Korsika war für uns kein unbekanntes Ziel, aber eines, von dem wir uns gut vorstellen konnten, nochmal hinzufahren, mit ausreichend Wandermöglichkeiten und vor allem eines, das uns gut geeignet schien für eine Tour mit dem Camper. Ende Mai 2011 geht es via Schweiz in Richtung Bastia. Am ersten Tag machen wir schon ordentlich Strecke, kommen bis zum Sustenpass, wo wir bei Regen und tiefhängenden Wolken übernachten. Da wir einen ganzen Tag Zeit haben, bis Livorno zu kommen, fahren wir weiter über Land- bzw. Passstraßen. Am Grimmselpass scheint dann schon die Sonne, aber hier oben ist es a..kalt, eher ungeeignet zum Spazierengehen oder Frühstück in der Sonne. Ohne zu hetzen kommen wir am Abend in Livorno an, wir bleiben auf dem Campingplatz Mare e Sole ganz in der Nähe vom Hafen, wo am nächsten Morgen die Fähre ablegt. Schon mittags stehen wir in Bastia - die relativ kurze Anreise ist sicher auch ein Argument für Korsika. Im ersten Überschwang hatten wir überlegt, noch am Nachmittag unsere erste Wanderung zu machen, das wird uns dann aber doch zu hektisch. Wir vertrödeln den Nachmittag lieber auf einer Wiese oberhalb von Pozzo mit schönem Blick aufs Meer, übernachten hier auch und machen uns erst am nächsten Morgen auf den Weg zur Wanderung zum Monte Stello, dem Aussichtsgipfel auf dem Cap Corse. Wir verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen und testen, ob der Toyota auch in Korsika mit Pisten umgehen kann. Da wir Cap Corse schon beim Zelt-Urlaub vor einigen Jahren umrundet hatten, sparen wir uns das dieses Mal und fahren offroad von Sisco auf der östlichen Seite über den Col St. Jean nach Ogliastro auf der Westseite. Der Stellplatz, den wir kurz nach dem Pass finden, ist ein Traum, mit weitem Blick zur Bucht von St. Florent und die Berge im Landesinneren.
Über Nonza (wo wir das entspannte Leben des gemeinen Korsen im örtlichen Cafe bewundern) und St. Florent fahren wir in die Désert des Agriates. Die erste Idee, am Plage de Loto zu übernachten, wird verworfen, weil der Parkplatz dort kaum einen ebenen Platz bietet, wir aber auch nicht auf den nebenan liegenden offiziellen Campingplatz gehen wollen. Auf dem Weg Richtung Plage de Loto macht Jürgen zum Test des neuen Fotoobjektivs gefühlt 500 Bilder vom Seerosen-Teich, an dem wir vorbeikommen. Sieht aber auch wirklich sehr schön aus. Vom ersten Stellplatz müssen wir wegfahren, weil uns nach kurzer Zeit Dutzende Wespen bedrängen, vom zweiten, weil der am späteren Abend zur Kuhweide wird und die Viecher eine andere Vorstellung von Nachtruhe haben als wir. Letztlich stehen wir ruhig und unbehelligt irgendwo neben der Piste. Am nächsten Tag ist das Wetter zwar nicht mehr ganz so strahlend, aber wir können trotzdem noch gut eine Wanderung zwischen Plage de Loto, Plage de Saleccia und Punta Mortella machen. Das Meer ist ganz schön wild, der Himmel teilweise bedrohlich grau. Unserer Stimmung tut das aber (noch) keinen Abbruch, es regnet ja nicht. Auf der Weiterfahrt hatten wir eigentlich vor, über die Offroadpiste von der Hauptstraße N81 zu den Stränden Malfalcu und Paillers de Ghignu zu fahren, um dort die Nacht zu verbringen. Nach mehr als einer Stunde sind wir 7 Kilometer weit gekommen, und die Piste wird eher schlechter als besser. Da wir ja eigentlich nur einen schönen Stellplatz wollen und am nächsten Morgen diesen Horror wieder retour müssen, geben wir entnervt auf und bleiben irgendwo neben der Piste stehen.
Weiter geht es wieder bei strahlendem Wetter. Die Fahrt zur Westküste auf der Küstenstraße D81 ist rein optisch wahnsinnig schön, aber auch anstrengend, weil ziemlich viel Verkehr und ziemlich viel Gekurve.
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Bei Osani sind wir des Fahrens etwas überdrüssig und wandern vom Bocca a Croce hinauf zum Monte Senino. Die kurze Wanderung bietet beim Aufstieg phantastische Ausblicke auf den Golf von Girola und die Halbinsel Scandola. Ablenken lassen darf man sich aber nicht, der Pfad ist schmal und steil. Auf der anderen Seite des Gipfels geht der Blick zum Golf von Porto.
In der Bucht von Bussaglia hatten wir uns eigentlich auf den Campingplatz stellen wollen. Nur gibt es den nicht mehr, was sich letzlich aber als Glücksfall erweist, weil man direkt hinter dem Strand super frei stehen kann, was wir in den nächsten Tagen ausgiebig nutzen. Mal stehen wir hier ganz allein, mal kommen zwei, drei andere Wohnmobile dazu, mal besucht uns ein riesiges schwarzes Wollknäuel. So schön hier.
Durch die Calanche fahren wir am nächsten Tag zum Startpunkt der Wanderung zum Capu Rosso, wo ein alter Genueserturm hoch oben auf den Klippen steht, die hier 300 Meter steil ins Meer abfallen.
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Es regnet die nächsten zwei Tage nicht nur, es schüttet regelrecht. Ab jetzt wird es mit dem Planen schwieriger, wir müssen spontan sein und können bzw. müssen dann wandern gehen, wenn das Wetter ok ist, was zwischendurch auch immer wieder der Fall ist. So schaffen wir es, von Ota aus einen Teil der Spelunca-Schlucht zu durchwandern und auf den Capu d'Orto oberhalb von Porto zu steigen. Unser Ausgangspunkt bleibt die Bucht von Bussaglia.
Bei der Tour auf die markante Paglia Orba, den mit 2525 m zweithöchsten Berg Korsikas, haben wir mit dem Wetter richtig Glück. Vom Col de Verghio starten wir die lange Wanderung mit 1300 Meter Anstieg; anspruchsvoll ist nur der Gipfelanstieg, ansonsten heißt es "nur" laufen, laufen, laufen.
Wenn man ehrlich ist, können wir uns nicht wirklich beschweren - bis auf zwei echte Regentage haben wir letztlich doch viel machen können. Wir erwarten rein wetter-technisch manchmal einfach zu viel bzw. lassen uns von schlechtem Wetter zu sehr runterziehen. Das nehme ich zum großen Teil auf meine Kappe; ohne Sonne ist eben alles nur halb so schön (höchstens..) Und trotz dieses kleinen Wermutstropfens hat uns Korsika wieder gut gefallen, bei der Ausfahrt aus dem Hafen in Bastia sind wir uns eigentlich schon sicher, dass wir wiederkommen werden.
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