andere wird sich vor Ort finden. Einen halbwegs detaillierten Fahrplan machen wir trotzdem, schon allein um zu entscheiden, was in drei Wochen geht und was zu viel wäre. Wir werden es nicht schaffen, beim
ersten Besuch sowohl den Norden als auch den Süden dieses riesigen Landes zu sehen, bzw. wollen wir das nicht, auch wenn die Entfernungen es rein rechnerisch zuließen. Außerdem sollte man vorab zumindest Tank- und Einkaufsstops kennen. Südlicher als Sesriem/Sossousvlei werden wir voraussichtlich nicht kommen; das macht nichts, denn das wird sicher nicht unsere einzige Namibia-Tour bleiben.
Getreu unserem Motto, die Urlaubstage bestmöglich zu nutzen, starten wir am Freitagabend in Frankfurt. Kurzer Schreckmoment am Check-In: statt der erlaubten 20 Kilo/Person haben wir insgesamt 44 Kilo, also heißt es Umpacken auf Handgepäck, Jacken- und Hosentaschen, denn 40 Euro/ Kilo Übergepäck wollen wir natürlich nicht zahlen. Ab da klappt alles tadellos, am Morgen sind wir gegen 8 Uhr
in
Windhoek, werden schon von einem Mitarbeiter des Autoverleihers erwartet und fahren kurz vor 11 mit "unserem" Toyota vom Hof. Da wir keine große Einweisung in 4WD, Untersetzung etc. brauchen, dauert die Übergabe keine Stunde. Lediglich das Auf- und Abbauen des Dachzelts lassen wir uns zeigen, alles andere sollten wir zur Genüge kennen. Die ersten Meter mit Linksverkehr im Stadtverkehr sind lustig, dauernd läuft der Scheibenwischer.. Im riesigen Pick'n'pay-Supermarkt im Wernhilpark decken
wir uns für die ersten Tage ein. Hier gibt es wirklich alles, zum Teil überraschend günstig (Wein), zum Teil aber auch ganz schön teuer (Obst & Gemüse). Wie erhofft sind wir rechtzeitig vor Schließung der Alkoholabteilung da. Zum Glück hatten wir von der abstrusen Regelung, dass samstags ab 14 Uhr für den Rest des Wochenendes in allen Läden kein Alkohol mehr verkauft werden darf, gelesen. Ansonsten wär's mit dem ersten Sundowner schwierig geworden.
Wir können es kaum glauben, kurz vor 14 Uhr ist alles erledigt. Wir haben ausreichend Lebensmittel und Bargeld für die ersten Tage, eine namibische Telefon-Karte, vollgetankt ist auch. Also raus aus der Stadt. Unsere erste Station ist die Ameib Gästefarm, die knapp 250 Kilometer bis dorthin sind kein Problem, den Großteil der Strecke legen wir auf geteerten Straßen zurück. Es ist etwas unwirklich (und gleichzeitig furchtbar
angenehm), wie unkompliziert es bis hierher war. Als wir nach gut zwei Stunden Fahrt durch unspektakuläre Landschaft endlich auf die erste Pad abbiegen, beginnt der Urlaub wirklich. Je näher wir der Farm am Fuß des Erongogebirges kommen, umso schöner wird die Felsenlandschaft. Und zur stilechten Begrüßung steht kurz vorm Eingangstor neben der Piste eine Giraffe. Der Campingplatz, ein paar Meter vom Hauptgebäude entfernt, ist weitläufig genug, dass sich die vier, fünf Fahrzeuge,
die insgesamt hier sind, gegenseitig kein bisschen stören.
Was wir schon in den ersten Stunden nach unserer Ankunft bemerkt hatten, trifft uns jetzt mit voller Wucht: es herrschen unglaubliche Temperaturen.
Dass es (sehr) warm sein würde, war klar und auch gewollt, dass es in diesem Jahr besonders heiß ist, hatten wir kurz vor unserer Abreise noch gelesen - die Hitze zu spüren und sich darin zu bewegen, ist dann doch eine Nummer für sich.. Das werden wir an jedem Tag in diesem Urlaub merken, manchmal genießen, manchmal aber auch verfluchen.
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Im wunderschönen Nachmittagslicht laufen wir durch die Wahnsinns-Felsformationen an Bull's Party und Elephant's Head und sitzen pünktlich zum Sonnenuntergang unterhalb des Elefantenkopfes, dank mitreisendem Kühlschrank mit einem kühlen Bier, respektive Savannah. Irre, vor weniger als 24 Stunden waren wir noch im novembergrauen Frankfurt, jetzt sitzen wir in T-Shirt und kurzer Hose in der
namibischen Einsamkeit und bewundern den ersten von vielen noch folgenden tollen Sonnenuntergängen. Am nächsten Morgen starten wir noch vor dem Frühstück zu einer Wanderung auf der Farm. Vom Nashornausguck sehen wir zwar keine Nashörner, haben aber einen schönen Blick in die endlose Weite. Trotz steigender Temperaturen laufen wir weiter ins "Paradies", kommen über einen kurzen Klettersteig in einen riesigen Felskessel und steigen dann ins Riesental ab. Zwischendurch waren
wir gar nicht sicher, ob wir in der Felslandschaft hier oben wirklich einen Bogen zurück zum Campingplatz schlagen können und hatten schon befürchtet, den ganzen Weg wieder retour gehen zu müssen, was beim fallenden Pegel in unserer Wasserflasche kein Spaß geworden wäre. Letztlich sind wir gut drei Stunden unterwegs und nehmen eine Lektion in Sachen Wasserverbrauch bei diesen Temperaturen mit. Zurück auf dem Campingplatz "früh"stücken wir erstmal in Ruhe, dann fahren wir
weiter zur nahen Spitzkoppe.
Auf die Spitzkoppe, das Matterhorn Namibias, hatten wir uns sehr gefreut, und die ersten Eindrücke bestätigen uns. Von den einzelnen Campsites, die weit über das Gelände verstreut liegen, sind schon einige belegt, wir finden mit Nr. 6 trotzdem einen super Platz. Es ist gar nicht so einfach, sich für einen zu entscheiden.. Pünktlich zum schönen Licht am späten Nachmittag sind wir am Rock Arch - zwar
nicht allein, das wäre aber wohl auch zu viel verlangt. Das unvermeidliche Foto durch den Bogen müssen wir natürlich auch machen, das Motiv ist einfach zu schön. Den Sonnenuntergang (und Vollmondaufgang) zelebrieren wir wieder mit Bier und Savannah auf einem "unserer" Felsen, hier sind wir wirklich ganz für uns. Später wird zum ersten Mal die obligatorische Grillstelle genutzt, die in Namibia wirklich jeder Campingplatz hat. Das überschaubare Angebot für Vegetarier in den hiesigen
Läden stört mich nicht wirklich; dem mitgebrachten Grillkäse sei Dank (richtig, so kam es zum Übergepäck..)
Die Nacht war ziemlich kalt, kaum dass die Sonne aufgegangen ist, ändert sich das schlagartig. Wir wollen trotzdem ein bisschen laufen und klettern; dass wir die Spitzkoppe allein und unter diesen Bedingungen nicht besteigen können, ist uns von vornherein bewusst. Vorbei an skurrilen Felsen, Kakteen und unseren ersten Köcherbäumen geht es steil nach oben; auf den glatten Felswänden kommen wir am besten auf
allen vieren vorwärts. Ein echter Spaß. Leider kommen wir nicht allzu hoch, dann wird der Fels zu steil, um ohne Sicherung weiterzugehen. Schade, aber nicht zu ändern. Ein paar hundert Meter Höhe haben wir trotzdem geschafft und genießen den Ausblick.
Auf der Rückseite der Spitzkoppe machen wir im Schatten eines Felsbogens eine kleine Mittagspause. Eigentlich hatten wir hier zwei Tage bleiben wollen, überlegen nun aber, ob wir nicht heute noch weiterfahren sollen. Vorher fahren und laufen wir aber noch ein paar Stunden durch die Felsen. Spitzkoppe und Pontok Mountains sind einfach aus jedem Blickwinkel wunderschön anzusehen.
Das nächste Ziel, Ugab Terrassen und Vingerklip, ist gute 250 Kilometer entfernt. Damit wir heute noch ankommen, nehmen wir nicht die ganz kleinen Pisten, sondern fahren über Uis und Khorixas auf den etwas größeren. So schaffen wir es ohne Probleme bis zum späten Nachmittag. Bei der Ugab Terrace Lodge gibt es drei schöne Campsites. Die liegen zwar nicht ganz so spektakulär wie die Lodge, die wie ein gelandetes
Ufo auf dem Tafelberg thront, dafür haben wir unsere eigene Dusche und Toilette und einen tollen Platz zwischen riesigen Felsmurmeln. Ein kurzer Pfad führt nach oben, Sundowner gibt es heute mit Blick auf Tafelberge. Es wird immer schöner..
Ein Besuch an der Vingerklip, einer durch Erosion aus 30 Millionen Jahre alten Kalksteinschichten entstandenen Felsnadel, darf natürlich nicht fehlen. Der rund 35 Meter hohe Felsen darf nicht mehr bestiegen werden, umrunden ist erlaubt. Zur Vingerklip Lodge fahren wir nur, weil wir das spektakulär gelegene Restaurant auf dem Tafelberg sehen wollen. Das
ist tagsüber leider geschlossen, die gnädige Lodgebesitzerin (vom Auftreten her könnte man auch sagen die Kolonialherrin) erlaubt uns trotzdem, hoch zu laufen. Was für ein Ausblick. Eines muss man der Dame lassen, sie führt hier eine sehr geschmackvoll angelegte Anlage.
Vorbei an den Ugab-Terrassen, von denen man wegen der hohen Büsche neben der Piste leider wenig sieht, fahren wir Richtung Outjo, wo wir einkaufen, tanken und Geld holen. Dann weiter Richtung Etosha, heute übernachten wir aber auf jeden Fall noch außerhalb des Parks (und damit deutlich günstiger). Die Campsites in der Mopane Village Lodge sind zwar ohne jegliches Grün, das macht uns aber nichts. Dafür gibt
es wieder keine Nachbarn und unser eigenes Häuschen mit Dusche, Toilette und überdachtem Spülbecken. Sehr komfortabel.
Die paar Kilometer zum Anderson Gate sind am Morgen schnell gefahren. Der Plan war, zuerst einen Campingplatz in Okaukuejo zu reservieren und dann den Tag im Park zu verbringen. Doch da alle Plätze belegt bzw. reserviert sein sollen, verweist man uns nach Halali, wo noch was frei sein soll. Wir gehen trotzdem erstmal auf Pirschfahrt, Halali liegt auf der Runde in den östlichen Teil des Parks, die wir heute drehen wollen.
Zuerst fahren wir zum Pan Lookout, endlos weit geht hier der Blick in die weiße Salzpfanne. Die Tierausbeute am ersten Wasserloch ist dann eher mau. Ganz weit hinten liegen zwei Löwen im Schatten, am Wasser stehen ein paar Oryxe, that's it. Aber gut, wir wollen nicht überkritisch sein, wir sind von den Tierbegegnungen in Tansania, vor allem in der Serengeti und im Ngorongoro-Krater auch sehr verwöhnt. Wir fahren der Reihe nach die weiteren Wasserlöcher ab - manche der in
der
Karte verzeichneten sind wegen der Hitze schon gar nicht mehr vorhanden - sehen Springböcke, Oryxe, Zebras, Giraffen, Elefanten. Dann sind wir auch schon in Halali und wissen sehr schnell, dass wir dort nicht übernachten wollen. Der Campingplatz ist schon am Mittag arg voll, man steht eng beieinander, und das Wasserloch beeindruckt uns auch nicht so richtig. Die Vorstellung, hier am Abend mit unzähligen Leuten zu sitzen, gefällt uns nicht. Also fahren wir über den Rhino Drive, der seinem Namen
leider nicht gerecht wird, zurück nach Okaukuejo. Wir werden wieder außerhalb des Parks beim bekannten Platz übernachten und morgen wieder reinfahren. Die schönste Begegnung haben wir quasi beim Ausrollen: eine Elefantenherde mit etlichen Kleinen, mit Halbwüchsigen (und Halbstarken) und ein paar ganz Großen frisst sich gemütlich durch die Büsche direkt neben der Straße. Bei manch einem von denen fragt man sich, wer hier wen beobachtet.
Am zweiten Tag im Park nehmen wir Kurs auf den westlichen Teil. Und der gefällt uns gleich viel besser. Hier sind deutlich weniger Autos unterwegs, an den Wasserlöchern sehen wir Unmengen von Tieren, wir fühlen uns manchmal an die Arche Noah erinnert. Ganz besonderes Glück haben wir auf der Stichstraße in den sogenannten Märchenwald. Beim Reinfahren kommen uns drei Elefanten entgegen, die parallel zur Piste
schnurstracks ihres Weges ziehen. Als wir am Umkehrpunkt stehen, kommt ein weiterer, ziemlich großer Bulle direkt auf uns zu und nimmt letztlich denselben Weg. Und beim Rausfahren erkennen wir, wohin die alle gezogen sind: die tummeln sich in der Mittagshitze an und in einem Wasserloch. Sobald Elefanten ans Wasser kommen, verziehen sich alle anderen, das ist hier nicht anders. Und so haben die fünf Wasser und Schlamm für sich, und wir haben die Elefanten für uns. Eine gute halbe Stunde stehen wir ganz
allein und mit freier Sicht auf diese Szenerie und lassen uns von den Bildern und vor allem auch von den Geräuschen beeindrucken.
Am nächsten Wasserloch Ozonjutjim'Bari stehen Hunderte Tiere und nur ein Dutzend Autos. Unmengen an Zebras, Springböcken und Oryxe und ein gutes Dutzend Giraffen halten sich in einiger Entfernung vom Wasser auf, weil sich dort fünf Löwen niedergelassen haben. Die wiederum werden von der anziehenden Elefantenherde vertrieben. Wir stehen wieder lange am Wasserloch und staunen; hier beeindruckt
allein die schiere Menge an Tieren. Als wir weiterfahren wollen, entdecken wir in weniger als 10 Meter Entfernung von der Piste drei der Löwen, die sich in den kümmerlichen Schatten von ein paar Büschen verzogen haben und vor sich hinhecheln. Heute sind wir vom Etosha echt geflasht!
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Das Camp Olifantsrus tut dann noch sein übriges - so hatten wir uns eine Übernachtung auf Safari vorgestellt!
Die nur zehn Campsites sind nicht mal alle belegt, hier ist keine Rede von Massenandrang wie in den beiden anderen Camps. Das liegt zum einen daran, dass man hier nur campen kann, zudem ist der westliche Teil des Parks erst seit einiger Zeit für alle Besucher zugänglich.
Das Wasserloch mit dem zweistöckigen Beobachtungshaus ist toll. Im Erdgeschoss sitzt man auf einer Höhe, quasi Auge in Auge, mit den Tieren. Wir haben zwar nicht das ganz große Glück, was die Tierdichte angeht, das macht uns nach dem Tag aber wenig aus.
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Auf dem Weg zum Galton Gate kommen wir noch an einigen schönen Wasserlöchern vorbei und sehen auch wieder jede Menge Tiere. Die zweieinhalb Tage im Park haben uns gut gefallen, wobei der westliche Teil unsere eindeutige Präferenz ist. Viel weniger Leute, das deutlich schönere und ruhigere Camp, viel mehr Tiere (was auch Zufall gewesen sein kann). Mit dem eigenen Auto selbstbestimmt durch diese Natur
zu fahren, ist schon schöner als mit Tourjeep und Guide (wobei der vermutlich noch mehr entdeckt hätte als wir). Letztlich sind wir sehr zufrieden, den Park nicht ausgelassen zu haben, wie wir es in unseren ersten Planungen vorhatten, finden es nun aber auch ok, weiter zu fahren. Ab jetzt wird's abenteuerlich!
Der Plan ist, durch die Khowarib-Schlucht in Richtung südliches Kaokofeld zu fahren. Wir haben vorher viel recherchiert, Tracks runtergeladen und wirklich gut überlegt, ob wir uns diese Strecke zutrauen. Dass wir in der Trockenzeit unterwegs sind, GPS haben und wahrscheinlich "nur" mit Sand konfrontiert sein werden, lässt uns zuversichtlich sein. Seit den Erfahrungen im Oman ist
uns Sand ja nicht mehr ganz unbekannt. Bevor wir für die nächsten Tage in die Einöde aufbrechen, füllen wir nochmals Tank und Kühlschrank in Kamanjab. Ein wenig nervös biegen wir von der C35 ab und folgen, so gut es geht, den erkennbaren Spuren. Ein Kontrollposten mitten im Nirgendwo versichert uns, auf der richtigen Route zu sein und dass wir ruhig weiterfahren können - na dann. Bis Umumbaaitjie kommen wir mit der Strecke gut klar, bis auf knifflige 100 Meter mit tief ausgewaschenen
Spurrillen, die mit feinstem Pudersand gefüllt sind, begegnet uns keine Schwierigkeit; und auch die Orientierung klappt.
Dann kommt etwas überraschend die Einfahrt ins eigentliche Flusstal, wir verpassen die Gelegenheit, den Reifendruck zu reduzieren, und jetzt wird's lustig. Es geht durch hohen Sand, nur Vollgas und möglichst wenig Schalten und Bremsen lässt uns vorankommen. Der Adrenalinspiegel der Fahrerin ist deutlich gestiegen. So kann das nicht die nächsten zwei Stunden weitergehen, die wir für die ca. 25
Kilometer bis zur C43 ungefähr brauchen werden. Wir nutzen also die nächste Möglichkeit zum Anhalten, lassen ordentlich Luft aus den Reifen, tauschen den Piloten, und schon fährt es sich deutlich leichter (und entspannter). Jetzt haben wir auch den Sinn dafür, uns die Schlucht etwas besser anzuschauen: Wahnsinn! Wir wollen hier nicht durchheizen, also beenden wir den Tag etwas abseits des Flusstals auf einer Anhöhe, wo uns garantiert keine Flutwelle nach plötzlich einsetzendem Starkregen
etwas anhaben kann. In dieser Jahreszeit vermutlich totaler Quatsch, aber wir halten uns an die Regel, stets erhöht zu übernachten. Und was für einen Platz haben wir hier gefunden: Uns umgeben hohe Felswände, in einiger Entfernung ziehen Zebras vorbei, wir sind in absoluter Abgeschiedenheit und Ruhe angekommen. Was für ein Privileg, solche Orte erreichen zu können.
Bevor wir am nächsten Morgen weiterfahren, steigen wir zumindest ein paar Meter den Hügel neben unserem Übernachtungsplatz hinauf. Die Hoffnung ist, von dort aus in das abzweigende Tal schauen zu können, in das am Abend - vielleicht wegen eines Wasserlochs - viele Tiere gezogen waren. Die Aussicht ist zwar schön, Tiere oder ein Wasserloch können wir aber nicht erkennen. Dazu müsste man vermutlich weiter hineinlaufen,
was wir angesichts der kurz vor 9 Uhr schon wieder herrschenden Temperaturen über 30 Grad aber verwerfen.
Es geht weiter Richtung C43, die wir ohne Probleme erreichen. Die Reifen werden dank Kompressor rasch wieder befüllt, dann suchen wir die Bademöglichkeit beim Ort Warmquelle, von der wir gelesen haben. Das wäre nach all dem Staub ja eine schöne Abwechslung. Die Anfahrt ist zwar mühsam, und einen Obolus müssen wir fürs Parken auch entrichten, aber es lohnt sich! Eine warme Quelle in Form eines Wasserfalls
hatten wir auch noch nicht. Ein kleines Paradies in Staub und Hitze, das wir lange Zeit für uns allein haben.
Hinter Sesfontein verlassen wir die Zivilisation wieder, es geht nun ins Hoanib-Tal, Richtung Palmwag Crowthers Trail. Nachdem wir die Khowarib-Schlucht gut gemeistert haben, machen wir uns wegen der bevorstehenden Strecke wenig Sorgen. Wir hoffen sehr, hier Wüstenelefanten zu begegnen. Und unser Wunsch wird tatsächlich erhört: Als uns zwei Tiere entgegenkommen bleiben wir total aufgeregt stehen,
können es nicht fassen, wie die beiden - Mutter und Jungtier - vollkommen ungerührt an uns vorbeistapfen und sich ein paar Meter entfernt im Schatten in aller Seelenruhe durch die Büsche fressen. Unfassbar, das hier ist kein Zoo, kein Nationalpark, sondern freie Wildbahn - entsprechend demütig verhalten wir uns. Beim Weiterfahren stoßen wir auf den nächsten Elefanten, dem es nicht so gut gefällt, dass wir uns von hinten nähern. Erst schaut er sich nur um, dann bleibt er stehen und kommt mit
aufgestellten Ohren und lautem Trompeten auf uns zugelaufen, um zu demonstrieren, dass ihm das jetzt zu nah wird. So schnell haben wir den Rückwärtsgang wahrscheinlich noch nie eingelegt.. Kaum liegen wieder 20 Meter Abstand zwischen uns, ist alles gut - der junge Bulle dreht um und trottet weiter seines Weges. Zu guter Letzt stoßen wir noch auf eine kleine Herde mit einer Handvoll Müttern und vielen Kleinen. Es ist so schön, einfach stehen zu bleiben und die Tiere zu beobachten, so lange wir wollen.
Wir können uns nur deshalb losreißen, weil die Gruppe irgendwann ins Gebüsch abdreht. Wir sind einfach nur glücklich über diese Begegnungen.
Wir finden einen genialen Übernachtungsplatz, windgeschützt und wieder etwas erhöht vom Flussbett. Mit Grillen und einem großen Lagerfeuer endet dieser phantastische Tag.
Der Morgen empfängt uns mit Nebel und entsprechend mystischer Stimmung; nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und wir schwitzen wieder.
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Vom Hoanib riverbed trail biegen wir nach Süden ab auf den Palmwag Crowther's trail, der auf einer Hochebene verläuft, auf der wir uns ins südamerikanische Altiplano versetzt fühlen. Nur noch rötlichbraune Erde, keine Büsche oder gar Bäume mehr, endlose Weite, eine echte Marslandschaft. Die Piste ist deutlich besser als wir befürchtet hatten; einzig die immer wieder unvermittelt auftauchenden Bodenwellen, mal
mehr, mal weniger tief, nerven und verhindern eine höhere Geschwindigkeit. Wir waren nicht sicher, ob wir die ca. 100 Kilometer bis Palmwag an einem Tag schaffen würden. Da wir aber leider keinen Elefanten mehr begegnen und die Landschaft zwar faszinierend, aber auch etwas eintönig ist, kommen wir schnell voran. Im privaten Palmwag-Schutzgebiet wollen wir nicht frei campen, also fahren wir noch ein paar Kilometer weiter südlich und schlagen uns erst hier in die (nicht vorhandenen) Büsche.
Unser nächstes Ziel ist der Versteinerte Wald in der Nähe von Twyfelfontein. Man darf zwar leider nur mit einem Führer durch das Gelände laufen, aber das nehmen wir in Kauf. Die geschätzt ca. 280 Mio Jahre alten Baumstämme sehen original so aus wie die im Bosque Petrificado in der argentinischen Pampa, den wir auf unserer Patagonientour 2005 besucht hatten. Twyfelfontein selbst sparen wir uns, Felsgravuren
sind nicht unbedingt unser persönliches Highlight, außerdem haben wir davon in Südamerika auch schon etliche beeindruckende gesehen. Die Orgelpfeifen und den Verbrannten Berg schauen wir uns dagegen gern an.
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Ganz in der Nähe vom Verbrannten Berg finden wir einen tollen Übernachtungsplatz.
Am nächsten Morgen müssen wir uns noch vorm Frühstück um einen platten Reifen kümmern - sobald die Sonne über den Hügel gekrochen kommt eine schweißtreibende Angelegenheit.
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Wir wollen über Doro's Crater und Divorce Pass, vorbei am Brandberg-Massiv, weiter über den Messum Crater zur Küste fahren. Auf die Strecke hatten wir uns sehr gefreut, und wir werden nicht enttäuscht! Dank GPS und guter Karte ist die Navigation kein Problem, die Piste ist - vor allem am Divorce Pass - ordentlich anspruchsvoll, aber nicht unmöglich, und wir treffen so gut wie keine Menschen. Die Übernachtung
im Rhino Camp im Ugab Rivier ist toll; die Namensgeber lassen sich zwar nicht sehen, das Camp mit Openair-Dusche und riesigen Akazienbäumen gefällt uns trotzdem. Zwischen Brandberg und Messum kommen wir an riesigen Welwitschia-Exemplaren vorbei. Diese skurrilen Pflanzen sind wirklich etwas Besonderes. Am Messum Crater fegt uns zwar der Sturm fast weg, wir steigen trotzdem noch auf die Felsen und sind begeistert von der 360°-Rundumsicht von dort oben.
Nach zwei Tagen Einsamkeit, tollen
Pisten und Wahnsinnslandschaften erreichen wir die Küste. Der berüchtigte Küstennebel hat sich zumindest so weit zurückgezogen, dass wir am Strand in der Sonne stehen. Auf Baden verspüren wir bei der Wassertemperatur und angesichts etlicher toter Robben, die rumliegen, keine Lust. Wir fahren noch bis Swakopmund, auf der breiten Küstenpiste sind die knapp 100 Kilometer ein Klacks.
Swakopmund kommt uns etwas skurril vor, deutsche Straßennamen, das rote Apotheken-Logo und eine Seebrücke wie an der Ostsee. Aber gut, wir wollen hier nicht heimisch werden, sondern in erster Linie das Permit für den Namib Naukluft Park besorgen und unsere Wasser- und Lebensmittelbestände auffrischen. Wir übernachten etwas außerhalb auf dem Sophia Dale Base Camp. Der Platz ist für namibische Verhältnisse eng; an
der italienischen Adria kämen auf einen hiesigen Stellplatz drei Wohnmobile - alles ist relativ.
Ausgestattet mit einem Permit für zwei Übernachtungen in der Namib-Section des Parks machen wir uns auf den Weg Richtung Blutkuppe. Den Welwitschia Drive lassen wir aus, wir haben in den letzten Tagen etliche sehr beeindruckende Exemplare gesehen, und auch die sogenannte Mondlandschaft, die die Täler des Swakop Rivier hier bilden, wird nicht viel anders aussehen als das, was wir auf dem Weg hierher hatten. Dafür
finden wir mit der Blutkuppe einen neuen Lieblingsort. Als wir ankommen, sind von den gut 20 Campsites, die rund um den Felsen angeordnet sind, nicht mal eine Handvoll belegt - umso schwerer fällt es uns, sich für eine zu entscheiden. Mal ist es zu windig, mal hat es zu viele Fliegen, mal ist der nächste Stellplatz zu nah, sollte es einen eventuellen Nachbar geben - die Ansprüche an einen Stellplatz schrauben sich in diesem Land in schwindelnde Höhen, manchmal müssen wir uns selbst zur Ordnung rufen.
Zu Fuß lässt sich die Blutkuppe wunderbar umrunden. Die Felsformationen sehen alle zehn Meter anders aus, dazwischen stehen Kakteen und Köcherbäume, die Kamera glüht. Nach den Tagen im Auto ist es ein echter Genuss, mal wieder zu laufen, zumal am Nachmittag auch die Temperatur erträglich ist. Zu guter Letzt steigen wir auf den Felsen hinauf, wählen aber leider einen Weg, der nicht ganz auf die Spitze führt - einen
trennenden Felseinschnitt können wir ohne kompletten Abstieg nicht überwinden. Aber auch vom zweithöchsten Punkt aus ist die Aussicht in die endlose Namib genial. Es ist einfach irre, ganz allein in dieser Landschaft zu sein. Zum Sonnenuntergang sitzen wir ein paar hundert Meter weg von der Blutkuppe und genießen das Farbspiel.
Beim Weiterfahren finden wir einen weiteren Felsbogen, auch hier sind Campsites eingerichtet. Es hat einfach viel zu viele einmalig schöne Stellplätze für unsere drei Wochen. Nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal sind wir an dieser Stelle ziemlich sicher, dass wir irgendwann mit dem eigenen Camper wiederkommen.
Auf guten Pisten kommen wir schnell voran, sind schon kurz nach Mittag am großen Granitkegel Mirabib, wo wir unsere zweite Übernachtung einlegen wollen. Anfangs wissen wir nichts rechtes mit der vielen Zeit anzufangen, denn der Felsen ist bald umwandert, nach ganz oben kommen wir nicht ohne Seil. Vor allem ich tu mich schwer, einfach nur zu sitzen, zu schauen, nichts zu tun. Schneller als gedacht
ist der Nachmittag vertrödelt und der nächste geniale Sonnenuntergang steht bevor. Hier sind wir nun wirklich allein. Es hat keine anderen Camper, die nächste Mini-Siedlung am Kuiseb Rivier ist 40 km entfernt. Es fühlt sich an, als wären wir die einzigen Menschen auf dem Planeten, keine Geräusche, nur Landschaft, (Sternen)Himmel und wir - unheimlich ist uns das aber gar nicht. Im Gegenteil, manchmal haben wir schon fast den Eindruck, ein wenig menschenscheu zu werden.
Über Solitaire (mit obligatem Stop an Tankstelle und Cafe) fahren wir zum Naukluft-Gebirge. Hier gibt es einige angelegte Wanderwege, und wir wollen uns endlich mal wieder für mehr als 200 Meter bewegen. Der Campingplatz ist wegen des Wochenendes ganz gut besucht, wir finden trotzdem einen ruhigen Platz. Am Nachmittag laufen wir noch einen guten Teil des Waterkloof Trail, incl. herumtobender Affenhorden
und erfrischendem Bad in einem der Pools des Naukluft-"Flusses". Am nächsten Morgen brechen wir relativ früh zum Olive Trail auf. Beim Aufstieg auf das Plateau brennt uns die Sonne schon mächtig auf den Kopf, wir brauchen für die 300 Meter Aufstieg trotzdem keine Stunde. Der anschließende Abstieg führt in eine Schlucht, an den steilen Hängen wachsen Kakteen und Köcherbäume, bei denen man sich fragt, wie die sich dort halten können. Am Ausgang der Schlucht hangelt man sich
dann an in der Wand eingelassenen
Stahlseilen entlang über zwei tiefe Pools. Ein bisschen tricky, aber eine Alternative gibt es ja nicht. Mittags sind wir wieder am Parkplatz, die Hitze ist einfach unglaublich - drei Stunden in dieser Temperatur und Sonneneinstrahlung fühlen sich wirklich nach einer Tageswanderung ein.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause auf dem schattigen Campingplatz fahren wir weiter und finden in Hauchabfontein unser Paradies. Der riesige und super ausgestattete Stellplatz, der Ausblick in die Tafelberge, der nahegelegene Felsenpool mit ausreichend (kühlem!) Wasser zum Schwimmen - hier bleiben wir zum ersten Mal auf unserer Tour zwei Tage. Wir unternehmen den Versuch einer Wanderung in Richtung
der Berge, beenden die Hitzeschlacht aber nach zwei Stunden. 46 Grad (siehe Beweisfoto oben) sind einfach zu viel. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass mir Sonne und Hitze mal zu viel werden, aber hier ist es so. Zehn Grad weniger wären perfekt, aber das Leben ist nun leider kein Wunschkonzert, und das Wetter schon gar nicht. Wir verbringen den restlichen Tag mit Pendeln zwischen dem Schatten auf unserem Campingplatz und dem Felsenpool.
Am späten Nachmittag machen wir mit dem Farmbesitzer einen Ausflug in den Köcherbaumwald, der auf dem Gelände der Farm liegt und nicht frei zugänglich ist. Auf dem Weg zeigt er uns etliche Pflanzen (Bushmen Tea erkennen wir ab sofort sogar selbst), Felsen, die von Hunderten Zebrahintern schon ganz glatt geschliffen sind und schließlich den Köcherbaumwald. Im Licht der untergehenden Sonne spazieren
wir eine ganze Weile herum und genießen die Szenerie; zum Sonnenuntergang sitzen wir mit Wein und Bier und blicken sinnend in die Weite. Der zwar nicht ganz günstige Ausflug war ein wunderbares Erlebnis, zumal uns jemand begleitete, dem seine Begeisterung für die Landschaft, egal wie oft er diesen Ausflug schon gemacht hat, anzumerken ist. (Sehr glaubhaft erzählt er in Deutsch-Englisch-Afrikaans-Kauderwelsch, sich nicht vorstellen zu können, woanders zu leben. Sein Satz zu einem Besuch bei
der Tochter in Vancouver trifft es wohl: "That's to organized for me." Kann man nachvollziehen: Wenn man hier lebt, müssen moderne Großstädte mit Massen an Menschen, Verkehr und Lärm die Hölle sein.)
Auf dem Weg zum nächsten Ziel Sesriem fahren wir - weil es die Straße nicht anders zulässt - noch ein paar Kilometer nach Süden, dann ist der Umkehrpunkt dieser Reise erreicht, südlicher kommen wir erst beim (hoffentlich) nächsten Mal. Die Übernachtung auf dem hiesigen Campingplatz war die einzige, die wir vorgebucht hatten.. und jetzt sind wir einen Tag zu früh dran, denn unser Tourplan
ist durch die fehlenden Möglichkeiten, öfter länger zu wandern, etwas durcheinander geraten. Wir können die Reservierung um einen Tag nach vorn schieben, müssen allerdings mit einem Ausweichplatz vorliebnehmen. Für den einen Abend ist der Platz ok, am nächsten Morgen wird es eh' früh losgehen.
Nachdem wir ein, zwei Stunden am kleinen Pool des Campingplatzes totgeschlagen haben und die größte Hitze vorbei ist, brechen wir Richtung Sossusvlei auf. Wir wollen den Sonnenuntergang am Deadvlei erleben, bis dahin haben wir ein paar Stunden. Die Uhrzeiten für Sonnenauf- und -untergang und daraus resultierend die Zeiten, wann das Tor zum Nationalpark geöffnet und geschlossen wird, wurden uns minutengenau mitgeteilt.
Wir wollen natürlich versuchen, uns daran zu halten. Erster Halt an der Elim-Düne, keine 5 km vom Parkeingang entfernt. Nach den ersten Schritten die Sanddüne hoch ist klar, dass es nur mit hohen Schuhen gehen wird, der Sand ist irrsinnig heiß. Und wer hätte gedacht, dass auf einer Sanddüne Bäume wachsen?!
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An der Düne 45 halten wir nur kurz, hierher kommen wir morgen zum Sonnenaufgang. Das Ende der Asphaltstraße und die letzten Kilometer ins Sossusvlei durch tiefen Sand stören uns nicht - im Gegenteil, wir kommen immer mehr auf den Geschmack, im Sand zu fahren. Fast zeitgleich mit uns machen sich fünf weitere Leute in Richtung Deadvlei auf den Weg, vier geben nach ein paar hundert Metern
auf. Keine Frage, es ist anstrengend, durch den tiefen Sand zu laufen, vor allem bei der Hitze. Aber wie kann man sich etwas so Einmaliges entgehen lassen, nur weil der Weg dahin nicht so spaßig ist? Unbegreiflich. Uns soll's recht sein, wir sind bald ganz allein am und im Vlei. Die Fotos, die wohl fast jeder von diesem Ort schon gesehen hat, sind natürlich toll, ans Original kommen sie nicht ran. Die vertrockneten Kameldornbäume in der gleißend weißen Ebene, rundum Hunderte
Meter hohe Sanddünen und über allem tiefblauer Himmel; ohne Worte.
Wir steigen auf die eine oder andere Düne, laufen durch die einsame Landschaft, sind fasziniert von den verschiedenen Mustern im Sand und sitzen schließlich zum Sonnenuntergang bereit, vor uns die himmelhohen Dünen des Sossusvlei, im Rücken das Deadvlei. Auch hierzu kein weiterer Kommentar. Dann heißt es Speed aufnehmen, um nicht vor verschlossenem Tor am Parkausgang zu stehen. Morgen kommen wir wieder!
Die Nacht auf dem vollen Campingplatz war erstaunlich ruhig, ab 4.30 Uhr machen sich die ersten startklar, und auch wir stehen pünktlich zur Toröffnung 5.15 Uhr in der Schlange. Eine Stunde früher als alle, die außerhalb des Parks übernachten, losfahren zu können, ist DAS Argument für den Sesriem Campingplatz. Düne 45 erreichen wir gleichzeitig mit dem ersten Tourbus, der eine Horde Teenager ausspuckt, die sich auch gleich
voller Elan und lautstark an den Aufstieg machen. Die Guten werden sehr bald stiller, einige japsen bedenklich nach Luft. Zwei ganz Motivierte halten das Tempo hoch, wollen uns auf keinen Fall überholen lassen. Wir wären schön dumm, das zu tun, denn "ungespurt" ist der ohnehin anstrengende Aufstieg noch heftiger. Auf dem Dünenkamm suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen in einiger Entfernung von der Teenie-Gruppe (denn kaum oben an- und wieder zu Luft gekommen, geht das Geschnatter
weiter..)
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Einen echten Sonnenaufgang gibt es leider nicht, denn ausgerechnet heute ist der Himmel nicht ganz wolkenlos. Die Schattenspiele in den Dünen durch die aufgehende Sonne fehlen damit zwar, wir erleben trotzdem eine grandiose erste Stunde des Tages.
Bald sitzen wir nur noch zu zweit hier oben, Tourgruppen haben - wie überall auf der Welt und im Gegensatz zu uns - einen straffen Zeitplan.
Lustiger (und wesentlich schneller) als der Aufstieg ist dann der Abstieg im Laufschritt gradewegs die Düne runter.
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Bevor es wieder richtig heiß wird, wollen wir zum Hidden Vlei laufen, allerdings ohne zu wissen, wo das genau liegt. Der "Weg" startet am 2x4-Parkplatz, bis auf ein Hinweisschild gibt es keine Anhaltspunkte. Wir folgen ein paar Fußspuren, die in die richtige Richtung zu führen scheinen, und laufen damit vermutlich einen ziemlichen Umweg, kommen aber auch an wunderschönen Dünen vorbei. Kurz vorm Umdrehen
will ich gern noch auf einen Dünenkamm steigen, was sich als großes Glück erweist, denn jetzt taucht das Hidden Vlei vor uns auf. Ein sagenhafter Ausblick, wieder fehlen uns die Worte. Wir sitzen und staunen eine ganze Weile (und fragen uns nebenbei, wer und wann die Reifenspuren dort unten hinterlassen hat) und beenden dann unsere Rundtour über das Cessnavlei zurück zum Auto. Was für ein toller Spaziergang!
Wir beschließen, nochmal über die Sandpiste ins Sossusvlei zu fahren - wer weiß, wann wir Wüste und Dünen das nächste Mal so nah kommen. Nach einem späten Frühstück müssen wir doch mal schauen, wo die ganzen Tourjeeps so hinfahren. Und erst so kommen wir ins "richtige" Sossousvlei. Das zu verpassen, wäre wirklich ziemlich blöd gewesen! Eigentlich wollen wir nur ein wenig herumwandern, aber ein
Dünenkamm reizt mich ja schon noch.. Zum Problem wird nun die (reichlich kurzsichtige) Wahl der Schuhe. Es geht auf Mittag zu, der Sand ist mittlerweile ordentlich heiß. Nur durch Zweckentfremdung von Haartuch und T-Shirt als Fußlappen ist Weiterlaufen möglich. Der Blick von oben auf Sossousvlei, Deadvlei und etliche weitere (namenlose) Vleis, auf die riesigen Dünen und das endlose Sandmeer war alle Mühen und Schmerzen beim Aufstieg wert!
Die Hitze hat uns ziemlich geschafft, bei den Temperaturen lässt es sich nicht weiter durch die Dünen wandern. Also fahren wir zurück, schauen uns den Sesriem Canyon an, nehmen auf dem Campingplatz nochmal eine Dusche und machen uns dann auf gen Norden; die große Richtung heißt nun Windhoek. Bis zum Rückflug haben wir noch drei Tage Zeit, mal schauen, was wir damit anfangen.
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Kurz hinter Solitaire (natürlich mit Zwischenstop im Cafe) finden wir auf der Solitaire Guestfarm einen sehr schönen Campingplatz, mit weitem Blick in Afrika-Savanne, wie man sie sich vorstellt, mit ganz viel Platz und eigenem Häuschen mit Küche, Dusche und WC. Camping in Namibia kommt für uns, die wir sonst am liebsten frei, damit aber auch ohne jegliche Facilities, stehen, schon fast Luxus gleich. Bei längerem
Reisen wären uns die 10 bis 15 Euro/Person, die man in der Regel zahlt, sicher irgendwann zu viel. In unseren drei Wochen verschwenden wir darauf keinen Gedanken.
Viel Motivation zum Weiterfahren haben wir eigentlich nicht, es fehlt uns ein bisschen das Ziel. Wir fahren trotzdem zum Spreetshoogte Pass, drehen oben aber wieder um, weil uns die Möglichkeiten für eine Zwischenstation auf dem Plateau oben nicht recht gefallen. Wieder unten auf der C14 fahren wir nördlich weiter Richtung Gamsberg Pass. Die Übernachtung auf der Rostock Ritz Desert Lodge ist von der Lage her sehr
schön, wie Camper dort aber als Gast 2. Klasse behandelt werden, ist ziemlich daneben. Wir lassen uns die Laune vom Snob an der Rezeption nur kurz verderben, dann überwiegt der schöne Platz, den wir für uns allein haben und die gute Möglichkeit zu wandern.
Uns bleibt immer noch ein Tag, bis wir endgültig nach Windhoek fahren müssen. Wir fahren nur bis zur Rooiklip Gästefarm, wo wir zu Füßen des Gamsberg zum letzten Mal übernachten werden. Auch hier sind wir wieder die einzigen Camper, wir haben den Pool, den genialen Campingplatz unter den Felsen und gefühlt fast die ganze Farm für uns. Wir steigen auf einen Aussichtshügel nahe am Camp, wandern ein bisschen durch
die Gegend und haben passend zum letzten Abend einen perfekten Sonnenuntergang. Dass nochmal gegrillt wird, versteht sich von selbst.
Dass der letzte Tag mehr Abenteuer bringt, als uns lieb ist, wissen wir am Morgen zum Glück noch nicht. Wir packen in Ruhe und fast ohne zu schwitzen (die Sonne hat sich gnädig hinter ein paar Wolken verzogen) alles zusammen, frühstücken ein letztes Mal gemütlich und machen uns wehmütig auf die letzte Etappe.
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Der niedrige Stand der Tanknadel ist uns nicht entgangen, wir wissen auch, dass es bis Windhoek knapp 200 Kilometer sind und es bis dahin keine Tankstelle gibt. Aber irgendwie bringen wir eins und eins nicht richtig zusammen. Dass der Rooiklip-Farmbesitzer unsere Frage nach ein paar Liter Diesel abschlägig beantwortet, nehmen wir noch recht gelassen auf. Als aber schon auf dem Weg zum Gamsberg-Pass
hoch die Tankleuchte aufpopt, nimmt die Gelassenheit rapide ab. Für Fotos wird nicht mehr angehalten, bergab wird nur noch gerollt. Wir wissen jetzt, dass wir es nicht mehr bis Windhoek schaffen werden. Die einzige Option sind die Farmen an der Straße. Bei der ersten mag uns das Personal von sich aus nichts geben, der per Telefon befragte Chef lehnt auch ab. Bei der nächsten Farm bekommen wir irgendwas zwischen 5 und 10 Liter, dazu ein kühles Getränk und ein nettes Gespräch mit dem Ehepaar, dem
die Farm gehört. Wir sind sehr froh und dankbar, dass uns geholfen wurde.
Mit Entsetzen müssen wir aber schon bald feststellen, dass die Warnleuchte erneut erscheint. Wir hatten den Tank wohl leerer gefahren als gedacht, der Diesel wird wieder nicht reichen. Langsam macht sich Panik breit, denn es ist später Mittag, unser Flug geht 19 Uhr. Wir sind kurz davor, den Autovermieter anzurufen, damit er uns jemanden
mit Diesel entgegenschickt, haben in der Einöde aber natürlich keinen Empfang. Und dann passiert's: nach einer Bergab-Rollpassage springt der Motor nicht mehr an, wir bleiben liegen. Aus lauter Verzweiflung stoppt Jürgen einen Tanklaster, den wir kurz zuvor überholt hatten. Aber wie soll der arme Mann, selbst wenn er wollte, uns helfen? Wir trauen unseren Augen kaum, als uns kurz darauf ein Mercedes G mit deutschem Kennzeichen entgegenkommt. Dass die beiden zwei Reservekanister Diesel dabei haben und
uns gut 10 Liter überlassen, ist sagenhaftes Glück. Wir sind so dermaßen dankbar und kommen uns zugleich unsagbar dämlich vor - als wären wir zum ersten Mal mit dem Auto in einer Gegend unterwegs, in der nicht alle Naslang eine Tankstelle steht. Um eine Erfahrung reicher kommen wir schließlich doch rechtzeitig nach Windhoek. So etwas wird uns nie wieder passieren! Und wir nehmen uns außerdem vor, die Hilfe, die uns heute den Hintern gerettet hat, bei nächster Gelegenheit zurückzugeben.
Die Rückgabe des Toyota ist kurz und schmerzlos. Der Steinschlag in der Frontscheibe, den uns heute früh eine Vollbremsung wegen eines Affen einbrachte, der kurz vor uns die Piste querte, stört keinen großen Geist. Auch der platte Ersatzreifen ist kein Thema. Die Mietwagenfirma können wir guten Gewissens weiterempfehlen. Wir werden zum Flughafen gebracht, erleben hier den ersten und einzigen Regen auf dieser
Reise, und spätestens beim Klamottenwechsel auf der Toilette ist der Namibia-Urlaub vorbei. Zu Hause erwarten uns Minusgrade und eine Verabredung auf dem Weihnachtsmarkt.
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Wie so oft wollen wir auf jeden Fall wiederkommen.
Das Land mit unserem eigenen Auto zu bereisen, länger zu bleiben, vielleicht auch mehr unternehmen zu können, weil die Hitze nicht gar so mörderisch ist, das alles reizt uns sehr. Und da auch die Nachbarländer tolle Landschaften und Erlebnisse versprechen, wird es irgendwann sicher ein Schiff geben, das unseren Toyota ins südliche Afrika bringt.
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