Jordanien 2012
 
 

 
 
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2012 steht wieder ein runder Geburtstag an, der weder in der Heimat verbracht noch gefeiert werden soll. Und auch wenn es nicht wie beim 30. ein einsamer Berggipfel in den Anden wird, so doch eine kleine Flucht in Form eines "normalen" Urlaubs. Die Wahl fällt auf Jordanien, weil es dort im April schon leidlich warm ist, ohne dass wir zehn Stunden fliegen müssen, weil es ein Einstieg in eine Region ist, die wir noch nie bereist haben und weil so klangvolle Namen wie Wadi Rum, Petra und Totes Meer locken. Also machen wir uns am 30. März für gute zwei Wochen auf nach Jordanien. Wir haben diesmal vorher neben dem Mietwagen auch die Hotels vorgebucht, was zwar gegen unsere Gewohnheit ist, sich aber im Nachhinein als richtige Entscheidung erweist.

Wir starten mit einem Tag Stadtbesichtigung in Amman, das auf sieben Hügeln erbaut wurde, sich mittlerweile aber über mindestens 19 dieser Jebels erstreckt. Am frühen Morgen hören wir zum ersten Mal im Leben den Muezzin rufen, was uns gleich das gute Gefühl gibt, unterwegs zu sein. Amman ist keine Schönheit, aber ein paar Stunden Umherstreifen auf jeden Fall wert. Wir erleben, wie sich Hunderte Männer beim traditionellen Freitagsgebet auf den Straßen rund um die riesige Hussein-Moschee versammeln, besteigen den steilen Hügel zur Zitadelle hinauf und haben von dort oben einen phantastischen Blick über weite Teile der Stadt und vor allem auf das Römische Theater. Und wir entdecken gleich an unserem ersten Tag, wie prima wir die jordanischen Kekse finden, die an unseren Zwieback erinnern, aber noch viel leckerer sind und die es einfach überall gibt.

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Nachdem wir mit einigen Schwierigkeiten unseren Mietwagen bekommen haben - kein Mensch hatte eine Ahnung, wo die Vermietstation von Alamo sein könnte, die Adresse half auch nicht weiter - verlassen wir am späten Nachmittag Amman in Richtung Süden. Wir wollen nach einem Zwischenstop in Madaba ans Tote Meer. In unseren ersten Tagen in Jordanien fühlt es sich noch nicht so an, als dass wir dem Winter entflohen wären. Abends gemütlich draußen sitzen ist zunächst noch eine Wunschvorstellung.

Im als Mosaikstadt bekannten Madaba geht es im Vergleich zu Amman recht geruhsam zu, Lärm und Hektik scheinen in der Kleinstadt unbekannt zu sein. Wir besuchen natürlich die St. Georgskirche mit dem berühmten Palästina-Mosaik, das auf 6 x 15,5 Metern die gesamte Region von Ägypten bis zum heutigen Libanon darstellt. Von dem aus dem 6. Jh. stammenden Mosaik sind zwar leider große Teile zerstört, aber selbst der noch erhaltene kleine Teil ist sehr beeindruckend. Im Archaeological Park sind etliche weitere freigelegte Mosaike aus ehemaligen Kirchen zu sehen, auch die lohnen einen Besuch.

 

Von Madaba machen wir am nächsten Tag einen ersten Ausflug in Richtung Totes Meer. Von 800 Höhenmetern windet sich die Straße in nur 8 Kilometern auf -400 Meter hinunter.

Bisher waren wir auf unseren Reisen eher Höhenrekorde gewohnt; jetzt unter Meeresniveau zu sein, ist für uns ein echtes Novum.

Der Mt. Nebo, wo laut Altem Testament Gott Moses das Gelobte Land zeigte und Moses auch gestorben sein soll, hat für uns ob der Menschenmengen, die in Tourbussen hierher gekarrt werden, eher etwas Rummelhaftes. Und auch die Aussicht, die an klaren Tagen bis Jerusalem und Jericho reichen soll, ist bei unserem Besuch wenig beeindruckend. Umso sprachloser sind wir dann aber am Toten Meer, denn egal, wie viele Fotos oder Berichte man darüber gesehen hat, der Anblick "in echt" ist unbeschreiblich.

Extrem begeistert sind wir später vor allem von unserer Unterkunft. Es gibt neben der Handvoll Luxushotels mit Preisen jenseits von Gut und Böse nur eine weitere Möglichkeit: Am Wadi Mujib Nature Reserve gibt es auf einer kleinen Landzunge 15 zwar sehr einfache aber wunderschön gelegene Chalets, mit freiem Blick vom Bett aufs Tote Meer. Dass wir hier vorausgebucht haben, erweist sich als goldrichtige Entscheidung. Die Lage, die Ruhe, der Blick und auch die kleinen Chalets selbst finden wir einen Traum. Und den Spaß, im Toten Meer zu liegen, ohne sich auch nur im geringsten bewegen zu müssen, kann man nicht beschreiben, das Gefühl muss erlebt werden.

Von hier aus machen wir eine Wanderung in den Canyon des Wadi Mujib hinein. Wir entscheiden uns für den einzigen Trail, der ohne Rangerbegleitung möglich ist. Auf dem Siq Trail geht es ca. 1,5 Kilometer in den Canyon hinein. Nach nur wenigen hundert Metern mit trockenen Füßen watet man erst durch knöchel-, später knietiefes Wasser, und wenn es dann an Seilen über Felsen geht, bleibt auch der Rest nicht trocken. Immer schön die Kamera hochhaltend, haben wir an der "Wanderung" großen Spaß. Und da sich mittlerweile auch die Temperaturen deutlich gebessert haben, sind auch die nassen Unterhosen kein Problem.

Mindestens so gut wie das Wadi Mujib gefällt uns das Wadi Nimrim etwas weiter südlich. Den Eingang dazu finden wir dank der guten Beschreibung im Reiseführer (wer hätte das gedacht, ein guter Reise-Know-how-Band!), ausgeschildert ist hier gar nichts. Hier können wir auch ohne teuren Eintritt und mutterseelenallein in den Canyon hineinwandern.

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Am Ende unserer drei Tage am Toten Meer sind wir mindestens so begeistert wie wir es beim ersten Anblick waren.

Diese Gegend hat wirklich einen ganz eigenen Charakter, es hat uns hier unheimlich gut gefallen.

Auf der Weiterfahrt nach Petra machen wir auf halber Strecke einen Abstecher zum Dana Biosphere Reserve und nutzen die Gelegenheit für eine kleine Wanderung. Wir sind im Frühjahr unterwegs, deshalb sind die blühenden Wiesen und einzelnen Blüten in Felsspalten ein echtes Highlight fürs Auge; ansonsten dominieren in diesem Land eindeutig die Farben Braun, Grau und Ocker. Ähnlich wie im Reservat am Wadi Mujib ist auch hier der Eintritt zwar ordentlich, aber davon lassen wir uns nicht abschrecken. Wegen Eintrittsgeldern auf Dinge zu verzichten, die wir gern sehen oder erleben wollen, haben wir uns erfolgreich abgewöhnt.  Wir wandern am Felsabbruch entlang, haben aber leider wieder ziemlich diesiges Wetter und können deshalb nicht sehr weit ins Wadi Dana hineinschauen. Trotzdem tut es gut zu laufen; reine Fahrtouren sind nichts mehr für uns - auch das keine neue Erkenntnis.

Am Abend kommen wir in Wadi Musa an und genießen von der Hotelterrasse den ersten beeindruckenden Blick in Richtung Felsenstadt. Für die nächsten drei Tage stehen Petra und Umgebung auf dem Programm; wir sind sehr gespannt!

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Abhandlungen über die Geschichte der Nabatäerstadt spare ich mir an der Stelle. Jeder, der Petra besuchen will, wird sich damit ausführlich selbst beschäftigen. Für uns steht jedenfalls fest: Dass Petra bei der Wahl der Neuen Sieben Weltwunder 2007 mit ganz vorn lag, hat seinen Grund. Und für mich steht fest: Dass ich meinen Geburtstag an diesem Ort verbringen kann, ist mehr als ein Geschenk.

 

Da wir genügend Zeit haben und uns dieses Riesenareal mit Muße anschauen wollen, lösen wir Eintrittstickets für zwei Tage. Es wird uns keine Minute davon langweilig oder zu viel.

Wie vermutlich alle Besucher werden auch wir immer gespannter, je weiter wir im 1,2 Kilometer langen Siq kommen. Auch wenn es sehr schon beeindruckend ist, zwischen den bis zu 100 Meter hohen Felwänden durch das Siq zu laufen, der Blick auf das Schatzhaus Khazne Faraun am Ende des Siq, der sich von einer Sekunde auf die andere bietet, ist unbeschreiblich. Weil wir schon relativ früh unterwegs sind, hält sich der Trubel auch noch in Grenzen. Dass sich auf dem Platz vor dem Schatzhaus fotogen Beduinen mit ihren Kameln drapieren, macht die Szene zwar etwas kitschig, aber wen stört das hier schon.

Die Häuser in Petra beeindrucken in erster Linie durch ihr Äußeres, ihre Fassaden, das Innere ist schmucklos, oft sogar leer. Da macht auch das Schatzhaus keine Ausnahme. Aber dieses Äußere hat es mehr als in sich; was da aus dem Fels gehauen wurde, kann man einfach nur bestaunen. Wir nehmen uns die Zeit abzuwarten, bis die Sonne so hoch steigt, dass sie das Schatzhaus ganz in Licht taucht. Wir sind wirklich sehr sehr froh, dass wir hier autark unterwegs sind und uns niemand zum Weitergehen drängt.

Da noch anderthalb Tage und viel zu sehen vor uns liegen und wir außerdem am Abend auf dem Rückweg hier wieder vorbeikommen werden, können wir uns guten Gewissens auf den weiteren Weg machen.

Es wäre müßig, die einzelnen Gräber, Tempel und Gebäude aufzuzählen, die wir besuchen. Es soll etwa 1000 Gräber und insgesamt 3000 in den Fels gehauene Räume geben, wir haben eine Menge davon gesehen. Wir scheuen trotz Hitze keinen Weg und begeben uns wo immer möglich in die Höhe, um auch Blick von oben auf das Gelände zu haben. Dass man sich Petra mit unzähligen anderen Touristen teilen muss, steht außer Frage. Aber wie immer: Sobald ein Weg länger als 10 Minuten dauert oder etwas beschwerlicher wird, ist man nahezu allein.

Auch nach zwei Tagen haben wir noch nicht genug von Felsen, also besuchen wir El Barid oder Little Petra, das etwas außerhalb liegt und zwar bei weitem nicht so beeindruckend ist wie die große Schwester, dafür aber nahezu menschenleer, frei zugänglich und außerdem noch Möglichkeiten für kleinere Wanderungen in der Umgebung bietet.

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Voll von Eindrücken verlassen wir Wadi Musa in Richtung Aqaba am Roten Meer. Dass die Entfernungen in Jordanien verhältnismäßig gering sind und das Land gleichzeitig so vielfältig ist, macht das Reisen hier sehr einfach und unglaublich abwechslungsreich: Heute Felsenstadt Petra, morgen Tauchen im Roten Meer und übermorgen Wüstencamp im Wadi Rum, kein Problem. In diesem Sinne machen wir auf dem Weg nach Süden einen kurzen Stop am Eingang zum Wadi Rum, um uns vor Ort Infos über Tourmöglichkeiten zu holen. Wir buchen noch nichts, haben aber jetzt die Gewissheit, dass sich sehr einfach eine Tour finden lässt. Also weiter nach Aqaba.

In erster Linie wollen wir hier ein paar Tage am Meer liegen und nach Möglichkeit auch mal wieder tauchen gehen. Beides funktioniert, wenn auch die Tauchgänge sehr viel weniger spektakulär sind als erwartet. Denn leider haben wir - für dieses Gebiet eher ungewöhnlich - ziemlich trübes Wasser, die Sicht beträgt keine 15 Meter.. sehr schade, aber nicht zu ändern. Ansonsten passiert wenig, abhängen ist auch mal schön. Am Strand zu liegen macht allerdings nicht so viel Spaß, denn Frauen im Bikini sind am öffentlichen Strand doch die Ausnahme. Am Hotelpool lässt es sich aber auch aushalten.

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Und dann machen wir uns auf zum letzten Highlight, ins Wadi Rum. Natürlich wären wir lieber mit unserem Camper zum ersten Mal in die Wüste gefahren statt in einem incl. Fahrer gemieteten Uralt-Toyota. Aber da unser Hilux bei diesem Urlaub nun mal zu Hause in der Scheune bleiben musste, geben wir uns damit zufrieden, überhaupt in der Wüste zu sein. Denn das ist eine Landschaft, die wir beide - abgesehen von ganz kleinen Abstechern in die Küstenwüsten in Peru und Chile - noch nicht kennen, auf die wir uns aber unheimlich freuen.

 

Ein Tauchlehrer im Hotel in Aqaba hatte uns einen Bekannten für die Tour ins Wadi Rum empfohlen. Und auch wenn wir bei solchen Empfehlungen ansonsten eher vorsichtig sind, diesmal war der Tip wirklich gut.

Genau wie wir es uns vorgestellt hatten, steigen wir, wann immer wir wollen, aus und wandern für ein paar Stunden (wenn auch stets unter den etwas mitleidigen Blicken unseres Fahrers), unsere Übernachtungsstellen haben wir komplett für uns, und da wir vier Tage Zeit haben, fahren wir nicht nur die absoluten Highlights ab, sondern sind auch etwas abseits vom Schuss unterwegs. Und auch wenn wir nicht komplett allein entscheiden konnten, was wann wie passiert, war diese organisierte Tour sehr ok. Dass wir natürlich noch lieber allein unterwegs gewesen wären, ist auch klar.

Nach vier Tagen Sandstapfen und Sonne satt haben wir genug fürs Erste. Wir sind uns ganz sicher, dass dies nicht unsere letzte Wüstentour bleiben wird. Ein mehr als gelungener Einstieg war sie in jedem Fall! Und nächstes Mal darf dann auch der Hilux mit, versprochen.

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Dann bleibt nicht mehr viel außer der Rückfahrt in Richtung Flughafen, diesmal über die ziemlich langweilige Desert Road. Als wir an einem Abzweig rechts in Richtung Irak vorbeikommen, wird uns nochmal bewusst, in welcher uns bisher unbekannten Region wir hier gereist sind. Für uns war Jordanien einfach nur ein wunderbares Reiseziel, mit so viel zu sehen und zu erleben auf so kleinem Raum, mit gutem Wetter, freundlichen Leuten und 1A-Straßen - perfekt für das, was wir von diesem Urlaub wollten.

 

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