Ende April 2010, wir haben ein paar Tage frei und hätten es gern halbwegs warm, also versuchen wir mal der Deutschen Lieblingsinsel. Nachdem ich mich schon vor etlichen Jahren bei einem Kurztrip mit einer Freundin davon überzeugen konnte, dass Mallorca nicht nur DAS Mallorca sein muss, fällt uns die Wahl nicht schwer. Kurzer Flug, alles nah beieinander, ausreichend Möglichkeiten zum Wandern - das wird für zehn Tage ausreichen.
Mit unserem Hotel in Banyalbufar an der Westküste sind wir sehr glücklich, die Saison wurde gerade eröffnet, kaum jemand ist hier. Der Ort ist ebenfalls sehr beschaulich; dazu trägt die Tatsache, dass die Küstenstraße in Richtung Andratx kurz hinter Banyalbufar wegen eines Erdrutsches gesperrt ist und es deshalb keinen Durchgangsverkehr gibt, ihr Übriges bei. Wir haben den perfekten Meerblick - es wäre peinlich zuzugeben, wie viele Sonnenuntergang-Fotos man in wenigen Tagen machen kann. Da wir den Hinflug schon ganz früh am Morgen hatten und mit dem Mietwagen alles ratzfatz ging, sind wir schon vorm Frühstück in Banyalbufar und machen nach kurzem Ankommen gleich unsere erste Wanderung entlang der Küste nach Port d'es Canonge. Nicht zu lang, kein bisschen schwer, dazu Sonnenschein und wunderbare Ausblicke auf die Küste - ein gelungener Auftakt.
Hoch über Valldemosa lässt sich auf einer langen Wanderung, die teilweise den alten Panorama-Reitweg von Erzherzog Ludwig Salvatore nutzt, eine sehr schöne Runde schlagen. Unten hängen die Wolken, wir wandern im Sonnenschein darüber, mit wunderbaren Ausblicken auf die Steilküste. Viele Wanderer treffen wir hier oben nicht, der Anstieg von Valldemosa hat es schon in sich, das ist - mal wieder - vielen zu anstrengend.
Dass es auf Mallorca ordentlich regnen kann, erfahren wir auch. Anderthalb Tage bleibt uns nichts anderes übrig, als im Hotel abzuhängen. Dann reicht es zumindest für einen Ausflug nach Soller und Fornalutx, beides sehr sehenswerte Orte. Die nächste Wandertour starten wir wieder bei Sonnenschein am Cúber-Stausee, es geht hinauf zum Gipfel L'Ofre auf 1090 Meter und dann weiter zum Puig de Sa Rateta (1107 m). Zwar zieht es mehr und mehr zu, doch trotz der bedrohlichen Wolken über der Tramuntana kommt der Regen nicht zurück. Da die Wanderung nicht so lang war, bleibt uns noch Zeit, weiter bis zur Steilküste im Norden, nahe beim Cap Formentor zu fahren.
Die rein optisch schönste Wanderung machen wir von Sant Elm aus. Die Rundtour über den Wachturm Torre Cala d'en Basset und das aufgelassene Trappistenkloster Sa Trapa bietet wunderbare Ausblicke auf die vorgelagerte Insel Dragonera. Die Tour ist lang, es gibt sogar eine kleine Kletterpassage. Wir lassen den Tag im sehr schönen Dorf Sant Elm ausklingen; bei den vielen 'Se vende'-Schildern an den Ferienhäusern könnte man wirklich ins Überlegen kommen.
Die kurzen Entfernungen auf Mallorca machen es ohne weiteres möglich, gestern im äußersten Südwesten und heute im Nordosten zu wandern. Von unserer "Homebase" in Banyalbufar sind wir nie länger als eine Stunde unterwegs, um zum Startpunkt zu kommen. Auf der Halbinsel nahe Alcudia verbinden wir zwei Wanderungen aus unserem Wanderführer zu einer zwar ziemlich langen, aber sehr schönen Runde. Los gehts an der Ermita de la Victoria, auf einem schmalen Pfad hoch über dem Meer zum Mirador am Wachturm an der Penya Rotya, hinunter zum Traumstrand Platja des Coll Baix, dann wieder rauf zum Gipfel der Talaia d'Alcudia. Auf der Tour machen wir - wenn auch auf niedrigem Niveau - ganz schön Höhenmeter. Kaum einen einzigen davon, dafür aber Strecke, machen wir dann an der Küste am Cap de ses Salines an der Südspitze.
Die letzte Tour führt uns auf den höchsten Wandergipfel der Insel, die Massanella (1352 m); der knapp 100 Meter höhere Puig Major ist als militärisches Sperrgebiet nicht zugänglich.
Nach zehn Tagen Mallorca können wir unumwunden zugeben, dass uns die Insel sehr gut gefallen hat.
Landschaft und Wandermöglichkeiten sind super. Sehr angenehm ist außerdem, dass niemand etwas mit Ballermann-Tourismus zu tun haben muss, der das nicht möchte.
Es gibt Orte und Gegenden für jeden Geschmack, man kommt sich gegenseitig nicht ins Gehege, also muss sich auch keiner über die jeweils andere Seite ärgern oder aufregen (abgesehen von der wandelnden jugendlichen Schnapsleiche in Badelatschen und mit Handtuch über der Schulter im Flieger nach Hause - aber gut..)
Für einen entspannten Kurzurlaub war Mallorca eine sehr gute Wahl!
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