Im September 2012 hatten wir zum einen nur knapp zwei Wochen Zeit für eine Tour mit dem Camper, zum anderen wollten wir mal nicht so weit fahren. Und da es uns in den Dolomiten im Winter immer prima gefallen hatte, lag die Idee nah, die Gegend auch im Sommer mal zu testen. Wobei Sommer leider nicht mehr ganz richtig war, wie wir noch bemerken sollten.
Aber erstmal ging es etwas abseits unserer üblichen Strecken los. Bei Hitze und Superwetter waren wir im Böhmerwald quasi in meinen Kindheits-erinnerungen unterwegs. Am Lipno-Stausee hatte ich in den 80ern als Kind einige Urlaube verbracht, immer hatte es uns dort gut gefallen; und ich wollte zu gern wissen, wie es dort mittlerweile aussieht. Kurz gesagt: immer noch schön; manches noch schöner als früher, wie wir beim Bummel durch Cesky Krumlov feststellen konnten. Am Fuß der Teufelswand plätschert die Moldau noch immer als kleiner Bach vor sich hin (und im Kopf hört man beim Runterklettern natürlich nach wie vor Smetanas Moldau). Es gibt immer noch lecker Knödel und Kraut (und für die, die wollen, lecker Bier). Was dagegen an Faszination deutlich verloren hat, ist die Tatsache, dass auf der anderen Seite vom Lipno Bayern und Österreich liegen.. Aber das tut der wunderschönen Gegend natürlich keinen Abbruch. Fazit nach zwei Tagen: Ein schöner Kurzausflug; wir wissen ja schon längst, dass wir auch mal östlich reisen sollten!
Bei gefühlt 40°C hatten wir auf der Durchreise im österreichischen Radio die grausliche Wettervorhersage für die kommenden Tage gehört, wollen die aber nicht recht glauben, bis uns in Italien tatsächlich Schnee und Kälte begegnen. Innerhalb von zwei Tagen stürzen wir vom Sommer in den Winter. Es hilft nix: entweder Wintercamping oder Zimmer suchen. Wir (Weicheier) entscheiden uns für letzteres. Unsere erste Wanderung rund um den Langkofel machen wir in allen Klamotten, die wir dabei haben. Es ist ziemlich unwirklich, wie wir hier Mitte September durch den Schnee stapfen. Wir reden uns ein, dass das nur ein kurze Episode sein kann. Am Ende werden es drei Tage, die wir in einer Pension in Corvara verbringen. Statt Kochen im Auto oder Grillen wird am Abend die örtliche Pizzeria aufgesucht. So verlaufen die ersten Tage anders als erwartet, aber wir machen das Beste draus. Zumindest tagsüber können wir unseren Plänen nachgehen und wandern, allein die Temperaturen am Abend und nachts halten uns noch vom Campen ab.
Auf der Boé-Runde haben wir schon wieder Wetter, wie man es in den Dolomiten erwartet; der Wintereinbruch von vor zwei Tagen macht zwar einige Abstiege tückischer, als es um diese Jahreszeit sein sollte. Wir haben trotzdem viel Spaß am Laufen und merken, dass uns die Sella-Runde nicht nur per Ski gefällt. Und endlich können wir auch wieder im Auto übernachten. (Die Decke leistet beim Draußensitzen am Abend gute Dienste..) Freie Stellplätze zu finden, fällt uns in der Region nicht ganz leicht; die Campingplätze, auf die wir zurückgreifen "müssen", sind allerdings auch ok.
Die wunderschöne Rosengartenrunde haben wir natürlich nicht für uns allein, es sind aber auch keine Massen unterwegs, wie man es von manchen Fotos kennt. Einen langen Wandertag sind wir unterhalb dieses phantastischen Massivs unterwegs.
Von der Punta Vallacia, dem westlichen Eckposten der Marmoladagruppe haben wir am nächsten Tag einen wunderschönen Blick auf Sella und Rosengarten.
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Unsere nächste Wanderung 'Rund um die Tofana di Rozes' liegt auf dem Weg nach Cortina d'Ampezzo. Je länger wir unterwegs sind, umso kühler und windiger wird es. Damit kündigt sich der Regen an, den wir am nächsten Tag auf dem Campingplatz in Cortina aussitzen.
Zum Glück hält sich das schlechte Wetter nicht, so dass wir die nächste Wanderung angehen können. In den Sextener Dolomiten geht es 'Rund um den Einser'. Je näher wir den berühmten Drei Zinnen kommen, umso voller wird es auf den Wegen. Bei dieser Landschaft aber auch kein Wunder - die Berge sind hier wirklich etwas Besonderes. Nach 1400 Höhenmetern und einem langen Wandertag finden wir uns (mangels Alternative) auf dem 5 Sterne-Campingpark Sexten wieder - und fühlen uns ziemlich fehl am Platz; entschieden zu viel Luxus für uns. So schön warme Duschen sind, das Gefühl von Camping sollte irgendwo noch bleiben..
Oberhalb des Misurunasees laufen wir dann den Sentiero Bonacossa, auch wieder eine lange und anstrengende, dieses Mal aber wenig begangene Tour. Es geht immer wieder an Seilen entlang, teilweise über Leitern und auf schmalen Gerollbändern - irgendwann steht man unvermittelt vorm Panorama der Drei Zinnen. Nicht schlecht! Der Abstieg, immer in Nähe der Drei-Zinnen-Straße verlaufend, zieht sich lang hin.
Was von diesen zehn Tagen Dolomiten bleibt, sind einige schöne Wanderungen, ein klein wenig Enttäuschung darüber, dass nicht nur eitel Sonnenschein herrschte, und die Gewissheit, dass Wintercamping wirklich nichts für uns. Wir kommen sicher wieder, ob im Sommer oder Winter lassen wir offen.
Auf dem Heimweg machen wir Halt an der Zugspitze; auf dem Parkplatz vor dem Luxus-Campingplatz an der Ehrwalder Zugspitzbahn können wir für kleines Geld stehen und trotzdem alle Einrichtungen nutzen. So lang die Sonne scheint, genießen wir den Ausblick auf die Zugspitze.
Ein gelungener Abschluss!
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